POKÉMON ÜBERTRAGUNGSMECHANISMEN Letzte Woche erschien "Pokémon Home" für Switch und Android, und damit ist es nun endlich möglich, ältere Pokémon auf die aktuellen Editionen "Schwert & Schild" zu übertragen - zumindest die rund 400 Exemplare, die in "Schwert & Schild" einprogrammiert sind, aber das ist ein anderes Thema! Fakt ist jedenfalls, dass mit "Pokémon Home" eine neue Übertragungsmechanik an den Start gegangen ist, und das ist für mich Grund genug für einen umfassenden Rückblick! Reise zurück ins Jahr 2001: Pünktlich zu Ostern waren "Pokémon Gold & Silber" für den Gameboy Color endlich auch in Europa angekommen, nachdem sie bereits im Herbst 2000 in den USA und im Herbst 1999 in Japan herausgekommen waren. Die Editionen spielten drei Jahre nach den Klassikern "Rot & Blau" und brachten 100 neue Pokémon mit, darunter auch das anbetungswürdige Endivie als Pflanzen-Starter. Damals waren Tauschgeschäfte in beide Richtungen überhaupt kein Problem - Voraussetzung war nur das Freischalten der Zeitkapsel im Pokémon Center, was nach etwa der Hälfte der Hauptstory möglich ist. Von nun an könnt ihr mittels der Zeitkapsel eine kleine Zeitreise drei Jahre in die Vergangenheit unternehmen und so an einem Tausch mit "Rot & Blau" teilnehmen. Einzige Einschränkung war natürlich, dass ihr weder Pokémon noch Attacken der zweiten Generation in die Vergangenheit schicken konnten, da diese in "Rot & Blau" einfach noch nicht einprogrammiert waren. Davon abgesehen handelte es sich hierbei aber tatsächlich um einen klassischen Tausch und nicht um eine One-Way-Übertragung - es war also z.B. problemlos möglich, euer Bisaflor aus "Blau" nach "Gold" zu tauschen, dort in der Pension zu züchten, und schließlich sowohl das alte Bisaflor als auch das neu ausgebrütete Bisasam zurück nach "Blau" zu tauschen. So viele Freiheiten, wie ihr in "Gold & Silber" noch hattet, gab es leider danach nie wieder, im Gegenteil: Zwischen der 2. und 3. Pokémon-Generation, also zwischen "Gold & Silber" und "Rubin & Saphir", steht eine unüberwindbare Barriere, es gab einfach keine Transfer-Möglichkeit. Grund waren umfassende Code-Anpassungen, die mit dem Sprung vom Gameboy Classic auf den Gameboy Advance einhergingen, und hätte man die Pokémon einfach so übertragen können, wären sie in der 3. Generation womöglich masslos überpowert gewesen oder vielleicht sogar als vermeintliche Cheats aussortiert worden. Erst Jahrzehnte später, mit den Virtual-Console-Releases der 1. und 2. Generation, hat GameFreak es doch geschafft, aber da ware ja dann auch um einiges länger Zeit. Seit der 3. Generation ist es nun aber wieder möglich, Pokémon immer in die neueren Editionen mitzunehmen. Jetzt sind auch meine alten Freunde von damals in "Pokémon Home" angekommen und scharren schon mit den Füßen, weil sie auf ihre nächste Reise nach Galar warten, was ab Release der DLCs möglich sein sollte: Mein altes Kyogre "Atlantis" aus "Saphir", das Bisaflor "Florian" und das Zapdos "Raituri" aus "Blattgrün" - diese drei Helden werden ich niemals aufgeben! Bei der 3. und 4. Generation war allerdings ein nerviges Minispiel notwendig, um die Pokémon in die jeweils nächste Generation zu übertragen. Wollt ihr Pokémon von der 3. in die 4. Generation übertragen, müsst ihr das Gameboy-Advance-Spiel in den GBA-Schacht des Nintendo DS - auf einem Nintendo 3DS ist die Übertragung also gänzlich unmöglich, da dieser einfach keinen GBA-Schacht mehr hat. Pro GBA-Edition könnt ihr einmal am Tag bis zu sechs Pokémon zu "Diamant", "Perl", "Platin", "Heart Gold" oder "Soul Silver" schicken. Auf der DS-Edition angekommen befinden sich die Pokémon aber nicht direkt in eurem Bestand, sondern