NI NO KUNI Rollenspiel oder Anime-Meisterwerk, das ist hier die Frage? Aber beginnen von vorne: "Ni no Kuni", auch unter dem Titel "The Another World" bekannt, erschien in Japan am 9. Dezember 2010 für den Nintendo DS, und zwar bisher leider nur dort. Ob das Spiel jemals seinen Weg nach Europa oder zumindest in die USA findet, ist noch ungewiss, aber die Hoffnung stirbt zuletzt, vor allem wenn man bedenkt, dass es auch bei "Professor Layton" und bei "Inazuma Eleven" ein bisschen mit dem Release gedauert hat - und die beiden genannten Spiele stammen vom gleichen Entwicklungsstudio wie "Ni no Kuni", nämlich von Level-5. Ihr übernehmt in dem Rollenspiel die Rolle von Oliver, ein 13-jähriger Junge, dessen Mutter überrascht verstirbt. Oliver versucht, in seiner Verzweiflung Trost zu finden in einem Plüschtier, das ihm seine Mutter einst geschenkt hat, und da erwacht das Kuscheltier plötzlich zum Leben. Es handelt sich um eine Art Erdmännchen mit Laterne an der Nase, das auf den Namen Shizuku hört, und von ihm erfährt Oliver, dass es ein Land namens Ninokuni gibt, an dem er seine Mutter möglicherweise wieder zum Leben erwecken kann. Spielerisch ähnelt "Ni no Kuni" grossteils einem gewöhnlichen RPG, eine Besonderheit ist jedoch die Tatsache, dass ihr im Spiel Zaubersprüche einsetzen könnt, indem ihr magische Symbole auf den Bildschirm zeichnet. Auch das wäre nun noch nicht so die Revolution, immerhin gab es sowas auch schon in "Pokémon Ranger 3", aber neu ist hierbei, dass das Zauberbuch, in dem die Sprüche stehen, dem Spiel direkt als gedrucktes Werk beiliegt. Dadurch erklärt sich auch das ungewöhnliche Format der Verpackung. Ansonsten kann "Ni no Kuni" vor allem mit seinen Anime-Zwischensequenzen trumpfen, denn diese stammen aus dem Studio Ghibli, dem wahrscheinlich bekanntesten Anime-Studio der Welt. Das Studio Ghibli wurde 1985 von Hayao Miyazaki und seinem Freund Isao Takahata gegründet und wird auch bis heute von den beiden geleitet. Hayao Miyazaki gilt quasi als der japanische Walt Disney und ist so ganz nebenbei auch der einzige Anime-Regisseur, der jemals den Oscar für den besten Zeichentrickfilm erhalten hat, nämlich 2003 für "Chihiros Reise ins Zauberland". Aber auch ansonsten stammen von ihm viele wichtige Werk der Anime-Kultur, z.B. "Mein Nachbar Totoro" oder "Prinzessin Mononoke". Isao Takahata haben die älteren von uns schon genossen, bevor wir überhaupten wussten, was Animes sind, denn von ihm stammen Klassiker wie "Heidi", "Marco" und "Anne mit den roten Haaren", aber auch preisgekrönte Filme wie der Anti-Kriegsfilm "Die letzten Glühwürmchen". Wer sich selbst mal ein Bild von den Werken des Studio Ghibli machen will, kann das ab 11. Juni auf Super RTL tun, denn ab dann laufen fünf Wochen lang jeden Samstag Abend zwei Filme hintereinander. Und das neueste Werk aus dem Studio Ghibli kommt diesen Donnerstag, am 2. Juni, in die deutschen Kinos. "Arrietty - Die wunderbare Welt der Borger" basiert auf dem Roman "Die Borger" von Mary Norton und handelt von den namensgebenden Borgern, besonders aber von der Borger-Tochter Arrietty. Borger sind kleine Zwerge, die in Verstecken in oder bei menschlichen Behausungen leben und sich zum Überleben Kleinigkeiten von den Menschen ausborgen - genau deshalb nennt man sie Borger. Für die Ruhe ihres Lebens ist es wichtig, dass die Menschen nichts von ihrer Existenz erfahren, deshalb dürfen sie sich keinesfalls zeigen - und eben das ist das Problem, als sich Arrietty mit dem 12-jährigen Menschenjungen Sho anfreundet. Regie bei dem 94-minütigen Film führte Hiromasa Yonebayashi, der bisher als Zeichner an vorherigen Ghiblis mitgewirkt hatte, das Drehbuch schrieb Hayao Miyazaki persönlich. Wer also die Anime-Meisterwerke aus dem Studio Ghibli noch nicht kennt, der sollte in den nächsten Wochen einen Kinobesuch einplanen und sich die Samstag Abende fürs Fernsehen freihalten - es lohnt sich! Und für "Ni no Kuni" bleibt die Hoffnung, dass das Spiel irgendwann doch noch in Europa erscheint. Und wo wir schon mal dabei sind, hoffen wir auch gleich noch für das vierte Professor Layton Spiel, aber zumindest da stehen die Chancen sehr gut, denn Nintendo hat sich kürzlich den Namen "Professor Layton and the Last Specter" rechtlich sichern lassen, was eine indirekte Ankündigung für ein Release in den USA ist - und von Amerika ist dann auch nach Europa nicht mehr allzu weit! Zuletzt noch kurz zur Geschichte von "Ni no Kuni": Das Spiel wurde zum ersten Mal im September 2008 angekündigt, wobei auch verraten wurde, dass die Arbeiten seit Juli 2008 laufen. Zwei Jahre später, im Juli 2010, wurde bekannt, dass parallel jeweils eine Version für den Nintendo DS und eine für die Playstation 3 entwickelt werden, die zwar von der Story her dem gleichen roten Faden folgen, ansonsten aber von Grund auf unabhängig voneinander sind. Die DS-Version, die dann, wie gesagt, am 9. Dezember 2010 erschien, wurde in der japanischen Videospiel-Zeitschrift Famitsu mit 38 von 40 Punkten bewertet, was in Prozent-Wertung umgerechnet 95 % entsprechen würde. Fazit: "Ni no Kuni" ist eine andere Welt, im wahrsten Sinne des Wortes!