VIDEOGAMES IN ANIME Es gibt viele Videogames, und es gibt viele Animes - da ist es klar, dass es auch öfters mal Überschneidungen. So gibt es zahlreiche Animes, die auf Videogames basieren, und umgekehrt auch eine Menge Videogames, die von Animes inspiriert sind. Die Liste wäre wohl endlos, aber darum soll es heute gar nicht geht. Denn es gibt es letztlich auch den Fall, dass ein bestimmtes reales oder fiktives Videospiel in der Story eines Anime eine wichtige Rolle spielt - und genau dazu habe ich euch ein paar Beispiele rausgesucht! Und wir beginnen bei den Klassikern: "Monster Rancher" lief erstmals ab Anfang 2001 auf RTL II, und bei uns kennt man tatsächlich in erster Linie den Anime. Wenig bekannt ist, dass die ganze Serie auf einem großen Videogame-Franchise basiert: Die Spiele kennt man in Japan unter dem Titel "Monster Farm", und es geht darum, Monster zu züchten, aufzuziehen und zu trainieren, um letzten Endes bei Turnieren bestehen zu können. Von all den Spielen ist in Europa nur eines erschienen, nämlich das japanische "Monster Farm 2": Dieses erschien im Oktober 2000 für die PlayStation. Inzwischen ist ein Remake für die Switch angekündigt, dieser soll im Dezember 2021 herauskommen. Doch zurück zum Anime, denn auch die Hauptfigur der Serie, der 11-jährige Schüler Genki Sakura, ist begeistert von den "Monster Farm"-Videospielen. Als er aber gerade mal wieder begeistert am Zocken ist, wird er unvermittelt selbst in die Konsole hineingezogen und muss nun die Abenteuer aus seinem Lieblingsspiel leibhaftig erleben. In den letzten Jahren hat sich die Serie leider sehr rar gemacht, doch diesen Dezember soll endlich der DVD-Release folgen. "Yu-Gi-Oh!" gibt es dagegen schon länger komplett auf DVD - ja, wir bleiben noch ein wenig bei Klassikern! Und natürlich dreht sich "Yu-Gi-Oh!" primär um ein Sammelkartenspiel, doch das war nicht immer so. Die deutschsprachige Anime-Adaption beginnt ja leider erst dort, wo die Karten anfangen, wichtig zu werden. Ursprünglich sollte es in "Yu-Gi-Oh!" aber um alle Arten von Spielen gehen. Die ganze Story beginnt damit, dass Yugi - sehr klein für sein Alter und ein Opfer von viel Hänselei - zufällig ein altes ägyptisches Puzzle löst. Daraufhin zieht der Geist des Pharaos Atem in ihm ein. Fortan kann sich Yugi immer, wenn irgendeine Ungerechtigkeit geschieht, in Yami Yugi verwandeln und um die Gerechtigkeit spielen: Die Strafen für die Verlierer sind hart! Wie gesagt, ursprünglich sollte es in der Serie um alle möglichen Arten von Spielen gehen: Die Sammelkarten wurden nur mal in einem Kapitel eingeführt, und nachdem immer mehr Leser nachfragten, wurde das Spiel auch in der Realität herausgebracht, und Zeichner Kazuki Takahashi legte seine Serie von nun an voll und ganz auf das Sammelkartenspiel aus. Erst ab diesem Punkt wurde die Anime-Serie ins Deutsche synchronisiert - die eigentliche erste Staffel blieb Japan-exklusiv. So kann man bei uns nur im Manga nachlesen, wie alles angefangen hat, doch es lohnt sich: Ich erinnere mich etwa an einen spannenden Mehrteiler über ein Tabletop RPG. Und es gab auch ein Kapitel mit ... nun ja, "Videogames" ist vielleicht der falsche Ausdruck, aber zumindest elektronisches Spielzeug. In Manga-Kapitel 21 sind nämlich alle Mitschüler verrückt nach einem virtuellen Haustier, eine Art Tamagotchi. Diese kann man