KRANKHEITEN IN VIDEOGAMES Das Coronavirus wütet auf der Welt und versaut uns immer mehr Aspekte des Lebens, von geschlossenen Kinos und Theatern über abgesagte Conventions bis hin zu stornierten Urlaubsreisen. Zumindest der Sendebetrieb auf Kibo.FM geht weiter, noch können Viren ja zum Glück nicht übers Radio übertragen werden. Und so dachte ich mir, ich greife das Thema "Coronavirus" heute auch einmal auf und spreche über Krankheiten in Videogames - Gesundheit! Auch andere Gamer nehmen das Thema teilweise mit etwas Humor, so kursiert seit Kurzem auf Social-Media-Plattformen ein gefälschter Screenshot von der Begegnung mit einem wilden Coronavirus in "Pokémon Go". Das tatsächlich zu bringen würde Niantic aber nicht im Traum einfallen, im Gegenteil: Sie passen jetzt schon "Pokémon Go" an, damit man weniger rausgehen muss: Der gestrige Community Day mit Abra wurde verschoben, es gibt keine Ex-Raids mehr, die Kampfliga müsst ihr nicht mehr durch Kilometer freischalten, auch die Schlüpfdistanz für Eier wurde halbiert, und im Shop bekommt ihr einmalig für nur eine Münze ein Paket von 30 Rauch, die jeweils 60 Minuten ein Pokémon pro Minuten anlocken. Lediglich das Genesect-Forschungsevent kommendes Wochenende wurde noch nicht abgesagt - falls es stattfindet, gehe ich stark davon aus, dass die Quests so gestrickt sein werden, dass sie solo machbar sind, also etwa keine Raids und keine Tauschgeschäfte. Auch im Normalbetrieb sind aber nicht immer alle Pokémon kerngesund. Ich will gar nicht darauf hinaus, dass manche Pokémon schon selber wie eine Krankheit aussehen. Nein, ich rede von Petznief, dem süßen Eis-Teddybär aus der 5. Generation. Das kleine Kerlchen hat immer eine laufende Nase, an der ein richtig unappetitlicher Schleimtropfen hängt. Und wenn es sich auf Level 37 zu Siberio entwickelt, dann ist der Schleim zu drei mächtigen Eiszapfen gefroren. Doch nicht nur die Pokémon selbst werden krank, sondern mitunter auch die Menschen in der Pokémon-Welt. So lebt in Fleetburg in "Pokémon Diamant & Perl" ein kranker Junge. Obwohl, eine richtige Krankheit ist es nicht, die der Junge hat, eher ein krankhafter Alptraum. Der Vater des Jungen glaubt, dass Darkrai hinter den Alpträumen steckt, und so fährt er euch zur Vollmond-Insel, wo ihr eine Lunarfeder von Cresselia abholen sollt - das einzige wirksame Mittel gegen Darkrais Alpträume. Die Feder müsst ihr euch aber erst im Kampf verdienen, und bei der Gelegenheit könnt ihr Cresselia auch gleich für euch selbst einfangen - der Vater will ja nur die Feder, nicht das ganze Pokémon! Einen kranken Jungen gibt es auch in Hyrule, und zwar in Kakariko in dem Spiel "Zelda: A Link to the Past". Auch hier steht der Verdacht im Raum, dass die Krankheit keinen natürlichen Ursprung hat, sondern durch böse Mächte ausgelöst wurde. Aber woher auch immer die Krankheit kommt: Auf jeden Fall muss das arme Kind das Bett hüten, und deshalb schenkt er euch sein Schmetterlingsnetz. Er selbst kann es ja aktuell ohnehin nicht gebrochen, für euch ist es jedoch Gold wert, da ihr somit in der Lage seid, Feen einzufangen und für später aufzubewahren - sie können euch dann wiederbeleben, wenn ihr einmal das Zeitliche segnen solltet. Der Abspann verrät dann allerdings auch, dass ihr dem Jungen am Ende, nachdem Ganondorf besiegt ist und er wieder gesund ist, sein Schmetterlingsnetz zurückgegeben habt. Krankheiten können auch schlumpfig sein. So treibt im Wald, der das Schlumpfdorf umgibt, die so genannte Mücke Bzz ihr unwesen. Sie ist pechschwarz, und wenn sie einen Schlumpf ins Hinterteil schlumpft, dann läuft der ebenfalls schwarz an. So ein Schwarzschlumpf kann dann nur noch unkontrolliert umher hüpfen und versucht seinerseits, weitere Schlümpfe ins Hinterteil zu schlumpfen, um diese ebenfalls anzustecken - eine Schlumpf-Version einer Zombie-Apokalypse, und davon erzählt die allererste reine Schlumpf-Geschichte "Blauschlümpfe und Schwarzschlümpfe", die im Jahr 1958 erstmals als Comic erschien. Auch im Jump'n'Run-Klassiker "Die Schlümpfe" für NES, Gameboy und Super Nintendo tauchen die Schwarzschlümpfe im Wald auf. Dabei ziehen sie euch auf dem NES und Gameboy als ganz normale Gegner ein Herz ab. Die Super-Nintendo-Fassung ist da eine ganze Stufe