SCHILDKRÖTEN IN VIDEOGAMES Gestern war der Schiggy Community Day in "Pokémon Go" - das nehmen wir doch als Anlass, um heute einmal ganz allgemein über Schildkröten in Videospielen zu reden! Und das erwähnte Schiggy wird dabei zwar nicht im Mittelpunkt stehen, aber zumindest den Anfang machen. Schiggy ist ein Pokémon und der Wasser-Starter aus der guten alten 1. Generation, also aus den Klassikern "Rot & Blau". Schiggy ist eine kleine blaue Schildkröte mit rotem Rückenpanzer, die ihre Gegner mit Wasser-Attacken wie Blubber oder Aquaknarre angreift. Auf Level 16 entwickelt sich Schiggy weiter zu Schillok mit einem etwas feenhaften Schweif, und schließlich auf Level 36 zu Turtok - diesem wachsen nun zwei mächtige Metalldüsen aus dem Panzer, mit welchen es mächtige Attacken wie Hydropumpe abfeuern kann. Als Start-Pokémon bekam Schiggy freilich auch eine größere Rolle im Anime: Früh in der 1. Staffel geraten Ash, Misty und Rocko mit einer Bande von draufgängerischen Schiggy aneinander, die so genannte Schiggy-Meute, erkennbar an ihren Sonnenbrillen. Es handelt sich dabei um fünf ausgesetzte Schiggys, die sich zu einer Gang zusammen gerottet haben und sich jetzt auf ihre Weise durchs Leben schlagen. Als Ash und Pikachu aber die Schiggy-Meute vor Team Rocket retten, entsteht eine Freundschaft fürs Leben, die so weit geht, dass sich der Anführer der Schiggy-Meute - erkennbar an seiner eckigen anstatt runden Sonnenbrille - dem junger Trainer anschließt. Ein Wiedersehen mit der Schiggy-Meute gibt es ein paar Staffeln später in Johto, wo sie sich inzwischen zu Feuerwehrleuten gemausert haben. Gerade unter älteren Pokémon-Fans, die die ersten Staffeln der Serie miterlebt haben, genießt die Schiggy-Meute einen kleinen Kult-Status, und umso größer war die Freude, als Niantic als besonderes Sahnehäubchen tatsächlich auch ein Sonnenbrillen-Schiggy beim gestrigen Community Day verfügbar machte. Nichtsdestotrotz ist Schiggy nicht das einzige Schildkröten-Pokémon, ja, nicht einmal der einzige Schildkröten-Starter! In der 4. Generation übernimmt nämlich Chelast die Rolle des Pflanzen-Starters - sein Name setzt sich zusammen aus "shell", dem englischen Wort für "Panzer", und dem deutschen Wort "Ast". Chelest ist eine kleine grüne Schildkröte, die ein wenig urzeitliche Züge annimmt, und auf dem Kopf wächst ihm ein Zweig mit zwei Blättern. Auf Level 18 entwickelt es sich zu Chelcarain und auf Level 36 dann zu Chelterrar, eine monströse Riesenschildkröte, die einen ausgewachsenen Baum auf dem Rücken herumschleppt. Ein drittes Schildkröten-Pokémon ist schließlich Pottrott. Dieses hat, wie man vom Namen schon beinahe ableiten kann, einen roten Panzer, darin steckt ein gelber Körper. Pottrott stammt aus der 2. Generation, hat keine Entwicklungen und war nie ein besonders wichtiges Pokémon. Im Spiel ist es eines unter vielen, und im Anime spielt es auch keine tragenden Rollen. Butch aus dem konkurrierenden Team-Rocket-Duo Butch und Cassidy hat zwar ein Pottrott im Team, aber da man schon Butch und Cassidy selbst sehr selten sieht, gerät auch dieses Pottrott gern in Vergessenheit. Außerdem gibt es in der 4. Staffel eine Folge um ein Shiny Pottrott, das eine besondere Medizin herstellen kann. Nun aber genug von Pokémon! Denn auch im Pilz-Königreich gibt es Schildkröten, die unbedingt angesprochen werden müssen - ganz klar, die Rede ist von den Koopa Troopas! Sie sind für Mario einer der häufigsten Gegnertypen und stellen das Fußvolk von Oberfiesling Bowser dar, der übrigens auch selbst eine mutierte Schildkröte ist. Die Koopa Troopas debütierten 1983 in dem Arcade-Klassiker "Mario Bros." und finden bis heute immer wieder in die neuen Mario-Spiele Einzug. Ein Standard-Koopa-Troopa läuft auf einer Plattform hin und her und ist nach einem Sprung auf den Kopf nicht sofort besiegt, sondern zieht sich erstmal in seinen Panzer zurück - den so herumliegenden Panzer kann man Mario dann fort kicken, entweder in einen Abgrund oder idealerweise in einen anderen Gegner, der dadurch ebenfalls besiegt wird. Seit "Super Mario Bros. 3" kann Mario die Koopa-Panzer sogar aufheben und herumtragen, bis er sie irgendwo gebrauchen kann, um sie z.B. an einen unerreichbaren Fragenzeichenblock zu werfen - aufgepasst nur, dass ihr den Panzer nicht zuuu lange in der Hand haltet, denn wenn der Kooopa Troopa wieder zu sich kommt, dann wird er sofort nach euch schnappen. Es gibt Koopa Troopas im Lauf der Jahrzehnte freilich schon lange nicht mehr nur in ihrer Standard-Ausführung, sondern auch in diversen