Jeanne die Kamikaze-Diebin

Auf Hörerwunsch geht es beim Heutigen Spotlight um die Magical-Girls-Reihe "Jeanne die Kamikaze-Diebein", auch bekannt als "Kamikaze Kaito Jeanne". Kamikaze bedeutet übrigens wörtlich übersetzt ungefähr so viel wie "göttlicher Wind" - und das passt sehr gut zu unserer lieben Jeanne.

Doch nun erstmal von Anfang an.
Maron Kusakabe, wie Jeanne mit bürgerlichem Namen heißt, scheint auf den ersten Blick ein ganz normales japanisches Schulmädchen zu sein. Trotz ihres zarten Alters von 16 Jahren lebt sie bereits seit längerer Zeit alleine. Schon im Alter von 10 Jahren war sie oft sehr lange, teilweise die ganze Nacht alleine zu Hause und ihre Eltern stritten oft. Das ging so weit, dass schließlich beide sich trennten, ins Ausland zogen und Maron alleine in Japan zurückließen. Ihr größter Wunsch ist es daher natürlich, dass sich ihre Eltern wieder vertragen und sie endlich wieder als Familie zusammenleben können. Allerdings hat sie leider nur wenig Kontakt zu ihren Eltern und wartet vergeblich Tag für Tag auf einen Brief oder Anruf. Dafür kümmert sich ihre beste Freundin und Nachbarin Miyako Todaiji um sie, und auch Miyakos Familie hilft Maron wenn nötig. Außerdem lebt sie zusammen mit dem Engel "Fynn Fisch", den aber niemand sonst kennt und der später noch wichtig wird.

Miyakos Vater ist ein scheinbar hochrangiger Polizist, der hauptsächlich hinter einer bestimmten Verbrecherin her ist. Eine Kunstdiebin namens "Jeanne die Kamikaze-Diebin". Obwohl sie jedes Mal einen Brief an ihre Opfer schreibt, in denen sie Zeit, Ort und Gegenstand ihres nächsten Raubzuges ankündigt, gelingt es der Polizei nicht diese Diebin zu fangen, und inzwischen schaltet sich auch Miyako selbst ein, deren größter Wunsch es zu sein scheint, Jeanne zu fangen, und damit unter anderem auch zu beweisen, das Maron nichts mit ihr zu tun hat, denn sie ahnt ja nicht wer wirklich hinter Jeanne steckt...
Tatsächlich kann sich Maron nämlich verwandeln und ist dann Jeanne D'Arc, besser bekannt als "Jeanne die Kamikaze-Diebin."

