GEFÄNGNISSE IN VIDEOGAMES Die Ausgangssperren in Deutschland wegen des Coronavirus greifen um sich, und auch immer mehr Menschen sitzen in häuslicher Quarantäne. Klar ist das nicht wirklich mit einem Gefängnis zu vergleichen: Zwar dürft ihr nicht vor die Tür, dürft aber in eurer Wohnung allen Komfort genießen, von Internet über Blu-rays und Netflix bis hin zu Videospielen. Trotzdem ruft das Thema bei mir Assoziationen hervor, und deshalb reden wir heute über Gefängnisse in Videogames. Beginnen wir mit dem Spiel, in dem ihr das Gefängnis selber baut: "Prison Architect" wurde von dem Indie-Studio Introversion Software entwickelt und erschien auf Steam im Herbst 2012 als Early Access - die fertige Version ist seit Herbst 2015 zu kriegen, und seit Sommer 2018 gibt es auch eine Umsetzung für die Nintendo Switch. Eure Aufgabe ist es, ein Zuchthaus zu bauen und zu verwalten - dabei gilt es nicht nur, den Knast wirtschaftlich am Laufen zu halten, sondern auch, die Häftlinge halbwegs bei Laune zu halten, damit diese euch nicht irgendwann den Laden auseinander nehmen. In einem besonderen Modus könnt ihr aber auch den Spieß umdrehen und selbst zum pixeligen Insassen eures Gefängnisses werden - euer Ziel ist fortan der Ausbruch. Diesen Ausbruch-Modus bläst das Spiel "The Escapist" zu einem vollständigen Spiel auf: Entwickelt von Team17 und erstveröffentlich 2015 für Steam, seid ihr auch hier ein Gefängnis-Insasse, der auszubüxen versucht. Spielerisch fühlt es sich an wie ein Rollenspiel, grafisch ist es ähnlich charmant-pixelig wie auch "Prison Architect". Später gab es auch einen Ableger im Universum der Zombie-Reihe "The Walking Dead". Und auch, wenn der Knast nicht im Mittelpunkt steht, könnt ihr in dem Städte-Aufbauspiel "Cities Skylines" zumindest doch einen bauen: Seit dem DLC "After Dark" findet sich neben den herkömmlichen Polizeistationen auch das Gefängnis in der Gebäudeliste. Und während die Polizeiwache die Kriminalität nur noch im geringen Umfang senkt, hilft ein richtiges Zuchthaus auch gegen die ganz schweren Jungs. Kommen wir aber nun zu den Spielen, die wir eher mit Nintendo assoziieren: In dem SNES-Klassiker "Zelda: A Link to the Past" erinnere ich mich an den Kerker unterhalb der Burg von Hyrule. Hier wurde Prinzessin Zelda eingesperrt, und eine eurer ersten Aufgaben im Spiel ist es, das Mädchen zu befreien. Dazu müsst ihr euch zunächst über einen Geheimgang Zugang zur Burg verschaffen und anschließend den Weg in die Kellerräume finden. Seid ihr bei den Zellen angekommen, erwartet euch als erster Zwischenboss ein Wächter mit einem Morgenstern, welcher wiederum eine sehr große Reichweite hat. Nahkampf ist also ausgeschlossen, doch ihr könnt den Wächter ausschalten, indem ihr ihm die Krüge aus der Nachbarzelle an den Kopf werft. Und wenn Zelda dann endlich befreit ist, ja, dann geht das Spiel erst richtig los! Ein kleines Gefängnis gibt es auch auf Mêlée Island, der Insel, auf der der Adventure-Klassiker "The Secret of Monkey Island" beginnt. Während der Anfangsphase des Spiels, als ihr noch versucht, selbst Pirat zu werden, scheint das Gefängnis nur eine Art Deko zu sein, doch das ändert sich, nachdem ihr Freibeuter geworden seid und unmittelbar der Geister-Pirat LeChuck eure Angebetete Elaine entführt. Ihr beschafft euch ein Schiff und müsst nun noch eine Mannschaft zusammentrommeln, denn von alleine fährt so ein Kahn dann doch wiederum nicht. Wer hier mitdenkt, fasst schnell den Gefangenen in seiner Zelle ins Auge, doch wie ihn dort heraus bekommen? Nun, vielleicht ist ja der Grog, das Lieblingsgetränk der Piraten, tatsächlich stark genug, um auch ein eisernes Türschloss durch zu ätzen? Einen Versuch ist es wert! Ein