SCHIFFE IN VIDEOGAMES Chiko war letzte Woche in Hamburg. Und während einer Hafenrundfahrt durch den drittgrößten Seehafen Europas entstand auch die Idee, heute einmal das Thema "Schiffe in Videogames" aufzugreifen. Damit sind in erster Linie tatsächlich Seeschiffe gemeint, und keine Raumschiffe, sonst würde das Thema einfach viel zu umfangreich werden! Natürlich wandern meine Gedanken, wie so oft, auch diesmal wieder zuerst zu Pokémon: In den Klassikern "Pokémon Rot & Blau" lag vor Orania City das Kreuzfahrtschiff M.S. Anne vor Anker. Selbst mitfahren könnt ihr zwar nicht, wohl aber das Schiff betreten. Die verschiedenen Passagiere liefern euch den ein oder anderen Kampf, und am Ende erhaltet ihr vom Kapitän persönlich die VM 1 Zerschneider, die ihr benötigt, um anschließend in die Arena von Orania City herein zu kommen. Besondere Beachtung erhielt die M.S. Anne im Zusammenhang mit einem der zahlreichen Mew-Gerüchte: Das mystische Pokémon mit der Nummer 151 war damals noch nicht offiziell erhältlich, doch es kursierten zahlreiche Märchen, wie man das kleine Kerlchen angeblich doch erhalten kann. Eins der bekanntesten behauptet, man müsse vom Landungssteg der M.S. Anne ins Wasser springen und zu einem am Ufer abgestellten LKW surfen. Diesen müssen man dann mit der Attacke Stärke beiseite schieben und fände darunter einen Pokéball mit Mew. Die Wahrheit ist, dass es gar nicht möglich ist, vom Landungssteg aus zu surfen. Sollte man es dennoch mit Cheats irgendwie schaffen, den LKW zu erreichen, kann dieser trotzdem nicht weg geschoben werden, da es sich um ein unbeweglichen Hintergrund-Objekt wie beispiels ein Haus oder ein Baum handelt. Trotzdem nahmen viele "Pokémon Go"-Spieler Jahre später das alte Gerücht zum Anlass, um ihr Mew in "Pokémon Go" unter einem Lastwagen zu fotografieren. Auch im Anime hatte die M.S. Anne ihren Auftritt, und im Gegensatz zu eurer eigenen Spielfigur fahren Ash, Misty und Rocko sogar mit. Aufgrund eines Anschlags von Team Rocket geht das Schiff dann allerdings unter. Später, in "Pokémon Gold & Silber", gibt es Nachfolge-Schiff die "M.S. Aqua", die zwischen Orania City in Kanto und Oliviana City in Johto pendelt und euch als Spieler auch mitnimmt. Ein deutlich altertümlicheres Schiff ist das Piratenschiff von King K. Rool, dem fiesen Kremling-König aus "Donkey Kong Country". Am Ende des ersten Teils erwartet er Donkey und Diddy Kong auf dem Schiff zum finalen Showdown und trollt euch dabei sogar mit einem gefälschten Abspann, bevor er doch noch einmal aufsteht. Der Nachfolger "Donkey Kong Country 2: Diddy's Kong Quest" knüpft nahtlos an und beginnt auf genau dem Schiff, auf dem der erste Teil endete: King K. Rool war wohl doch noch nicht ganz besiegt und hat jetzt Donkey Kong eingesperrt. Diddy Kong und seine neue Freundin Dixie Kong müssen nun den großen Gorilla befreien und dazu im ersten Schritt erst einmal von dem Schiff entkommen. Ein Wiedersehen mit King K. Rool gibt es dann am Ende des Spiels, diesmal allerdings in einem Flugzeug. Apropos Flugzeug: Gute Überleitung! Denn zwar nicht mit Flugzeugen, dafür aber mit Luftschiffen überfallen die Koopalinge in "Super Mario Bros. 3" das Pilz-Königreich. Und damit sind tatsächlich keine Zeppeline gemeint, sondern klassische Schiffe, nur eben in fliegender Form. Die Luftschiffe sind eine willkommene Abwechslung zu den bekannten Schlössern, und am Ende jedes Luftschiffes gilt es, einen Koopaling zu besiegen. Das Besondere