POKÉMON REMAKES Schon seit einigen Jahren, werden diverse Pokémon-Spiele wieder neu aufgelegt - das aktuelle Beispiel sind "Pokémon Let's Go Pikachu & Evoli" für die Switch, die wir ja letzte Woche vorgestellt haben. Aber die Tradition der Remakes wurde bereits vor rund 14 Jahren eingeläutet. Am 29. Januar 2004 in Japan und am 1. Oktober des gleichen Jahres bei uns, erschienen "Pokémon Feuerrot & Blattgrün" für den Gameboy Advance. Das war zu Zeiten der 3. Generation, und die Spiele waren Remakes der 1. Generation, also von "Pokémon Rot & Blau". Warum dann "Blattgrün" und nicht etwa "Wasserblau"? Weil in Japan ursprünglich eine Rote und eine Grüne Edition erschienen - die Blaue Edition kam dort erst einige Monate später als drittes Spiel heraus. Bei uns ließ man dann aber die Grüne Edition weg und veröffentlichte nur "Rot" und "Blau". "Feuerrot & Blattgrün" standen unter dem Motto "Beam' Dich in den Kampf", denn zusammen mit dem Spiel erschien auch der Wireless Adapter, der dem Gameboy Advance eine Drahtlos-Verbindungsmöglichkeit spendierte. Vorbei waren also die Zeiten von Linkkabeln, die sich über den Tisch schlängelten! Und zwei Jahre später zogen die Pokémon-Editionen dann auf den Nintendo DS um, der ohnehin von Haus aus eine Drahtlosfunktion an Bord hatte. In-Game wurde Kanto in "Feuerrot & Blattgrün" um die Sevii Islands erweitert, eine kleine Inselgruppe südlich der Zinnoberinsel. Der hauptsächliche Sinn und Zweck dieser sieben Inseln ist, dass dort Pokémon und auch Einrichtungen aus späteren Generationen Platz fanden, die im eigentlichen Kanto einfach nicht mehr untergebracht werden konnten. Außerdem ist auch Lavados von der Siegesstraße hierhin umgezogen. Als zweites Remake folgte sinnigerweise "Pokémon Heart Gold & Soul Silver", eine Neuauflage der 2. Generation. Die beiden Spiele erschienen für den Nintendo DS, und zwar am 12. September 2009 in Japan, am 26. März 2010 bei uns. Für mich persönlich zählen "Heart Gold & Soul Silver" nach wie vor zu den besten Pokémon-Editionen, und das liegt nicht nur daran, dass es dort Endivie als Starter gibt. Das Rahmenprogramm, das um das eigentliche Abenteuer herum geboten wurde, war einfach perfekt! So findet bei Dukatia City etwa der Pokéathlon statt, eine Art Pokémon-Olympiade. Effektiv handelt es sich dabei um eine vollwertige Minispiel-Sammlung, die manch anderer Entwickler problemlos als eigenständiges Spiel verkaufen würde, und die immer wieder zur Highscore-Jagd einlädt. Und auch die Dukatia-Spielhalle, die damals aufgrund eines neuen Jugendschutz-Gesetzes überstürzt geschlossen werden musste, fand mit der "Voltofalle" einen würdigen Ersatz in Form eines netten Logik-Puzzles. Auch "Heart Gold & Soul Silver" brachten, wie schon "Feuerrot & Blattgrün", eine eigene kleine Hardware mit, in diesem Fall der PokéWalker. Ähnlich wie jetzt auf dem Pokéball Plus, konntet ihr auch auf dem PokéWalker eins eurer Pokémon speichern und es dann auf einen Spaziergang mitnehmen. Unterwegs sammelte das Pokémon dann sogenannte Watt-Energie, die ihr wiederum einsetzen konntet, um ein Item zu finden oder einem wilden Pokémon zu begegnen. Auch die Haupt-Editionen der 3. Generation wurden bereits remaked, jedoch nicht zu Zeiten der 5. Generation, sondern erst in der 6. Generation: "Pokémon Omega Rubin & Alpha Saphir" für den Nintendo 3DS erschienen am 21. November 2014 in Japan und nur eine Woche später auch bei uns. Neu ist dabei vor allem die Delta-Episode, die sich an das Haupt-Abenteuer anschließt und die Story noch einmal eine gute Stunde lang fortsetzt. Dabei geht es um einen Meteoriten, der