Jeanne D'Arc - im deutschsprachigen Raum auch "Johanna von Orléans" oder "die Jungfrau von Orléans" genannt existierte übrigens wirklich. Sie ist eine französische Nationalheldin, die vermutlich 1412 in Domrémy, Lothringen geboren wurde und am 30. Mai 1431 in Rouen mit grade mal 19 Jahren starb. Sie lebte also nur recht kurz und im 15. Jahrhundert zu Zeiten des hundert jährigen Krieges in dem der englische König Edward III. und der französische König Philippe VI. um die Thronfolge Frankreichs stritten. Mit 13 Jahren hatte sie angeblich ihre ersten Visionen, in denen sie die Stimme der heiligen Katharina hörte, später erschienen ihr wohl auch Erzengel Michael und die heilige Margaretha. Ihre scheinbar von Gott aufgetragen Aufgabe sollte es sein, Frankreich von den Engländern zu befreien. 1429 gelang es ihr nach ein paar hartnäckigen Versuchen und dem Beweis für ihren christlichen Glauben, indem sie ein Kreuz küsste, zum französischen Thronerben Dauphin vorgeladen zu werden. Dieser ließ sie von verschiedenen Geistlichen auf Glaubwürdigkeit und Jungfräulichkeit prüfen und ihr schließlich nach Absegnung durch den französischen Kronrat eine speziell für sie angefertigte Rüstung und eine militärische Einheit zur Verfügung stellen. Sie verhalf Frankreich daraufhin, obwohl sie von Pfeilen getroffen und von ihrem Pferd gestoßen wurde, Frankreich in Orléans (daher auch ihre erwähnte pseudonyme) zu einem bedeutenden Sieg über England und geleitete anschließend Karl VII zu seiner Krönung in Reims, wo sie auch an der Zeremonie teilnahm. Sie hatte nun das Ziel, die Engländer ganz vom Festland zu vertreiben, Karl VII jedoch wollte eigentlich lieber Frieden schließen und wendete sich daher von ihr ab. Ihre weiteren Bemühungen der "Befreiung" blieben daher erfolglos und schließlich wurde sie durch Verrat im Mai 1430 von Johann von Luxemburg festgenommen und den Burgundern, einem Seitenzweig des französischen Königshauses, die jedoch als unabhängige Fürsten auftraten - allerdings an ihrem vorhaben scheiterten ein eigenständiges Königtum zu errichten - ausgeliefert. Nach mehrmonatiger Gefangenschaft und erfolglosen Fluchtversuchen wurde sie schließlich an den Herzog von Bedford verkauft, welcher sie wiederum der katholischen Gerichtsbarkeit in Rouen übergab. Der Bischof von Beauvais verurteilte sie wegen ihres Aberglaubens, ihrer Irrlehren und anderer Verbrechen gegen die göttliche Majestät, beschuldigte sie des Feenzaubers, der Anbetung von Dämonen (mit Bezug auf die von Jeanne gehörten angeblichen Visionen) und des Mordes, da sie nicht als Soldatin anerkannt wurde und alle von ihr im hundert jährigen Krieg getöteten Personen daher als Mordopfer galten. Am 30. Mai wurde sie dann auf dem Scheiterhaufen verbrannt. 24 Jahre später wurde dieses Urteil dann in einem Revisionsprozess aufgehoben und sie wurde zur Märthyrarin erklärt, 1909 von Papst Pius X. selig- und 1920 von Papst Benedikt XV heilig gesprochen.

Doch was hat das alles jetzt mit Maron und der Kunstdiebin Jeanne zu tun? Ganz einfach: Die Diebin Jeanne D'Arc trägt nicht um sonst diesen Namen. Maron ist nämlich die Reinkarnation, also Wiedergeburt, von eben dieser Jeanne D'Arc aus der französischen Geschichte. Natürlich wird das ganze im Anime und Manga nicht so genau und auch ein wenig anders dargestellt. So hatte Jeanne im Geheime nämlich von Gott eigentlich den Auftrag bekommen, Dämonen zu bannen, und genau das ist auch jetzt ihre Aufgabe. Dämonen verstecken sich häufig in Kunstgegenständen, beispielsweise Gemälden, und ergreifen dadurch Besitz von demjenigen, dem der Gegenstand gehört. Die von Dämonen besessenen Personen weisen meist ähnliche, negative Persönlichkeitsveränderungen auf, sind meist recht egoistisch und stellen den Schutz des besessenen Kunstobjektes, grade nach Jeannes Raubabzugsankündigung, über alles andere.

Mit dem Verwandlungsspruch "Gib mir die Kraft Jeanne d'Arc! Stark, bereit, unbesiegbar, schön, entschlossen, mutig!" sowie der Kräfte des Engels Fynn verwandelt Maron sich in Jeanne D'Arc und bannt die Dämonen, indem sie einen magischen Pin zusammen mit den Worten "Im Namen des Herren fange ich die Ausgeburten der Finsternis und mache sie unschädlich. Schach Matt!" auf das jeweilige Gemälde wirft. Der Dämon wir dadurch in einer Schachfigur gebannt, die Fynn an sich nimmt, und so soll Gottes macht steigen, während die des Satans durch die Dezimierung seiner Dämonentruppe schwindet. Das dabei das jeweilige Gemälde vernichtet wird ist leider ein unerwünschter Nebeneffekt, in Wahrheit ist Jeanne also keine wirkliche Diebin, sondern wirkt nur auf außenstehende so. Immerhin bekommen aber alle geschädigten Personen einen Ersatz und ihnen geht es danach natürlich dadurch, dass sie nicht mehr besessen sind auch besser, trotzdem bleiben es für die Polizei Diebstähle und sie somit eine Verbrecherin. Dämonen müssen aber nicht immer in Gemälden sitzen. Auch ein besessener Hund oder eine besessene Puppe kommen beispielsweise vor - vor letzterer habe ich mich besonders gegruselt, da entsprechende Folge schon ein recht gruseliges Thema an sich hat, mit einem angeblichen Geist im Ferienlager, der dann eben diese Puppe war die plötzlich von alleine umherlaufen und sogar Nadeln verschießen kann - Ich hätte die Serie vielleicht nicht immer nachts so um Mitternacht in dem Zimmer, wo meine Schwester ihre ganzen Puppen stehen hat schauen sollen, denn nach der Folge war mir dort dann doch etwas mulmig zu mute...