dabei: Wenn Mario den Kampf gegen den Koopa-Nachwuchs verliert oder auf andere Weise auf dem Luftschiff das Zeitliche segnet, so wechselt das Luftschiff seinen Standort auf der Karte. Um es erneut zu erreichen, müssen mit etwas Pech zunächst weitere Level durchgespielt werden. Mit einem der alten Luftschiffe gibt es auch ein Wiedersehen in "Super Mario World", dort ist es allerdings nicht mehr flugtauglich. Das Schiff liegt als Wrack in einem See in der Mitte des Dinosaurierlandes, und Mario muss es durchqueren, um letztlich die finale Welt, Bowsers Tal, zu erreichen. Und ja, es handelt sich dabei tatsächlich um ein abgestürztes Original-Luftschiff aus "Super Mario Bros. 3", zumindest schreibt das der offizielle "Super Mario World"-Spieleberater von Nintendo. Und apropos Piratenschiffe: Ein solches bildet auch den fünften und letzten Abschnitt des kindgerechten SNES-Adventures "Goof Troop". Darin müssen Goofy und Max ihre Nachbarn Karlo und K.J. aus den Fängen eines Piratenkapitäns befreien, der Karlo zum Verwechseln ähnlich sieht. Piratenschiffe und generell Segelschiffe spielen auch eine Rolle in dem Aufbau-Klassiker "Anno 1602". Dieses erschien 1998 und war mein persönliches erstes modernes PC-Spiel, nachdem ich davor am Computer eher alte DOS-Klassiker wie "Boulder Dash", "Lemmings" oder "Pac-Man" gespielt hatte. "Anno 1602" ist quasi "Sim City" im Mittelalter, doch die Besonderheit ist, dass die Spielwelt keine zusammenhängende Landmasse ist, sondern aus vielen kleinen und etwas größeren Inseln besteht. Für euch gilt es, Schiffe zu bauen und Transportlinien zwischen den einzelnen Inseln einzurichten, um Baumaterial, Nahrung, Waffen und mehr von A nach B zu bringen. Dabei lauern euch nicht nur Piraten auf, sondern auch die Kriegsschiffe der Konkurrenz, wenn ihr es euch mit ihr verscherzt habt - und das kann vor allem im späteren Spielverlauf nur allzu leicht passieren! Selbst der Pirat seid ihr dagegen in dem Adventure-Klassiker "The Secret of Monkey Island" - bzw. zunächst einmal nur der Piraten-Anwärter! Während euerer Ausbildung zum Freibeuter verguckt ihr euch in die Gouverneurin Elaine, und kaum habt ihr eure Ausbildung abgeschlossen, taucht der Geister-Pirat LeChuck auf und entführt Elaine. Für euch heißt das: Ein Schiff beschaffen und eine Mannschaft zusammenstellen, um LeChuck bis auf die titelgebende Affen-Insel Monkey Island zu verfolgen! Wieder ein deutlich moderneres Schiff ist die Borealis, wobei der Name aus dem Lateinischen stammt und so viel wie "nördlich" bedeutet - Aurora Borealis ist auch ein Ausdruck für die Nordlichter. Jedenfalls ist die Borealis ein Schiff der Firma Aperture Science, in deren Testlaboren "Portal" und "Portal 2" spielen. Innerhalb der "Portal"-Reihe bekommt ihr die Borealis allerdings gar nicht zu Gesicht - ihr könnt lediglich als Easter Egg ihre verwaiste Anlegestelle finden. Das Schiff wurde nämlich auf unerklärliche Weise in die Antarktis teleportiert und ragt dort zur Hälfte aus einem riesigen Eisberg. Davon erfahrt ihr in "Half-Life 2: Episode 2" und erhaltet bei der Gelegenheit auch gleich den Auftrag, die Borealis zu zerstören. So weit kommt es allerdings nicht mehr: Die Zerstörungsmission der Borealis sollte in "Half-Life 2: Episode 3" beginnen, diese ist jedoch auch nach 13 Jahren bis heute nicht erschienen. Inzwischen haben sich aber Fans daran gemacht, das Spiel auf eigene Faust fertig zu stellen. Der Arbeitstitel: "Project Borealis".