KS-FILM "KS-Film" ist euch sicherlich zumindest vom Namen her ein Begriff. Filmsongs wie "Da liegt ein Felsbrock" finden immer wieder ihren Weg ins Programm, und generell fällt der Name immer wieder. Zum heutigen Pfingstmontag möchte ich euch aber einmal aufklären, was es mit KS-Film wirklich auf sich hat, und über Aufstieg, Fall und Wiederaufstieg berichten. KS-Film ist der Name, unter dem ein guter Freund und ich seit inzwischen 20 Jahren Amateurfilme drehen. Die beiden Buchstaben "K" und "S" stehen dabei für unsere Realnamen: Das "K" für meinen Filmpartner Kilian, das "S" für Stephan, meinen Realnamen. Kennengelernt haben wir uns vor nunmehr 20 Jahren, genauer am 3. Juni 2001, und das war in dem Jahr tatsächlich der Pfingstsonntag. Kilian war damals 13 Jahre alt, und ich war 17. Unsere Mütter hatten sich übers Internet kennengelernt und wollten sich an diesem Tag erstmals persönlich treffen, und die Söhne waren halt mehr oder weniger gezwungen mit dabei. Tatsächlich hatte ich damals eigentlich überhaupt kein Interesse an dem Treffen, und so hab ich mich direkt nachdem wir bei Kilians Familie angekommen waren, vor den Computer gepflanzt und mich ins Internet geflüchtet. Kilian hatte umgekehrt aber durchaus Interesse an mir, da er aus Eltern-Erzählungen schon wusste, dass dieser Chiko irgendwie komisch sein muss, und das muss ihn neugierig gemacht haben. So entführte Kilian mich kurzhand in sein Zimmer, und weihte mich in sein Hobby ein: Das Drehen von eigenen Filmchen, mit seinen Plüschtieren in der Hauptrolle. Allein diese Idee muss mich irgendwie fasziniert haben, und möglicherweise hat auch der Plüsch-Schlumpf, den ich in Kilians Sammlung entdeckt hatte, noch einen Push gegeben - jedenfalls stimmte ich zu, als dann die Frage folgte, ob wir auch mal gemeinsam so einen Film drehen wollen? Während die Eltern unten beim Kaffee saßen und sich unterhielten, drehten Kilian und ich also an diesem Tag oben in Kilians Zimmer "Die Kuchen-Katastrophe", den offiziell allerersten KS-Film. Wobei man dieses Machwerk eigentlich nicht wirklich als "Film" bezeichnen kann - technisch hat eigentlich noch gar nichts gepasst, es war im Grunde eher ein Puppenspiel vor laufender Kamera. Aber das Wichtigste war: Ich hatte Spaß an der Sache und wollte mehr! Und unsere enge Freundschaft war somit geboren. Von nun an trafen wir uns nahezu in jeden Schulferien und drehten dabei jedes Mal einen neuen Film. Und im Lauf der Monate begann ich, dem Ganzen eine Struktur zu geben: Ich fing an, Drehbücher zu schreiben, gab den Figuren tiefergehende Charakter-Eigenheiten, und wir probierten auch immer bessere Kameratechniken aus, so dass man die Filme bald tatsächlich als "Filme" bezeichnen konnte - zwar immer noch sehr amateurhaft, klar, aber es waren Filme, und keine mitgefilmten Puppenspiele mehr! Aber was gab es da überhaupt alles für Charaktere? Die Hauptrollen spielten meistens zwei Gänse: Die weiße Gans Elsi, die zwar sehr klug ist, aber auch sehr schnell in Panik verfällt, und als krasser Gegensatz der gelbe Gänserich Hülzern, die Dummheit höchstpersönlich. Die beiden waren Mitglieder im sogenannten Lumpengesindel, einer Truppe aus acht verrückten Tieren, die als Auswanderer aus München, jetzt in einem kleinen Haus in Texas lebten. Neben Elsi und Hülzern gehörten zum Lumpengesindel außerdem ein etwas überdrehter Schlumpf, ein Delphin, ein kleiner Mond, ein sprechender Pilz, der Linux-Pinguin Tux und das Chamäleon Geko, das erst später hinzukam und sich prompt in Yoshi verguckte. Denn all die bisher genannten Charaktere waren die Plüschtiere von