POKÉMON-KÄMPFE Im Lauf der letzten Woche ging die Kampfliga in "Pokémon Go" an den Start. Das nehme ich zum Anlass, um euch heute ein bisschen was über Pokémon-Kämpfe zu erzählen! Dazu geht es darum, welche Formen von Pokémon-Kämpfen es gibt, und auch, wie diese in verschiedenen Spielen umgesetzt wurden. Der klassische Pokémon-Kampf, wie man ihn aus den ersten Editionen "Pokémon Rot & Blau" kennt, ist ganz einfach: Zwei Pokémon stehen sich im Kampf gegenüber und greifen rundenbasiert an - den Erstschlag hat das Pokémon mit dem höheren Initiative-Wert. Jedes Pokémon beherrscht bis zu vier Attacken, die jeweils einem von damals 15 unterschiedlichen Typen angehören. Auch die Pokémon selbst haben verschiedene Typen, und so können Attacken mal mehr, mal weniger effektiv sein - eine Feuer-Attacke beispielsweise richtet gegen ein Pflanzen-Pokémon verheerenden Schaden an, kann einem Wasser-Pokémon aber nicht viel anhaben. Falls ihr einmal erkennt, dann ihr im Hintertreffen seid, steht es euch jederzeit frei, das Pokémon auszuwechseln, dafür fällt aber in dieser Runde euer Angriff aus. Insgesamt hat jeder Trainer bis zu sechs Pokémon in der Hinterhand, und wenn diese aufgebraucht sind, ist der Kampf verloren. Dieses klassische Kampfsystem zieht sich bis heute erfolgreich durch die Haupt-Editionen bis hin zum aktuellen "Pokémon Schwert & Schild" und auch durch einige Kampfarenen auf den großen Konsolen, etwa "Pokémon Stadium" für das Nintendo 64. Im Lauf der Zeit kamen aber auch einige Abwandlungen hinzu. Seit der dritten Generation mit "Pokémon Rubin & Saphir" gibt es beispielsweise die Doppelkämpfe, die zuvor bereits in einer Anime-Episode aus der 2. Staffel erprobt wurden. Anstatt nur einem stehen nun zwei Pokémon auf jeder Seite im Kampf, und die Kunst ist es, diese so aufeinander abzustimmen, dass sie sich gegenseitig unterstützen können. Ein Beispiel: Die Attacke Erdbeben trifft das gesamte Kampffeld, also beide gegnerischen Pokémon, aber auch euer eigenes zweites Pokémon. Erdbeben ist allerdings wirkungslos gegen Flug-Pokémon - eine beliebte Strategie ist daher, beim Einsatz von Erdbeben auch ein Flug-Pokémon im Kampf zu haben, damit dieses nicht von der eigenen Attacke getroffen wird. Diese Strategie wollte auch Chiko auf der Pokémon Championship 2009 fahren, doch dann wechselte ich unbedacht mein Flug-Pokémon zu früh aus und bemerkte meinen Fehler erst, als es schon zu spät war - verloren aufgrund eines ganz doofes Flüchtigkeitsfehlers! Während die Doppelkämpfe in "Rubin & Saphir" noch wohldosiert verwendet wurden, baute das Gamecube-Adventure "Pokémon Colosseum" voll und ganz auf Doppelkämpfe, sowohl in der Kampfarena, die einen geistigen Nachfolger für "Pokémon Stadium" darstellt, als auch im Abenteuermodus. Und da kann euch der Doppelkampf tatsächlich einen Strich durch die Rechnung machen, denn die Story verlangt von euch, bestimmte Crypto-Pokémon zu fangen. Diese lassen sich allerdings nur fangen, wenn sie allein auf der Kampffläche stehen. Es gilt also, das andere gegnerische Pokémon umzuhauen, ohne dem Crypto-Pokémon dabei zu viel Schaden zuzufügen - und auch, ohne eurerseits von dem Crypto-Pokémon besiegt zu werden, gegen das ihr euch ja nicht zu heftig wehren dürft! Das Prinzip, dass ein bestimmtes Pokémon geschont werden muss, um es fangen zu können, wurde später in "Pokémon X & Y" mit den Massenbegegnung auf die Spitze getrieben. Dabei greifen euch im hohen Gras fünf Pokémon gleichzeitig an, von denen ihr vier besiegen müsst, bevor ihr das letzte verbleibende fangen könnt. Haarig wird's, wenn eins der fünf wilden Pokémon eine besonders seltene Spezies