CHRIS HÜLSBECK Diese Woche endlich einmal ein Deutscher in unserer Komponistenreihe dran: Chris Hülsbeck kam in Kassel zur Welt, und zwar am 2. März 1968. Aufgrund der internationalen Verbreitung seiner Musik schreibt er sich selbst inzwischen allerdings mit "ue" statt "ü" im Nachnamen. Auch Hülsbeck zählt zu den Komponisten, die bereits im Kindesalter anfingen, Musik zu machen: Mit 12 Jahren bekam er sein erstes Instrument, eine Heim-Orgel, und mit 15 Jahren begann er, Schlagzeug zu spielen. Sein erster Erfolg war der Chiptune-Titel "Shades", den er auf einem Commodore 64 realisierte und mit dem er 1986 einen Wettbewerb der Zeitschrift 64'er gewann. In der gleichen Zeitschrift wurde auch ein paar Monate später das von ihm entwickelte Musiktool "Soundmonitor" als "Listing des Monats" veröffentlicht. Das Programm erweiterte die begrenzten Sound-Möglichkeiten des C64 und wurde in der Folge von einigen Entwicklungsstudios genutzt. Und auch so manche Band verwendete den Soundmonitor für ihre Songs, vor allem Welle: Erdball. Wenig später bekam Hülsbeck einen Job bei dem deutschen Entwicklungsstudio Rainbow Arts, damals ansässig in Gütersloh. Dort wirkte er an vielen namhaften Spielen und Spielereihe musikalisch mit, etwa bei "Turrican", bei "R-Type" und nicht zuletzt auch bei "The Great Giana Sisters" - das Jump'n'Run kam aufgrund seiner Ähnlichkeit zu "Super Mario Bros." und des daraus resultierenden Rechtsstreits mit Nintendo in die Schlagzeilen, verschwand dann aber auch schnell wieder aus den Händlerregalen. Und ganz besonders hervorgehoben werden muss auch "To Be on the Top", weil dieses Musik-Adventure komplett von Hülsbeck selbst entwickelt wurde. Anfang der 90er Jahre trennte sich Hülsbeck wieder von Rainbow Arts, da er zusammen mit zwei Kollegen die Firma A.U.D.I.O.S. gründete, was für "Art Under Design, Imaginations Of Sound" steht. Die Firma veröffentlichte sowohl Musik als auch unter dem Sub-Label KAIKO Spiele. Zwar wurde KAIKO 1993 wegen Insolvenz aufgelöst, Hülsbeck gründete aber 1997 das neue Label synSONIQ Records, das heute noch existiert und das nicht nur die Musik von Hülsbeck, sondern generell viele Videogame-Soundtracks im Westen zugänglich gemacht hat. Im Jahr 1998 zog Hülsbeck in die USA, wo er heute zusammen mit seiner Ehefrau Tracy Sheppard lebt, in der Nähe von San Francisco. Seine aktuellen Projekte beschränken sich aber weitgehend auf Handyspiele, etwa "ZombieSmash!", "Active Soccer" oder "Doctor Who: Legacy". An der 2012 veröffentlichten Neuauflage "Giana Sisters: Twisted Dreams" war er natürlich ebenfalls beteiligt, sein größtes Projekt der letzten Jahre war aber die "Turrican Anthology": Diese 4-CD-Box enthält den neu eingespielten Soundtrack der "Turrican"-Reihe und wurde über Kickstarter finanziert. Wer interessiert ist, findet die digitale Version auf einschlägigen Musikplattformen, die handfesten Scheiben werden aber außerhalb der Kickstarter-Kampagne nicht mehr vertrieben. Zuletzt muss noch erwähnt werden, dass es Hülsbecks Musik auch auf die große Bühne schaffte: Das WDR Rundfunk Orchester spielte im August 2008 in Köln das Konzert "Symphonic Shades", das orchestrale Versionen vieler wichtiger Hülsbeck-Titel beinhaltete. Sein neuer Song "Karawane der Elefanten" feierte auf diesem Konzert sogar seine Uraufführung. Außerdem wurden seine Songs auch in weiteren Videogame-Konzerten wie "PLAY! A Video Game Symphony" vorgetragen. Hülsbeck zählt somit sicher zu den erfolgreichsten und namhaftesten deutschen Videogame-Komponisten - und das auch ganz zurecht!