auf Hoenn zu rast, und den ihr gemeinsam mit Mega-Rayquaza aufhalten sollt. Am Ende stellt sich aber heraus, dass Deoxys hinter dem Meteorit steckt - und wenn ihr zum Abschluss dann Deoxys fangen dürft, dann ist dies das erste Mal, dass ein mystischen Pokémon ohne Event in einer Haupt-Edition erhalten werden kann. Davon abgesehen, wurden die 11 Jahre alten Spiele einfach sehr gut an die aktuelle Technik angepasst. Eure Geheimbasis könnt ihr jetzt beispielsweise auch per QR-Code an Spieler auf der ganzen Welt weitergeben, ohne dass eine persönliche Verbindung notwendig ist. Das Äon-Ticket, das Zugang zu den legendären Pokémon Latias bzw. Latios gewährt, verbreitet sich nun ganz automatisch per StreetPass, also im Vorbeigehen. Eine neue Fähigkeit, die Latias und Latios nun beherrschen, ist Überflieger: Während ihr mit der altbekannten VM Fliegen nach wie vor nur bekannte Städte anfliegen könnt, dürft ihr auf den beiden legendären Pokémon frei über das Land gleiten und könnt so auch bislang unzugängliche neue Inseln erreichen. Und auch die Titel-Pokémon Groudon und Kyogre spielen eine neue Rolle: Sie lernt ihr jetzt in ihrer Proto-Form kennen, in der sie der Legende zufolge schon vor Urzeiten gegeneinander gekämpft haben. Spiel-technisch ist die Proto-Form in etwa mit einer Mega-Entwicklung vergleichbar. Was beim Thema Pokémon-Remakes gern vergessen wird, ist "Pokémon Tekken DX". Bei "Pokémon Tekken" handelt es sich um ein richtiges Beat 'em Up, bei dem die harmlosen Pokémon-Kämpfe ausgedient haben. Stattdessen dreschen die Pokémon im Stil des Kampfspiels "Tekken" aufeinander ein. Bemerkenswert ist, dass "Pokémon Tekken" als bislang einziges Pokémon-Spiele eine USK-Freigabe ab 12 Jahren erhalten hat, statt ab 6 oder gar ab 0 Jahren. Das ursprüngliche "Pokémon Tekken" ging bereits im Sommer 2015 in Japan an den Start, damals noch als Arcade-Automat und unter dem Titel "Pokkén Tournament" - dieser Name wurde speziell in Deutschland geändert, damit man es nicht mit der Krankheit Pocken in Verbindung bringen kann. Der weltweite Release auf der Wii U folgte am 18. März 2016, die Neuauflage für die Switch kam am 22. September 2017 heraus. Dabei handelt es sich weitesgehend noch einmal um das gleiche Spiel, jedoch um ein paar Kleinigkeiten erweitert, darunter auch fünf neue Kämpfer. Ja, und ebenfalls für die Switch erschienen jetzt, am 16. November 2018, "Pokémon Let's Go Pikachu & Evoli". Die beiden Editionen führen uns nach "Rot & Blau" und "Feuerrot & Blattgrün" zum dritten Mal nach Kanto. Dabei basieren die Spiele aber weniger auf "Rot & Blau", sondern vielmehr auf der "Gelben Edition", die damals die erste Zusatz-Edition war und sich mehr an den Anime anlehnte. Im Detail haben wir "Let's Go Pikachu & Evoli" ja letzte Woche besprochen, und wer nicht zuhören konnte, dem sei nur in Kurzfassung gesagt: Ja, die beiden Editionen sind unterdurchschnittlich einfach und richten sich bewusst mehr an Anfänger. Vom Spielprinzip sind sie auch näher am Smartphone-Erfolg "Pokémon Go" dran, was sich vor allem im Fangsystem niederschlägt. Als langjähriger Pokémon-Fan werdet ihr aber das in neuem Glanz erstrahlende Kanto schnell ins Herz schließen und einen schönen Retro-Flashback erleben. Dass die Pokémon jetzt nicht mehr zufällig im hohen Gras auftauchen, sondern jedes einzelne Exemplar frei auf der Oberwelt herum stapft, ist nur ein Beispiel für die unglaubliche Detail-Verliebtheit des Spiels. Einfacher Schwierigkeitsgrad hin oder her: Die Reise durch Kanto ist einfach ein wunderschönes Erlebnis für jeden, der Pokémon mag. Schnappt sie euch alle!