oder sogar ein Shiny ist, denn dann müsst ihr dieses eine spezielle Goldstück schonen, anstatt einfach irgendeinem. Noch vor "Pokémon X & Y" erfuhren die Doppelkämpfe allerdings eine Steigerung in "Pokémon Schwarz & Weiß" aus der 5. Generation. Dabei stehen sich nicht mehr zwei, sondern inzwischen sogar gleich drei Pokémon pro Seite gegenüber. Das geht auf Kosten der Reichweit, denn euer linkes Pokémon kann das gegnerische rechte Pokémon nicht treffen, da dieses einfach zu weit weg ist - umgekehrt genauso! Lediglich das jeweils mittlere Pokémon hat die volle Auswahl, wen es angreifen will. Ebenfalls in der 5. Generation wurden die Reihumkämpfe eingeführt, die quasi ein Zwischending zwischen Dreierkampf und klassischem Einzelkampf sind. Nur jeweils ein Pokémon nimmt aktiv am Kampfgeschehen teil, doch alle drei eurer Monster stehen auf einer drehbaren Plattform bereit, die ihr auch jederzeit selbst drehen dürft, um ein anderes Pokémon in den Kampf zu schicken. Im Gegensatz zum klassischen Einzelkampf geht dabei nicht einmal euer Angriff verloren! Die Dreierkämpfe und Reihumkämpfe hatten ihre Hochphase in den Spielen der 5. Generation und wurden vereinzelt auch in der 6. Generation noch einmal verwendet, haben inzwischen allerdings ausgedient. Die Doppelkämpfe sieht man dagegen bis heute, jedoch meist nur noch, in einer Abwandlung als Multikampf. Das bedeutet, ihr tretet gemeinsam mit einem anderen Trainer gegen zwei Gegner an und jeder kontrolliert ein Pokémon. Dass die Multikämpfe vor allem in der Hauptstory vorkommen, wenn ihr gemeinsam mit einem NPC wie etwa eurem Rivalen gegen beispielsweise zwei Team-Rocket-Rüpel antreten müsst, schmälert die Strategie gewaltig, da euer Teamkamerad meistens eine Pfeife ist und die ganze Arbeit an euch hängen bleibt. Effektiv ist es also eher ein Kampf eins gegen zwei mit einer zusätzlichen Zielscheibe neben eurem Pokémon. Ob Einzelkampf, Doppelkampf oder Dreierkampf: Besonders anspruchsvoll sind die meisten Kämpfe gegen NPCs in den Haupt-Editionen nicht. Wer eine größere Herausforderung sucht, kann beispielsweise die Kampfzone aufsuchen, die es seit "Pokémon Smaragd" gibt - dort finden sich NPCs, die etwas mehr auf dem Kasten haben! Oder ihr probiert euch gleich gegen menschliche Gegner: Von Beginn an hat sich in "Pokémon" eine richtige Competitive-Szene entwickelt, und bereits im Jahr 2000 fand die erste offizielle Weltmeisterschaft statt. Eine Deutsche Meisterschaft gab es erstmals im Jahr 2009. Während klassische Pokémon-Kämpfe im Einzel- bzw. auf den offiziellen Turnieren meisten im Doppelkampf-System also durchaus anspruchsvoll sein können, wirkt das Kampfsystem in dem Smartphone-Erfolg "Pokémon Go" mehr als stupide. Das Spiel legt seine Schwerpunkte auf das Erkunden der Welt und das Komplettieren der Pokémon-Sammlung - die Kämpfe sind eher eine kleine Beigabe, das merkt man auch. Anstatt vier Attacken wie in den Haupt-Editionen, hat in "Pokémon Go" jedes Pokémon nur zwei Angriffe, und zwar eine Sofort-Attacke und eine Lade-Attacke. Die Kämpfe finden nicht mehr rundenbasiert sondern in Echtzeit statt, und so setzt ihr die Sofort-Attacke so oft wie möglich ein, indem ihr einfach wie ein Irrer auf den Bildschirm hämmert. Dadurch fügt ihr nicht nur dem gegnerischen Pokémon geringen Schaden zu, sondern ladet zudem eure Lade-Attacke auf, die dann deutlich stärker ist. Das mag noch ganz gut funktioniert haben, als ihr lediglich in Arenen gegen computergesteuerte Pokémon antreten musstet. Seit Ende 2018 hat Niantic allerdings ein PvP-Kampfsystem hinzufügt, nachdem die Spieler lange danach gerufen hatten. Zu diesem Anlass