30 JAHRE ZELDA Die Zelda-Reihe wird 30 Jahre alt - wobei wir eigentlich den falschen Zeitpunkt erwischt haben! Denn der Erstling "The Legend of Zelda" für das NES kam in Japan bereits am 21. Februar 1986 heraus, wohingegen man in Europa erst über 1 1/2 Jahre später am 21. November 1987 in den Genuss des Spiels kam. Da aber jetzt das Jubiläums-Merchandise erscheint (u.a. eine Soundtrack-Compilation und eine Amiibo-Collection), ist jetzt doch ein guter Zeitpunkt, um zu feiern. Entwickelt wurde "The Legend of Zelda" von niemand geringerem als Mario-Vater Shigeru Miyamoto, der Soundtrack stammt von Nintendos Meister-Komponist Koji Kondo. Allerdings ist das Ur-Zelda aus heutiger Sicht nicht mehr wirklich spielenswert, im Gegensatz zum klassischen "Super Mario Bros." kann es qualitativ nicht mit den aktuelleren Serienteilen mithalten. Eine Besonderheit war damals aber der immense Umfang und dazu die Tatsache, dass "The Legend of Zelda" das erste Videospiel mit Speicherfunktion war - andere Spiele musste man damals in einem Rutsch durchspielen oder konnte nur mit Passwörtern an bestimmten Punkten wieder einsteigen. Im Mittelpunkt der Handlung steht das Triforce, das noch heute ein wichtiges Spielelement der Reihe ist. Das Triforce ist eine dreiteilige Macht, bestehend aus den Elementen für Kraft, Weisheit und Mut. Der teuflische Ganon hat nun das Triforce der Kraft geraubt und begehrt jetzt auch die anderen Teile. Prinzessin Zelda, die Hüterin des Triforce der Weisheit, konnte aber, bevor sie entführt wurde, das Objekt der Begierde in acht Teile zerbrechen und über das Land verteilen. Nun liegt es an Link, der das Triforce des Mutes in seinem Herzen trägt, die acht Triforce-Teile wieder einzusammeln, um mit ihrer Macht schließlich Ganon zu bezwingen und Zelda zu befreien. Die Zelda-Spiele sind Action-Adventures - um als RPGs durchzugehen, fehlt der Aspekt des Auflevelns eures Helden. Bisher ist auf ausnahmslos jeder Nintendo-Konsole mindestens ein Zelda-Spiel erschienen, zuletzt vor knapp einem Jahr im Oktober 2015 "Tri Force Heroes" für den Nintendo 3DS. Link ist darin zusammen mit zwei Doppelgängern unterwegs, die entweder computergesteuert oder von menschlichen Mitstreitern übernommen werden können. Als nächstes großes Meisterwerk soll irgendwann im Jahr 2017 "Breath of the Wind" erscheinen, sowohl für die Wii U als auch für den Nintendo NX. Die Chronologie der Zelda-Spiele ist allerdings ein wenig kompliziert, denn die Reihenfolge des Release entspricht absolut nicht der zeitlichen Abfolge in der In-Game-Historie. Es fängt sogar schon damit an, dass in den meisten Spielen ein ganz neuer Link der Held ist, der mit seinen Namensvettern bis auf das Aussehen nichts gemeinsam hat. Da verwundert es auch nicht, dass sich Link und Zelda in vielen Spielen von Grund auf neu kennenlernen und sich vorher nie gesehen haben. Dabei war die Sache doch vor knapp 20 Jahren noch so einfach: Als im Herbst 1998 "Ocarina of Time" auf dem Nintendo 64, dachte Klein-Chiko, der das Spiel damals unter dem Weihnachtsbaum fand, es würde sich um die Ursprungsgeschichte handeln. Es spricht ja auch vieles dafür: Link ist zu Beginn des Abenteuers noch ein unerfahrenes Kind, das in dem Walddorf Kokiri lebt. Dort wird er von den anderen ausgeschlossen, weil er als einziger keine Fee besitzt. Das soll sich ändern, nachdem der alte Deku-Baum, des bis dahin über Kokori gewacht hat, von einem Spinnenmonster befallen wurde. Link kann das Ungetüm besiegen, aber nicht verhindern, dass der Deku-Baum stirbt. Mit letzter Kraft überreicht der Baum Link den Heiligen Stein des Waldes und trägt ihm auf, auch die anderen beiden Heiligen Steine zu finden, um großes Unheil abzuwenden. Zur Begleitung bekommt Link die kleine Fee Navi, die wohl nervtötendste "Hilfestellung" seit der Erfindung der Fliegenklatsche! Ich sage nur: "Hey! Listen!" Trotzdem zählt "Ocarina of Time" zu den besten Videospielen aller Zeiten, manche