echtes historisches Gebäude, das heute eine Sehenswürdigkeit ist, aber im Lauf der Geschichte auch mal als Gefängnis diente, ist der Tower of London. Und obwohl der echte Tower erst im 11. Jahrhundert erbaut wurde, findet sich eine Anspielung darauf bereits im Jahre 50 vor Christus in dem Comic-Band "Asterix bei den Briten": Dort gibt es den Tower of Londinium, in dem der Wirt Relax für das Verstecken des gallischen Zaubertranks vorübergehend eingesperrt wird. Na, aber für Obelix ist es doch kein Problem, ihn da wieder rauszuholen: Die Tür muss erst noch erfunden werden, die Obelix standhält! Der Tower of Londinium wurde auch in das schöne alte Comic-Jump'n'Run "Asterix & Obelix" mit aufgenommen, das u.a. für das Super Nintendo erschien. Der entsprechende Level verlangt von euch, dass ihr euch im Tower nach oben arbeite, um Relax da heraus zu holen. Die Türen stellen dabei erwartungsgemäß kein allzu großes Problem für Obelix dar. Einen ganz speziellen Gefängnisausbruch erlebt ihr in "Prince of Persia", einem weiteren Jump'n'Run-Klassiker - erstveröffentlicht 1989 für den Apple II. Für mich persönlich ist "Prince of Persia" in der Version für MS-DOS eine Kindheitserinnerung, später gab es auch Umsetzungen u.a. für das Super Nintendo, und dann auch diverse Nachfolger sowie 2010 den Kinofilm "Prince of Persia: Der Sand der Zeit". "Zeit" ist auch das Stichwort, denn sie ist euer härtester Gegner im Spiel. Die Hintergrundgeschichte erzählt, dass Großwesir Jafar die Macht im Land an sich reißen will und dazu die Prinzessin vor die Wahl stellt: Entweder sie heiratet ihn oder sie muss sterben - eine Stunde Bedenkzeit soll sie bekommen. Ihr selbst seid der wahre Angebetete der Prinzessin und wurdet tief unten im Kerker des Palastes einsperrt. Die Stunde Zeit gilt es zu nutzen, um euch einen Weg bis nach oben in die Gemächer zu bahnen und Jafar in einem finalen Schwertkampf zu besiegen. Insgesamt setzt sich das Spiel aus zwölf Leveln zusammen, die in Summe tatsächlich ein Zeitlimit von genau 60 Minuten haben - trödelt ihr also am Anfang zu lange, dann wird es in der Endphase zeitlich verdammt eng. Neben Palastwachen werdet ihr auch durch mechanische Fallen aufgehalten, und wenn ihr dabei draufgeht, wird das durchaus blutig dargestellt. Eine Erwähnung wert sind auch die Gefängnistürme in dem alten SNES-Rollenspiel "Chrono Trigger" von der "Final Fantasy"-Firma Square. Eigentlich der Einladung der Prinzessin von Guardia folgend, werdet ihr prompt für das angebliche Entführen besagter Prinzessin zum Tode verurteilt, sobald ihr das Schloss betreten habt. Die Hinrichtung soll in drei Tagen stattfinden - bis dahin werdet ihr in eine Zelle gesteckt. Kurz vor Ablauf der Zeit taucht eure Freundin Lucca auf und holt euch zwar aus der Zelle heraus, doch den Weg aus dem ganzen Gefängnisturm bis an die frische Luft müsst ihr von da an selbst meistern. Das wird dadurch auch nicht leichter, dass als Gefängniswächter eine mechanische Echse, der so genannte Drachenpanzer, dient. Zuletzt erinnere ich mich an "Silent Hill 2": Diesen Survival-Horror, der 2001 für PlayStation 2, Xbox und den PC erschien, habe ich selbst nie gespielt, doch auf dem Videogame-Konzert "Video Games Live" wurde Musik aus dem Spiel gespielt, und die dazu gezeigten Spielszenen stellen ganz klar ein Gefängnis dar. Ich habe recherchiert, und tatsächlich gibt es in "Silent Hill 2" das so genannte Toluca-Gefängnis. Es wurde laut der In-Game-Geschichte im Jahr 1866 erbaut, aber ob es überhaupt noch existiert ist gar nicht bekannt. Nichtsdestotrotz wird im Spiel euer Unterbewusstsein in das Gefängnis versetzt, und eure Irrgänge durch den Knast fühlen sich dann doch sehr real an.