gemeiner, da ihr euch hier direkt selbst schwarz färbt, was einem Instant Death gleichkommt. Wer tut nun aber was gegen die ganzen Krankheiten? Klar: Ärzte! Und einer der wichtigsten Ärzte aus dem Nintendo-Universum ist natürlich Dr. Mario. Eigentlich handelt es sich dabei um den bekannten Super Mario, nur eben diesmal nicht als Klempner sondern als Arzt. Er ist der Titelheld im gleichnamigen Puzzle-Spiel, das 1990 erstmals für NES und Gameboy erschien und auch auf späteren Konsolen neu aufgelegt wurde - zuletzt gab es 2019 den Smartphone-Ableger "Dr. Mario World". Das ursprüngliche Spielprinzip von "Dr. Mario" konfrontiert euch mit einer Flasche, in der sich viele Viren in drei Farben - gelb, rot und blau - tummeln. Ihr könnt zweifarbige Pillen in die Flasche werfen und geschickt mit den Viren kombinieren - jeweils vier gleichfarbige Elemente in einer Reihe, ob Pille oder Virus, lösen sich in Luft auf und ziehen im besten Fall auch noch eine Kettenreaktion nach sich. Je mehr Elemente ihr auf einmal auflöst, desto mehr Punkte kassiert ihr, und abgerechnet wird, wenn alle Viren beseitigt sind - oder wenn ihr euch so ungeschickt anstellt, dass die Flasche voll ist und keine Pille mehr hineinpasst. Alle Viren und Krankheiten, die wir bis jetzt besprochen haben, sind natürlich reine Phantasie, doch es gibt auch Spiele, die das Thema etwas ernster nehmen. In dem historischen Aufbau-Klassiker "Anno 1602" kann es beispielsweise passieren, dass die Pest eure Siedlung heimsucht und eure Einwohner dahin rafft - ein Szenario, das im Mittelalter wahrlich nicht unrealistisch war. Auch heute tritt die Pest durchaus noch in einigen hauptsächlich Entwicklungs-ländern auf, bei uns in Mitteleuropa tritt sie zum Glück kaum noch auf. Aber wie gesagt: In "Anno 1602" kann durchaus die Pest über eure Siedlung herfallen. Glücklich kann sich schätzen, wer dann einen Arzt besitzt, der alle Wohnhäuser schnell genug erreichen kann, um das Schlimmste zu verhindern. Selbst der Arzt seid ihr in der Videospiel-Reihe "Trauma Center" aus dem Hause Atlus. Der erste Teil "Trauma Center: Under the Knife" erschien 2005 für den Nintendo DS und nutzt die neuartige Touchscreen-Steuerung aus: Ihr schlüpft in die Rolle des jungen Chirurgen Dr. Stiles und müsst im Spielverlauf immer schwierigere Operationen durchführen, indem ihr tatsächlich präzise mit dem Stylus im Körper eures Pantienten agiert. Die Hintergrundgeschichte erzählt dabei, dass eine terroristische Organisation ein Killer-Virus absichtlich auf die Menschheit losgelassen hat - solche Gerüchte gibt es ja aktuell auch zum Coronavirus, sind aber mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Schwachsinn. Nicht nur ein Arzt sondern ein ganzes Krankenhaus steht in "Theme Hospital" unter eurer Kontrolle, und das Krankenhaus müsst ihr sogar erst noch bauen. "Theme Hospital" erschien 1997 für PC und PlayStation und kommt in der Präsentation eher lustig daher: Behandelt werden in eurem Krankenhaus keine realen Krankheiten sondern amüsante fiktive Leiden. So haben manche Patienten etwa einen Luftballon-Kopf, eine Stimme wie Elvis oder sind schlichtweg unsichtbar. Und euer Krankenhaus muss so gut laufen, dass all diesen Patienten schnell genug geholfen wird - was euch dann vor neue Herausforderungen stellt, weil durch die gute Mund-Propaganda immer mehr Patienten ankommen, die ihr gleichzeitig behandeln sollt. Und zuletzt muss natürlich auch "Plague Inc." erwähnt werden, ein Strategie-Spiel, das seit 2012 für PC, Smartphones und die aktuelle Konsolen-Generation erscheint. Mal ganz ungewöhnlich, seid ihr hier selbst die Krankheit - je nach Szenario Bakterie, Virus oder auch mal Bio-Waffe - und müsst euch möglichst weit verbreiten, was durch geschickte Mutation in verschiedene Richtungen möglich ist. Euer höchstes Ziel ist letztlich die Ausrottung der gesamten Menschheit. Deswegen war das Spiel schon mehrfach in der Kritik, erfuhr aber im Laufe vergangener Epidemien auch deutlich erhöhte Verkaufszahlen, und die Spieler und Fachmedien bewerten das Spiel mit durchschnittlich 80 % auch gar nicht mal so schlecht. Jetzt, während der aktuellen Coronavirus-Epidemie, wurde das Spiel zumindest in China sogar vollständig verboten. Nachvollziehbar!