Im Laufe der Serie bekommt Jeanne auch Konkurrenz, nämlich von Chiaki der sich in Sindbad verwandeln kann, ebenfalls einen Engel (namens Access) besitzt und auch mit magischen Pins Dämonen in Schachfiguren bannen kann. Fynn vermutet, das er für Satan arbeitet und treibt Maron dazu an, auf jeden Fall dafür zu sorgen, dass sie die Dämomen bekommt und nicht er. Chiaki zeiht zudem in ein Apartment neben ihr und besucht fortan dieselbe Schulklasse wie sei, ist also ständig in ihrer Nähe. Zunächst kann Maron ihn zwar gar nicht leiden aber schließlich verliebt sie sich sogar in ihn, und es kommt zu einem Inneren Konflikt von Maron, als er sie bittet mit dem Stehlen, also dem Dämonenbannen aufzuhören.
Gegen Ende nimmt die Serie nochmal eine Dramatische Wendung, denn etwa in der Hälfte der Serie muss Fynn zu Gott zurückkehren, da Maron nun genug Dämonen gebannt hat, die sie nun überbringen muss. Trotzdem soll Maron weiter Dämonen fangen, bis Fynn zurückkehrt, und das Tut sie im Finale der Anime-Serie auch, jedoch anders als man denkt. Wie sooft würde ich das Ende eigentlich nur ungern verraten, allerdings ist das gleich notwendig um weiter über den Inhalt reden zu können, daher verzeiht den folgenden Spoiler und hört gegebenen Falls jetzt einen Moment weg!

Wer nur die Anime-Serie schaut für den Endet die Story schließlich mit dem Finale in dem Fynn sich als Untergebene Satans entpuppt und von Marion besiegt wird. Dies ist jedoch eigentlich nur die halbe Story, den im Manga erfährt man darüber hinaus noch mehr. Maron und auch Chiaki gelangen dort nach diesen Ereignissen nämlich in das Himmelsreich, treffen sogar auf Gott welcher sich ihnen als eine Art Lichtkugel offenbart. Sie erfahren hier sowohl die wahre Herkunft von sich, denn ihre Herkunftsgeschichte geht sogar bis zur Schöpfungsgeschichte mit Adam und Eva zurück, Jeanne D'Arc selbst war bereits die Reinkarnation einer anderen Person, und erfahren wie Fynn zu dem gefallenen Engel wurde, der sie nun ist und als der sie Satan untergeben ist.
Schließlich kommt es zum Finalen Showdown zwischen Chiaki und Maron auf Gottes Seite und eben Satan, und hier verrate ich euch das Ende natürlich nicht - nur so viel: Es ist ein sehr schönes Ende in dem selbst der Teufel ein wenig liebe erfährt.

Meine abschließende Meinung: Wer radikal strenggläubig christlich ist, der empfindet die Serie vielleicht als eine Art Gotteslästerung - alle anderen erwartet eine schöne Magical-Girl Serie mit typischen Elementen, einer grade im Manga spannende Story und einem Christlichen sowie ein stück weit auch real-geschichtlichen Hintergrund, der man als Fan des Genres durchaus eine Chance geben sollte.