Variationen. Sehr bekannt sind etwas die Para-Koopas, geflügten Artverwandte. Oder die Knochentrocken, niedliche Schildkröten-Skelette, die immer wieder aufstehen. Allerdings sind auch nicht alle Koopa Troopas von Natur aus böse: In "Super Mario 64" lernt ihr bereits im ersten Level einen friedlichen Koopa Troopa kennen, der ein Wettrennen gegen euch laufen möchte, und in "Paper Mario" wird der junge Kooper ein Begleiter von Mario. Der Klempner hat Koopers blauen Rückenpanzer von diebischen Fuzzys zurück geholt, wofür Kooper sich erkenntlich zeigt, indem er sich freiwillig z.B. an entfernte Schalter kicken lässt. Auch in "Mario Kart" sind Koopa-Panzer beliebte Waffen, die sich gut auf Konkurrenten schleudern lassen. Dabei ist der grüne Panzer die Standard-Ausführung. Der rote Panzer dagegen ist zielsuchend, der blaue Stachelpanzer geht sogar direkt auf den Führenden los. Und "Mario Kart" bringt uns thematisch zu einem anderen Rennspiel, nämlich "Diddy Kong Racing". Dort gibt es die Schildkröte Tiptup als Fahrer, die damals neu eingeführt wurde. Klein-Chiko dachte damals, bei Tiptup würde es sich um einen Koopa Troopa handeln, doch weit gefehlt! Ein Jahr später entpuppte sich Tiptup nämlich als Nebencharakter in "Banjo Kazooie", wo er erfolgreich einen Schildkröten-Chor leitet. Jedoch nicht nur Mario, sondern auch Mega Man, der in den frühren 90er Jahren ein beinahe ähnlich erfolgreicher Jump'n'Run-Held war, bekommt es einmal mit Schildkröten zu tun - genauer mit dem Kamegoro Maker in "Mega Man 3" aus dem Jahr 1992. Der Bosskampf findet unter Wasser statt und der Boss selbst ist eigentlich gar keine Schildkröte, kann diese jedoch produzieren. Der Kamegoro Maker ist eine ballförmige Metall-Maschine und spuckt unermüdlich Kamegoros aus, kleine mechanische Schildkröten, die durch das Wasser wirbeln und denen ihr tunlichst ausweichen solltet. Habt ihr fünf Kamegoros überlebt, wird sich der Kamegoro Maker selbst zerstören und der Kampf ist gewonnen. Übersetzt heißt Kamegoro übrigens so viel wie "Goro, die Schildkröte". Eher eine Nebenrolle spielt eine Schildkröte in der Zelda-Reihe, genauer in "Majora's Mask". Sie hat nicht einmal einen Namen, ist aber umso wichtiger für Link. Nachdem der junge Held nämlich den "Bossa Nova der Kaskaden" gespielt hat, erwacht eine Insel zum Leben und entpuppt sich als eine riesige Schildkröte. Diese ebringt Link dann auch prompt zm Schädelbucht-Tempel, der aufgrund widriger Wetterumstände anders nicht zu erreichen ist. Von dem Fantasy-Spiel "Zelda" nun zu einem anderen Fantasy-Spiel, doch Adamantoise ist nicht so freundlich wie Links Riesen-Schildkröte aus Termina. Adamantoise ist ein Boss in der "Final Fantasy"-Reihe, der erstmals im 2. Teil als Bewacher der Schneehöhle in Erscheinung tritt. Und in vielen weiteren "Final Fantasy"-Titeln gibt es seither ein Wiedersehen mit der monströsen Giga-Schildkröte, die nur allzu gern versucht, euch auf ihre Säbelzähne zu nehmen. Viel friedlicher geht es dagegen in "Animal Crossing" zu: Törtel - mit "ö" geschrieben - ist der Bürgermeister im Dorf der Tiere, und bereits ein sehr betagtes Exemplar einer Schildkröte. Vielleicht deswegen verbringt er die meiste schlafend an seinem Schreibtisch und gibt im 3DS-Teil "Animal Crossing: New Leaf" schließlich sogar den Bürgermeister-Posten an euch ab. Törtel selbst, der übrigens international Tortimer heißt, zieht sich dagegen auf seine Insel zurück, wo ihr ihn aber regelmäßig besuchen könnt. Und zum Abschluß dürfen die "Teenage Mutant Ninja Turtles" natürlich nicht vergessen werden: Leonardo, Donatello, Raphael und Michelangelo sind vier Pizza-liebende Kampf-Schildkröten aus New York, die in den Kampf gegen den fiesen Ninja Shredder ziehen. Die Turtles nahmen ihren Anfang als amerikanische Comic-Reihe, die seit 1984 erscheint, und wurden Ende der 80er, Anfang der 90er auch als Zeichentrickserie sehr erfolgreich. Im Zuge des Hypes folgten dann auch Videogames für NES und Gameboy, später auch fürs Super Nintendo. Inzwischen ist der große Turtles-Hype, der Anfang der 90er Jahre auch in Deutschland herrschte, zwar längst abgeflaut, die vier Schildkröten geben aber doch immer wieder ein Lebenszeichen von sich: Erst 2016 kam mit "Teenage Mutant Ninja Turtles: Out of the Shadows" ein neuer Realfilm ins Kino. Und eine kleine Kuriosität ist das Prügelspiel "Teenage Mutant Ninja Turtles: Smash-Up", das 2009 für die Wii erschien und auch die Raving Rabbids als spielbare Charaktere enthält. Schildkröten gegen Kanichen - der Kampf des Jahrhunderts?