sind im Park der Freunde gelandet, wo ihr sie - ähnlich wie in der Safari-Zone - erstmal wieder einfangen müsst. Tatsächlich befindet sich der Park der Freunde in "Heart Gold & Soul Silver" sogar genau dort, wo früher die Safari-Zone war. Zumindest hat der Parkball hier eine Fangquote von 100 %, es kann also nicht passieren, dass euch ein seltenes Pokémon verloren geht, weil es aus dem Ball wieder ausbricht und flüchtet. Auch die Übertragung von der 4. auf die 5. Generation ist an ein nerviges Minispiel gebunden, und zudem benötigt ihr sogar zwei Nintendo DS, den sowohl "Diamant & Perl" als auch "Schwarz & Weiß" sind DS-Spiele, so dass es nicht mehr möglich ist, beide Spiele ins gleiche Gerät zu stecken. Stattdessen sendet der DS, in dem "Schwarz" bzw. "Weiß" steckt, ein Signal an den DS, in dem eine Edition der 4. Generation steckt. Diese lädt daraufhin eine spezielle Übertragungssoftware temporär herunter, die es erlaubt, genau sechs Pokémon an die 5. Generation zu senden. Das ist dann aber auch wieder nur die halbe Miete, denn bevor euch die Pokémon tatsächlich gehören, müsst ihr sie euch in dem Minispiel "Poképorter" verdienen. Dieses funktioniert so ähnlich wie eine Schießbude: Die Pokémon hüpfen durch Grasbüschel und ihr müsst sie im Sprung mit Pokébällen treffen. Dabei habt ihr auch noch ein Zeitlimit, so dass es durchaus passieren kann, dass ihr nicht alle Pokémon trefft. Die Pokémon, die ihr nicht ergattern konntet, werden dann nicht in die 5. Generation übertragen, sondern bleiben auf der 4. Generation. Zumindest gibt es hier aber keine Begrenzung pro Tag, so dass ihr es theoretisch sofort noch einmal probieren könnt. Komfortabel wird das Übertragen von Pokémon in neuere Editionen erst ab dem Sprung von der 5. in die 6. Generation, denn da kam die 3DS-Software "Pokémon Bank" ins Spiel. Hierbei handelt es sich primär um einen Online-Speicher, also im Prinzip der Vorgänger von "Pokémon Home". Alle Pokémon-Editionen der 5. bis 7. Generation erlauben es, Pokémon bequem in großen Mengen auf die Bank zu verschieben - lediglich "Schwarz & Weiß" schränken euch geringfügig ein, indem sie ausschließlich einen Transfer von Pokémon erlauben, die in der 1. Box lagern, aber das ist immer noch um Welten komfortabler als so ein doofes "Poképorter"-Minispiel. Ja, und von "Pokémon Bank" aus lassen sich die Pokémon dann auch wiederum bequem zu "X & Y" oder "Sonne & Mond" schicken. Jetzt gibt es, wie gesagt "Pokémon Home" für Switch und Android, und gleichzeitig kam ein Update für "Pokémon Bank" heraus, das es erlaubt, die Pokémon von "Bank" zu "Home" zu schicken - allerdings ohne Rückfahrkarte! Von "Pokémon Home" aus können die Pokémon dann weiter zu "Schwert & Schild" transferiert werden, sofern sie dort bereits einprogrammiert sind. Andere Pokémon könnt ihr zumindest schon mal auf "Pokémon Home" lagern und sie dort auf ihren Einsatz warten lassen, denn die DLCs zu "Schwert & Schild" stehen ja schon in den Startlöchern, und auch ein "Diamant & Perl"-Remake oder ein "Let's Go Johto" liegen durchaus im Bereich des Möglichen. Vielleicht haben diese Spiele dann ja auch wieder einen vollständigen Nationaldex mit an Bord. Ansonsten müsst ihr euer vollständiges Verzeichnis jetzt eben in "Pokémon Home" anlegen, denn auch dieses Tool hat einen Pokédex integriert. Zudem bringt "Pokémon Home" die längst überfälligen Tauschfunktionen mit, die wir in "Schwert & Schild" bislang vermisst haben - allen voran die GTS, die Global Trade Station, die euch weltweite Tauschgeschäfte mit Fremden ermöglicht. Am Rande sei noch erwähnt, dass über einen kleinen Umweg sogar bereits Pokémon aus "Pokémon Go" zu "Schwert & Schild" übertragen werden. Dazu müsst ihr die Pokémon zunächst vom Mobile Game zu "Pokémon Let's Go Pikachu & Evoli" übertragen, was nur mit Pokémon der 1. Generation möglich ist, aber immerhin. Und von "Let's Go" könnt ihr die Pokémon dann zu "Pokémon Home" und weiter zu "Schwert & Schild" schicken. So hat sich in meinem "Pokémon Home" auch bereits in Meltan eingenistet, ein spezielles Pokémon, das zwischen der 7. und 8. Generation steht und ausschließlich in "Pokémon Go" gefangen werden kann. Schon vor "Pokémon Bank" und "Pokémon Home" gab es bereits Pokémon-Lagerungssysteme, diese hatten aber noch keine Transfer-Funktion, sondern dienten tatsächlich ausschließlich dazu, eure stetig wachsende Pokémon-Sammlung auszulagern, wenn euch in den Boxen auf der eigentlichen Edition der Platz ausging. Zu Zeit der 3. Generation erschien "Pokémon Box" für den Gamecube, das Platz für bis zu 1500 Pokémon bietet. Allerdings war "Pokémon Box" damals gar nicht frei im Handel erhältlich, sondern ausschließlich über den Sternekatalog von Nintendo. Neben dem Speicherplatz bot "Pokémon Box" außerdem die Möglichkeit, "Pokémon Rubin & Saphir" auf dem Fernsehbildschirm zu spielen, was aber auch mit der Zusatz-Hardware Gameboy Player möglich war, und für bestimmte Anzahl abgelegter Pokémon erhieltet ihr ab und zu Bonus-Pokémon - der Hauptpreis für das Ablegen von 1499 Pokémon war ein Pichu, das Surfer beherrschte, und dann den 1500. Platz einnahm. Als Äquivalent zu "Pokémon Box" gab es auf der Wii "My Pokémon Ranch" als Download-Software. Die Kernfunktion - das Lagern von bis zu 1000 Pokémon außerhalb der Haupt-Edition - ist die gleiche, die Präsentation jedoch deutlich kindgerechter: Man merkt, dass hinter der Software das Studio Ambrella steckt, das auch für Kinderspiele wie "Hey You, Pikachu!" oder "Pokémon Channel" verantwortlich ist. Zwar werden die Pokémon in "My Pokémon Ranch" als 3D-Modelle dargestellt, diese haben jedoch alle ein sehr knuddeliges Design. Ihr könnt auch eure Miis mit den Pokémon interagieren lassen und davon dann Fotos schießen. Und Ranch-Leiterin Eukalia gibt es täglich den Auftrag, ein bestimmtes Pokémon zu beschaffen - als Belohnung dürft ihr mit Eukalia tauschen, wobei sie auch mal seltene Pokémon wie Mew springen lässt. Auf "My Pokémon Ranch" folgte dann, wie gesagt, zunächst "Pokémon Bank" und jetzt "Pokémon Home". Dabei ist wichtig zu erwähnen, dass "Pokémon Home" im Grunde kostenlos ist, jedoch sind in der kostenlosen Version die Funktionen stark eingeschränkt, ihr habt etwa nur 30 Speicherplätze anstatt 6000 zur Verfügung, und könnt auch nicht so umfassend online tauschen. Zumindest schaltet ihr durch nur eine Zahlung die Premium-Funktionen sowohl auf der Switch als auch auf dem Smartphone frei, sofern ihr beide Versionen miteinander verknüpft habt. Die Switch- und Smartphone-Versionen von "Pokémon Home" unterscheiden sich übrigens stark voneinander. Ausschließlich auf dem Smartphone gibt es etwa eine zusätzliche Freundesliste und ein eigenes Profil, das ihr mit freischaltbaren Stickern dekorieren dürft. Auch die Tauschfunktionen sind unverständlicherweise lediglich auf dem Smartphone verfügbar - auf der Switch hält Nintendo scheinbar die in "Schwert & Schild" integrierten Möglichkeiten für ausreichend. Dafür könnt ihr nur in der Switch-Version von "Pokémon Home" eure Pokémon sauber in Boxen einordnen, wie man es kennt und liebt - auf dem Smartphone bekommt ihr eure ganze Sammlung auf einem Haufen präsentiert und habt lediglich gewisse Filterfunktionen zu Verfügung. Für den vollen Funktionsumfang ist es also tatsächlich notwendig, beide Versionen von "Pokémon Home" zu installieren.