MARIO KART LIVE: HOME CIRCUIT Hurra, ein neues "Mario Kart" ist da! "Mario Kart Live: Home Circuit" ist letzten Freitag, am 16. Oktober 2020, weltweit für die Switch erschienen. Allerdings handelt es sich dabei um keinen regulären Serienteil, wir bekommen also kein "Mario Kart 9" sondern viel mehr ein Spin-Off. Was als Allererstes auffällt, ist der verdammt hohe Preis: Rund 100 Euro kostet das Spiel, also etwa doppelt so viel wie ein reguläres Vollpreis-Game. Für den Preis bekommt man allerdings auch ein sehr hochwertiges Miniatur-Mario-Kart, das viel größer als erwartet ist und auch abseits des Spiels ein gutes Deko-Objekt abgibt. Und wenn man bedenkt, dass die kleineren ferngesteuerten Mario Karts, die es vor ca. 15 Jahren in den Spielwarenläden gab, auch schon ihre 40 Euro gekostet haben, dann sind die 100 Euro für dieses Auto inklusive spaßigem Spiel nur minimal überteuert. Der Reiz von "Mario Kart Live" besteht darin, eine eigene Mario-Kart-Strecke physisch im Wohnzimmer aufzubauen. Auf dieser kann das Modellauto dann seine Runden drehen, mit der Switch als Fernsteuerung. Dazu ist im Fahrzeug sogar eine Kamera eingebaut, die die Fahrer-Perspektive auf euer Switch-Display überträgt. Nun wäre es ja schon ganz lustig, wenn ihr einfach nur "just for fun" mit dem kleinen Auto in der Wohnung herumkurven könntet, aber damit gibt sich Nintendo nicht zufrieden, nein: Tatsächlich steckt noch ein vollwertiges Rennspiel in "Mario Kart Live", in dem Mario oder Luigi (denn in diesen beiden Modellen gibt es das Modellauto) in verschiedenen Cups gegen die Koopalinge antreten muss. Items und Hindernisse gehören dabei "Mario Kart"-typisch mit zum Programm. Zugegeben: Je größer die Wohnung, desto abwechslungsreichere Strecken könnt ihr bauen. Meine kleine Bude ist gerade so an der untersten Schmerzgrenze, wo das Spiel noch spielbar ist. Sehr viel Variationsfreiheit in der Streckenführung hab ich allerdings nicht. Das ist allerdings auch gar nicht wirklich notwendig, denn für Abwechslung sorgen auch die vier Tore und die diversen Strecken-Themen. Neben dem Auto findet ihr in der Packung nämlich auch vier Papptore. Diese dienen in erster Linie als Checkpoints, damit das Spiel die Streckenführung besser verarbeiten kann. In-Game tauchen an diesen Checkpoints dann allerdings nicht nur die Fragezeichen-Blöcke und Beschleuniger auf, sondern auch Hindernisse wie Piranha-Pflanzen, die nach euch schnappen, wenn ihr zu dicht an ihnen vorbeifahrt. Oder Feuerwalzen, die euch rösten, wenn ihr das Tor im falschen Moment passiert. Oder einfach ein Magnet, der euer Auto zunächst schnell zum Tor hinzieht, es dann aber nur schwer weiterfahren lässt. Für besondere Abwechslung sorgen allerdings die verschiedenen Strecken-Themen, denn es ist mitnichten so, dass ihr einfach nur durch euer Wohnzimmer kurvt, oh nein! Bereits im ersten Cup fahrt ihr einmal unter Wasser und lernt außerdem eine Röhrenlandschaft kennen, wo die Item-Boxen nicht konstant da sind, sondern nur mal kurz aus einer Röhre heraus schießen, um kurz darauf wieder in einer anderen zu verschwinden. In späteren Cups erlebt ihr einen Schneesturm und werdet dabei wirklich glauben, dass ihr friert. In Bowsers Schloss bekommt der Ausruf "Der Boden ist Lava" eine ganz neue Bedeutung und zum krönenden Abschluss verwandelt sich euer Wohnzimmer tatsächlich in ein Regenbogen-Boulevard. Am spaßigsten finde ich allerdings Kameks Schloss, wo der Magie-Koopa nach Lust und Laune den Spiegel-Modus aktiviert oder deaktiviert - und wenn das mitten in einer Kurve passiert, lenkt ihr plötzlich frontal ans nächste Stuhlbein. Herrlich! Und keine Sorge: Das Auto ist ganz schön robust! Nintendo weiß, dass Begegnungen mit Stuhlbeinen und Wandschränken durchaus möglich sind - mein Auto macht's bisher locker mit! Als Singleplayer-Spaß hat mich "Mario Kart Live" überzeugt, einfach weil's eine irre neue Technik ist. Nintendo ist ja bekannt für kuriose Ideen, da passt "Mario Kart Live" sehr gut dazu. Umso mehr ist es schade, dass man "Mario Kart Live" nur sehr, sehr eingeschränkt im Multiplayer zocken kann. Dass kein Online-Modus möglich ist, leuchtet ein, schließlich können sich die Mitspieler ja nicht zu euch nach Hause teleportieren. Dass aber auch im lokalen Multiplayer jeder Spieler sein eigenes Auto für 100 Euro braucht, ist schade. Man hätte es doch zumindest so lösen können, dass nur der Host mit dem echten Auto fährt und die anderen Mitspieler eben virtuelle Autos bekommen, mit denen sie am Bildschirm auf der fertig berechneten Strecken fahren können. Aktuell könnt ihr, wenn ihr mit nur einem Auto multiplayen wollt, euch höchstens abwechseln und am Ende die besten Rundenzeiten vergleichen, aber der typische Mario-Kart-Multiplayer-Spaß sieht eigentlich anders aus. "Mario Kart Live" ist also nichts für ausgedehnte Multiplayer-Partys, sondern eher ein witziges neues Gimmick für Einzelspieler. Es ist was Neues und der Wow-Effekt stellt sich ein, das stimmt schon. Wer sich aber gern mit seinen Freunden misst, der greift auch in Zukunft lieber zu "Mario Kart 8" und hofft, dass doch irgendwann noch ein "Mario Kart 9" erscheint - Zeit wird, denn das originale "Mario Kart 8" auf der Wii U hat ja jetzt auch schon wieder sechs Jahre auf dem Buckel. Seitdem erschienen die Deluxe-Variante für die Switch sowie mit dem Mobile Game "Mario Kart Tour" und jetzt eben "Mario Kart Live" zwei Spin-Offs. Für ein richtiges neues "Mario Kart" wird's also doch langsam mal Zeit. Oder wenigstens DLCs mit neuen Strecken für "Mario Kart 8 Deluxe". Kernaussage: Spaß macht "Mario Kart Live" definitiv, auch in einer kleinen Wohnung wie meiner. Gerade im Hinblick darauf, dass Multiplayer nur sehr eingeschränkt möglich ist, solltet ihr euch aber genau überlegen, ob es euch 100 Euro wert ist - wenngleich der Preis eher der Technik als dem Spiel geschuldet ist. Und wer sowieso gern viel Geld für Figuren oder Modelle ausgibt, dem wird das kleine Mario Kart sicher auch unabhängig vom Spiel gefallen. Den Hauptgewinn habt ihr natürlich gezogen, wenn ihr sowohl Spaß am Spiel findet als auch Freude an solchen Miniatur-Figuren habt - also genau so ein Spinner seid, wie ich es bin!