auch gegeneinander kämpfen lassen, und ein fieser Prügelknabe macht mit seinem Monster alle Mitschüler platt. Das kann Yugi nicht mit ansehen, und so zeigt Yami Yugi dem gemeinen Kerl in einem gnadenlosen Monster-Duell, wie es ist, zu verlieren. Lösen wir uns nun von Klassikern, denn unter den aktuelleren Serien, in denen ein Videospiel im Mittelpunkt steht, ist wahrscheinlich "Sword Art Online" die bekannteste. Die Geschichte begann in Japan ursprünglich als Light Novel, also als eine Art Roman, wurde aber später auch als Manga und Anime umgesetzt. Wir schreiben im Serienuniversum das Jahr 2022, als das titelgebende VRMMORPG "Sword Art Online" veröffentlicht wird. Auch der Schüler Kirito ist heiß auf das Spiel und am Launchtag gleich mit dabei. Das Spiel ist ja auch sehr reizvoll: Über eine neu entwickelt Hardware, das sogenannte NerveGear, hat man das Gefühl, tatsächlich selbst in der Spielwelt zu sein. Doch dann geschieht es: Die Entwickler entfernen den Logout-Button, das Spiel kann nicht mehr verlassen werden, was soll das denn?! Auch ein Abnehmen des NerveGear in der Realität ist nicht mehr möglich, das würde zu einem tödlichen Stromschlag führen. So sind die Spieler also gezwungen, das Spiel am Stück durchzuspielen - erst dann können sie zurück ins Leben kehren. Das ist der rote Faden, an dem entlang sich Kirito die ganze erste Staffel lang durch "Sword Art Online" arbeitet. Nach dem großen Erfolg, wurde das "Sword Art Online"-Franchise noch mehrfach fortgesetzt, so gibt es etwa später den Shooter "Gun Gale Online" oder das AR-Game "Ordinal Scale". Sowohl die originalen Light Novels, als auch die Manga-Umsetzungen und die Anime-Adaptionen sind in Deutschland erschienen und auch hier ein großer Erfolg. Und klar, natürlich wurde die ganze Action auch als echte Videogames umgesetzt, spielbar ganz ungefährlich ohne NerveGear! Für die Switch erschienen im Frühling 2019 "Sword Art Online: Hollow Realization" und "Sword Art Online: Fatal Bullet". Auf der gleichen Grundidee - also dass die Spieler wahrhaftig in das Spiel hinein teleportiert werden und ein Sterben im Spiel auch in der Realität tödlich wäre - basiert auch "Greed Island". Dieses fiktive Spiel existiert im Serienuniversum von "Hunter X Hunter" und war tatsächlich der Auslöser für dieses Thema, da ich die Serie aktuell wieder durchsuchte. Hauptfigur Gon Freeks will ein Hunter werden, um seinen verschollenen Vater zu finden. Hunter, das ist ein sehr exklusiver Beruf im Serienuniversum: Ein Hunter ist dafür zuständig, die Geheimnisse der Welt zu finden und zu bewahren. Um Hunter zu werden, muss man allerdings eine sehr schwierige Prüfung bestehen - Gon ist mit seinen 12 Jahren eigentlich noch viel zu klein dafür, trotzdem bricht er gegen den Willen seiner Tante auf, um eben doch ein Hunter zu werden. Leicht wird das natürlich nicht, doch glücklicherweise findet Gon während der Prüfung auch ein paar Freunde, allen voran den gleichaltrigen Killua, eigentlich ein netter Kerl, mit dem klitzekleinen Makel, dass er aus einer Familie von Elite-Mördern kommt. Später im Serienverlauf erhält Gon eine Speicherkarte mit einem Spielstand für "Greed Island". Er hat Grund zu der Annahme, dass er im Spiel einen Hinweis auf seinen Vater finden könnte. Das erste Problem ist nun, dass das Spiel sehr rar ist, und Gon und Killua müssen