bezeichnen es sogar als DAS Spiele-Highlight überhaupt! Womöglich deshalb wurde "Ocarina of Time" so oft neu aufgelegt: Es erschien im Rahmen der "Zelda Collector's Edition" für den Gamecube (zusammen mit der etwas schwierigeren "Master Quest"-Variante), als 3D-Neuauflage für den Nintendo 3DS sowie auch auf der Virtual Console für Wii und Wii U. Allerdings, Pustekuchen, "Ocarina of Time" ist gar nicht das chronologisch erste Zelda-Spiel! Schon früh hatten Fans versucht, eine halbwegs logische Zelda-Timeline zu kreieren - die echte und offizielle zeitliche Abfolge wurde aber erst anlässlich des Wii-Spiels "Skyward Sword" bekannt gegeben, welches im November 2011 erschien. Der junge Link lebt in Wolkenhort, einer Insel über den Wolken, wo die Bewohner riesige Vögel als Fortbewegungsmittel nutzen. Eines Tages wird Zelda, die Tochter des Schulleisters von Wolkenhort, von einem Wirbelsturm erfasst und von der Insel geblasen. Link macht sich auf den Weg, um seine Freundin zurück zu holen, und muss alsbald feststellen, dass die Sache mit dem Wirbelsturm alles andere als ein Unfall war, sondern vielmehr eine geplante Entführung. Auf der umfangreichen Geschichte, die in "Skyward Sword" erzählt wird, bauen alle Zelda-Spiele (auch die, die 10 oder 20 Jahre vorher erschienen sind) auf - mal mehr, mal weniger logisch! Mit der gesamten Timeline in allen Feinheiten könnte man ein ganzes Buch füllen - das wurde auch tatsächlich getan, der Schmöker heißt "Hyrule Historia" und erschien Ende 2013 bei Tokyopop. Ein besonderes Merkmal der Timeline ist aber, dass sie sich nach "Ocarina of Time" in drei alternative Zeitlinien spaltet: Es gibt eine Version in der Vergangenheit, die mit "Majora's Mask" direkt an "Ocarina of Time" anschließt und sogar die gleiche Game Engine nutzt, sowie zwei mögliche Alternativen in der Zukunft - eine, in der Link gewonnen hat und eine, in der Ganondorf siegreich war. In der letzteren Variante knüpft mein persönliches Lieblings-Zelda an "Ocarina of Time" an: Der Super Nintendo-Klassiker "A Link to the Past", der 1992 erschien und neben Hyrule die Schattenwelt als zweite Oberwelt bietet, wobei beide Welten geschickt miteinander verknüpft werden wollen. Am einfachsten ist es aber wahrscheinlich, jedes Zelda-Spiel für sich stehend zu genießen. Das ist problemlos möglich und war vermutlich auch einstmals so gedacht. Aber Timeline-Chaos hin oder her: Die Zelda-Games bieten weitestgehend eine sehr hohe spielerische Qualität und feiern nicht umsonst weltweit große Erfolge. Vom Drumherum kann man das nicht immer sagen: Die drei Zelda-Ableger, die in den frühen 90er Jahren für den Philips CD-i herauskamen, sollen wenig spielenswert sein (ich selbst habe sie nie ausprobiert), und auch die 13-teilige US-Zeichentrickserie "The Legend of Zelda" erinnert mehr an Trash als an große Abenteuer. Sie lief bei uns erstmals 1993 auf RTL, zuletzt 2004 auf Fox Kids, und kommt diesen Dezember komplett auf DVD heraus. Einen epischen Zelda-Anime gibt es dagegen nicht, weder als Serie noch als Kinofilm, aber die Zelda-Mangas von Akira Himekawa, die seit 2009 bei Tokyopop erscheinen, wissen zu unterhalten - obgleich die Story teilweise ein wenig gehetzt wirkt, wenn acht Dungeons samt Nebenhandlung auf 200 Seiten gequetscht werden wollen. Auch das Zelda-Konzert "Symphony of the Goddess" ist einen Besuch wert. Dieses wurde von Jason Michael Paul ins Leben gerufen und bietet zauberhafte Orchester-Versionen eingängiger Zelda-Themes. Das erste deutsche Gastspiel fand im Sommer 2013 in Berlin statt, immer die aktuellen Termine findet ihr auf www.zelda-symphony.com Fazit: "The Legend of Zelda" ist und bleibt neben "Super Mario" und "Pokémon" eine der wichtigsten Spielereihen für Nintendo. Die Fans können sich also sicher noch auf viele qualitativ hochwertige Nachfolger freuen, während dazu auch die Klassiker immer wieder neu aufgelegt werden. Auf die nächsten 30 Jahre! May the Triforce be with you!