bekamen die Pokémon auch eine zweite mögliche Lade-Attacke spendiert - diese freizuschalten kostet allerdings enorm viel Staub und Bonbons! Die Kämpfe gegen menschliche Gegner in "Pokémon Go" kranken leider teilweise schon an der Verbindung: Gerade übers Internet kommt es oft genug vor, dass euer Gegner euch fröhlich vermöbelt, während aufgrund einer schwachen Verbindung eure eigenen Attacken gar nicht durchkommen. Und es gewinnt auch ansonsten nicht unbedingt der Bessere, sondern der, der schneller tippen kann. Ihr merkt also schon: Der größte Freunde des Kampfsystems in "Pokémon Go" bin ich nicht gerade! Nichtsdestotrotz rief Niantic gerade erst letzte Woche, Ende Januar 2020, die Kampfliga ins Leben. Dabei gilt es, möglichst viele von fünf Kämpfen pro Set zu gewinnen, um im Rang aufzusteigen und nebenbei begehrte Belohnungen abzugreifen: Neben Sonderbonbons oder silbernen Sananabeeren winken auch Begegnungen mit seltenen Pokémon, und das neu hinzugefügt Zurrokex ist aktuell ausschließlich durch die Kampfliga zu erhalten. Wer dabei zu schlecht ist, für den kann es auch ganz schön lange dauern, Zurrokex in Empfang zu nehmen, denn bevor ihr zu fünf neuen Kämpfen antreten dürft, müsst ihr erst einmal fünf Kilometer laufen. Wenn ihr zwei Kilometer hinter euch habt, dürft ihr euch den Rest zumindest mit Echtgeld wegkaufen. Wer unbedingt am Smartphone spielen und den Schwerpunkt auf Pokémon-Kämpfe anstatt auf das Sammeln legen möchte, für den könnte statt "Pokémon Go" eher "Pokémon Masters" einen Blick wert sein: Das Spiel erschien im Sommer 2019 und bringt eine Abwandlung der altbekannten Dreierkämpfe mit. Nicht unerwähnt bleiben darf schließlich "Pokémon Tekken", wobei es sich um ein richtiges Beat'em Up im Stil von "Street Fighter" handelt. Tatsächlich ist "Pokémon Tekken" ein Crossover zwischen "Pokémon" und dem Beat'em Up-Klassiker "Tekken", nur ist damit kein Zusammentreffen der jeweiligen Charaktere gemeint, sondern einfach ein "Tekken" mit Pokémon als Spielfiguren. Dabei haben klassische Pokémon-Attacken und Typen-Effektivität ausgedient: Wie bei einem richtigen Beat'em Up gilt es, möglichst schnell und geschickt die richtigen Combos einzuhämmern. "Pokémon Tekken" erschien erstmals im Sommer 2015 als Arcade-Automat in den japanischen Spielhallen, dort unter dem Namen "Pokkén Tournament". Im Frühling 2016 folgte die weltweite Umsetzung für die Wii U, wobei speziell in Deutschland der Titel zu "Pokémon Tekken" geändert wurde - gar nicht mal, um die Verbindung zu "Tekken" hervorzuheben, sondern in erster Linie, damit man das Spiel nicht in Verbindung mit der Krankheit Pocken bringt. Im Herbst 2017 erschien dann noch einmal ein erweitertes Remake als "Pokémon Tekken DX" für die Switch, und diesem Spiel wurde dann sogar eine eigene Disziplin auf der World Championship 2018 gewidmet. Abschließend gehen wir allerdings gedanklich noch einmal zurück zu den Haupt-Editionen und erwähnen ein kleines Kuriosum. In "Pokémon X & Y" dürft ihr nämlich zum sogenannten Umkehrkampf antreten, doch die Typ-Effektivität ist komplett umgekehrt, daher der Name! Eine Feuer-Attacke würde hier also beispielsweise ein Wasser-Pokémon schwer treffen, das erfordert gehöriges Umdenken! Leider gibt es den Umkehrkampf aber nur gegen einen einzigen NPC in "Pokémon X & Y" und lässt sich auch nicht bei Kämpfen gegen Freunde auswählen. Schade, denn gerade solche ungewöhlichen Gedankenspiele bringen frischen Wind in die Pokémon-Kämpfe und sind daher für mich auch deutlich motivierender als etwa die Kampfliga in "Pokémon Go" - die werde ich nur noch so lange durchhalten, bis ich mein Zurrokex habe!