Kilian. Ich wollte freilich aber auch schnell meine eigenen Plüschis in den Filmen unterbringen. Und weil ich schon damals ein großer Nintendo-Fan war, waren meine Gaststars entsprechend Nintendo-Plüschis: Mario, Yoshi und Pikachu. Yoshi und Pikachu bildeten dabei zusammen mit dem überdrehten Kaninchen Schnüffel Marios Kleinzoo, und der Klempner hatte seine liebe Mühe damit, seine drei Haustiere im Zaum zu halten. All die KS-Filme, die wir in den ersten Jahren drehten, waren allerdings nur für uns selbst bzw. maximal für die Familie und einen sehr engen Kreis von ausgewählten Freunden. Doch dann kam die Adventszeit 2004: Ich hatte wenige Monate zuvor meine Mario-Fanpage Pilze-Wunderland.de erstmals online gestellt, und als Weihnachtsüberraschung für meine Besucher wagte ich einfach mal einen Versuch und stellte einen der KS-Filme dort online: "Heldenhaft Hülzern 3: Das Rennen um den weißen Yoshi". Dieser Film bot sich auch einfach gut an: Zwar spielten Elsi und Hülzern darin auch mit, im Kern war es aber einfach eine Verfilmung von "Mario Kart". Und so lud ich den Film unter dem geänderten Titel "Mario Kart: The Movie" einfach mal hoch und wartete ab, was kommen würde. Nun, was wirklich kommen würde, damit hatte ich selbst nicht ernsthaft gerechnet: Es gab tatsächlich bald die ersten positiven Kommentare, und sie fanden nicht nur gut, was sie da gesehen hatten, sondern sie wollten vor allem mehr davon haben, und teilweise sogar selbst mitwirken. Als wir ein halbes Jahr später die Fortsetzung "Heldenhaft Hülzern 4: Der schwarze Pilz" drehten, hatten wir die Online-Veröffentlichung von Anfang an im Hinterkopf, und auch die ersten Fans beteiligten sich schon als Synchronsprecher. Dadurch, dass wir immer mehr Fans und Mitarbeiter im "Nintendo Fire!"-Forum hatten, wandelten sich allerdings die Zeiten: Die ursprünglichen Plüschtiere inklusive Elsi und Hülzern wurden immer mehr in Nebenrollen gedrängt, stattdessen verfilmten wir im Lauf der nächsten Jahre das ein oder andere Nintendo-Spiel. Basierend auf dem damals aktuellen "Pokémon Diamant & Perl" entstand im Sommer 2007 beispielsweise unser Pokémon-Film "Hero Kids". Wir produzierten unseren eigenen "Super Mario Bros."-Film als viel spielgetreuere Alternative zum offiziellen "Super Mario Bros."-Realfilm. Und wir verfilmten auch den Sega-Klassiker "NiGHTS: Journey of Dreams" sowie "Zelda: Twilight Princess". Und diese Nintendo-Filme, die waren damals tatsächlich erfolgreich! Wir veröffentlichten die Streifen nicht nur online im "Nintendo Fire!" und auf Youtube, sondern oft auch auf den Heft-DVDs der N-Zone. Und mit dem Mario-Zelda-Crossover "Auf der Suche" belegten wir sogar den 2. Platz bei einem Zelda-Filmwettbewerb. Der Film handelt davon, dass Mario, Yoshi, Kilian und ich als Urlaubsvertretung für Link durch Hyrule stolpern, und aus diesem Film stammt übrigens auch der beliebte Klassiker "Da liegt ein Felsbrock". Neben fiktiven Filmen mit Handlung, dokumentierten wir außerdem die Forumtreffen von "Nintendo Fire!" und den ein oder anderen privaten Ausflug mit der Kamera. Auch solche Fun-Dokumentationen erfreuten sich immer wieder großer Beliebtheit, da sie einfach so gut zeigten, was hinter den Kulissen so abgeht und wie verrückt wir und unsere Fans sind. Allerdings: Kein Erfolg währt ewig! Beflügt vom Erfolg, bekamen wir anfangs gar nicht mit, dass sich außerhalb von "Nintendo Fire!" in anderen Communitys auch fleißig über uns lustig gemacht wurde. Denn ja, klar, die KS-Filme waren schon witzig und hatten ihren Charme, aber sie waren auch sehr, sehr trashig und wirkten für manchen