einigen Aufwand betreiben, um die Chance zu erhalten, es zu spielen. Das zweite Problem ist: Auch "Greed Island" teleportiert die Spieler leibhaftig in die Spielwelt, und dort zu sterben, würde auch in der Realität das Ende bedeuten. Im Spielverlauf gilt es, 100 verschiedene Karten zu sammeln, und weil auch einige dieser Karten sehr selten sind, sind Kämpfe unter den Spielern um einzelne Karten natürlich an der Tagesordnung. Ob es Gon und Killua gelingt, "Greed Island" durchzuspielen, und ob Gon am Ende wirklich seinen Vater findet, das erfahrt ihr im entsprechenden Story Arc von "Hunter X Hunter". Und unnötig ist zu erwähnen, dass "Greed Island" auch als reales Videospiel für unsere Welt umgesetzt wurde: Bereits im Jahr 2000 erschien "Hunter X Hunter: Phantom of Greed Island" exklusive in Japan für die PlayStation, und noch ganz aktuell gibt es in Fernost seit Ende 2018 das Mobile Game "Hunter X Hunter: Greed Adventure". Eine weitere Serie, in der ein Spieler tatsächlich in einem Videospiel landet, ist ".hack//SIGN" aus dem Jahr 2002, in Deutschland erstmals ausgestrahlt im Sommer 2007 auf Animax. Auch die Story spielt im Jahr 2007, das MMORPG "The World" ist in aller Munde - und Serienheld Tsukasa wacht plötzlich in der Spielwelt auf und kann sich an nichts erinnern. Er scheint aber tatsächlich in der Spielwelt drin zu sein - auch ausloggen kann er sich nicht, und er hat Fähigkeiten, die er gar nicht haben dürfte, weswegen er zunächst als Cheater angesehen wird. Später erfährt Tsukasa, dass es wohl einen so genannten "Schlüssel der Dämmerung" geben soll, der das Geheimnis lösen könnte, und so macht er sich auf die Suche nach diesem besonderen Item. Und zuletzt haben wir noch zwei Serien, die hier ebenfalls kurz erwähnt werden müssen, wenngleich sie eigentlich keine Animes sind. Da ist zunächst einmal "Captain N", diese US-Trickserie entstand ab 1989 parallel zur bekannten "Super Mario Bros. Super Show" - und all die NES-Spiele neben "Super Mario Bros.", die es da sonst noch gab, wurden nun eben in "Captain N" verarbeitet. Hauptfigur ist der Teenager Kevin Keene, der zusammen mit seinem Hund Duke in sein NES hineingezogen wird - das scheint ein beliebter Plot zu sein, denn auf ähnliche Weise begann ja auch für Genki in "Monster Rancher" das Abenteuer. Jedenfalls finden sich Kevin und Duke in Videoland wieder, einer Oberwelt, in der alle Nintendo-Spiele tatsächlich existieren. Zusammen mit Mega Man, Kid Icarus und Simon Belmont aus "Castlevania" muss Kevin nun in jeder der jeweils in sich abgeschlossenen 34 Episoden das Videoland vor einem neuen heimtückischen Plan von Mother Brain retten - sie kennt man aus der "Metroid"-Reihe, und sie plant, das ganze Videoland zu übernehmen, das darf Kevin natürlich keinesfalls zulassen! Die andere Serie, die hier nur am Rande dazu passt, ist "Final Fantasy: Vater des Lichts", ein japanisches Dorama, also eine reale Drama-Serie. Die nur sieben Episoden sind auf Deutsch auf Netflix zu finden und handeln von dem Oberschüler Akio, der nicht mehr an seinen Vater herankommt. Er nutzt das MMORPG "Final Fantasy XIV", um die Verbindung wieder herzustellen. Dazu macht er seinem Vater zunächst das Spiel schmackhaft und nimmt dann in-game unter Pseudonym Kontakt zu ihm auf. Ob der Plan aufgeht? Wenn ihr das wissen wollt, müsst ihr halt die Serie schauen!