Unvorbereiteten einfach nur peinlich. Der große Knall folgte nach dem Japantag 2010: Eine Szene aus unserem Ausflugsvideo wurde aus dem Zusammenhang gerissen von irgendeinem Idioten neu hochgeladen und verbreitete sich wie ein Lauffeuer durch das Internet. Der Fan, der in dieser Szene zu sehen ist, wurde zum unfreiwilligen Gespött der Nation - und bei uns begann dadurch das große Umdenken. Wir nahmen alle KS-Filme erstmal offline, und seitdem überlegen uns zweimal, was wir hochladen bzw. wem wir was zeigen. Unser letzter fiktiver Nintendo-Film "Super Smash Bros. Brawl" wurde trotzdem nach sechs Jahren Arbeitszeit noch 2015 vollendet. Zu sehen bekamen ihn aber nur die Darsteller selbst plus eine Handvoll ausgewählte Freunde - veröffentlicht haben wir ihn nicht mehr. Und andere Pläne, die wir damals noch hatten, wurden gar nicht mehr realisiert: "Portal", "Professor Layton", "Pikmin", "Hero Kids 2" oder "Heldenhaft Hülzern 5" - sie alle hatten wir durchaus mal im Hinterkopf, haben sie aber nie gedreht. Wir sind jetzt in der Gegenwart angekommen - und haben trotzdem die KS-Film-Zeiten nicht vergessen! Neue fiktive KS-Filme entstehen allerdings nicht mehr, schon allein weil sich die Rahmenbedingungen zu sehr geändert haben: Damals waren wir Schüler und Studenten und hatten noch viel Zeit - inzwischen stehen wir mit beiden Beinen im Berufsleben und haben einfach besseres zu tun, als irgendwelche netten Filmchen zu drehen. Nichtsdestotrotz haben wir aber vor einigen Jahren Reisen als neue Leidenschaft von uns entdeckt: Seit 2015 waren wir gemeinsam in Paris, in London, in Transsilvanien oder in Schweden, und wäre Corona nicht gewesen, dann wären wir 2020 auch endlich in Japan gewesen. Zu all diesen Reisen nehmen wir auch nach wie vor die Kamera mit und schneiden hinterher einen Film aus unseren Eindrücken. Und nach wie vor steht bei diesen Reisefilmen der Name "KS-Film" im Vorspann. Über seinen Arbeitgeber, eine kleine Film-Produktionsfirma aus München, hat Kilian außerdem die Möglichkeit erhalten, unsere Reisefilme tatsächlich ins Fernsehen zu bringen. Sie laufen meistens im späten Nachtprogramm auf Kabel 1, aber immerhin, sie laufen überhaupt! Schon vor fast 18 oder 19 Jahren war es eine Träumerei von uns, vielleicht eines Tages mit KS-Film ins Fernsehen zu kommen - damals dachten wir freilich an die Plüschtier-Filme von früher, und jetzt hat es halt mit den Reisefilmen funktioniert, das ist sowieso viel seriöser. Und kommt auch beim Publikum sehr gut an. Aber auch die Erinnerungen an vergangene Zeiten lassen uns nicht völlig los: Nachdem ich vor ein paar Jahren über Facebook wieder Kontakt zu einigen alten "Nintendo Fire!"-Usern bekommen habe, spielte ich auch im Frühling 2018 nach mehreren Jahren Pause erstmals wieder "Da liegt ein Felsbrock" hier in "Pilze-Wunderland on air". Nach diesem ersten Schritt und nachdem ihr euch den Song immer und immer wieder gewünscht habt, entstanden dann im Lauf der Zeit auch wieder neue Lieder: "Felsbrock"-Cover zu Halloween und Weihnachten, aber bald auch ganz neue Titel, allen voran die allseits beliebten "Deathmatches". So, das ist alles! Ihr wisst jetzt, wie mit KS-Film alles angefangen hat, warum wir uns einige Jahre lang nahezu komplett aus dem Internet zurück gezogen haben, aber auch, wie es dazu kam, dass seit wenigen Jahren alte und auch neue Songs made by Chiko wieder vermehrt im Programm auftauchen. Neue fiktive Filme wird es von uns zwar einfach aus Zeitgründen nicht geben können, aber zumindest in akustischer Form können wir den Kult vielleicht doch ein wenig am Leben erhalten.