25 JAHRE NINTENDO 64 Ein Hörer hat mich daran erinnert, dass das Nintendo 64 am 1. März 1997 in Deutschland erschienen ist. Das ist jetzt auch schon schon wieder 25 Jahre her, und so wurde vorgeschlagen, dieses Vierteljahrhundert zu feiern - und genau das tun wir heute in der Sendung! In Japan war das Nintendo 64 bereits am 23. Juni 1996 erschienen, in den USA am 29. September 1996 - und bei uns dann eben, wie gesagt, am 1. März 1997 - zumindest war das der offizielle Release-Tag, aber viele Läden führten die Konsole damals bereits am 27. Februar. Zum Start gab es damals allerdings nur zwei Spiele: Den 3D-Platformer "Super Mario 64" und die Flug-Simulation "Pilotwings 64". Darüber machte sich Sony damals sogar in einem Werbespot für die Playstation lustig. Sinngemäßer Wortlaut: "Zwei Spiele. Haha, kleiner Scherz: Über 200 Spiele!" Aber natürlich blieb es auch nicht bei nur zwei N64-Spielen: Bereits wenige Tage später erschienen beispielsweise noch der Dinosaurier-Shooter "Turok: Dinosaur Hunter" und das Jet-Ski-Rennen "Wave Race 64". Entwickelt wurde die N64-Hardware von Nintendo in Zusammenarbeit mit Silicon Graphics, einem damals namhaften Hersteller von leistungsstarken Desktop-PCs. Erstmals angeteasert wurde die neue Konsole bereits 1993 unter dem Arbeitstitel "Project Reality": Ich erinnere mich an eine frühe Teaser-Illustration im Club Nintendo Magazin, die tatsächlich nur eine Foto-Montage war: Ein 2D-Artwork von Mario wurde in ein reales Foto einer Großstadt eingefügt, und darunter stand sinngemäß: "Ungefähr so könnte die Grafik von Project Reality aussehen." Später wurde die in Entwicklung befindliche Konsole zunächst in Ultra 64 umbenannt, kam dann aber schließlich, wie wir alle wissen, als Nintendo 64 auf den Markt. Im Gegensatz zu seinen beiden direkten Konkurrenten, der Sony Playstation und dem Sega Saturn, welche beide bereits CDs lasen, setzte Nintendo beim Nintendo 64 noch auf die guten alten Module, wie sie sich auch schon bei NES und Super Nintendo bewährt hatten. Tatsächlich boten die Module auch Vorteile im Vergleich zu CDs: Die hohen Ladezeiten, wie es sie bei frühen Playstation-Spielen noch gab, entfielen beim Nintendo 64, und bei den meisten N64-Spielen konnte man auch seine Spielstände direkt auf dem Modul speichern, wohingegen für die Playstation zwingend externe Speicherkarten notwendig waren. Die Kehrseite der Medaille waren allerdings der geringe Speicherplatz und die hohen Produktionskosten der Module. Deswegen zerstritt sich Nintendo damals auch mit Square, die bereits die erfolgreichen "Final Fantasy"-Rollenspiel für NES und Super Nintendo produziert hatte. Weil Square aber nicht einsah, "Final Fantasy VII" zu viel höheren Kosten auf Modulgröße zurecht zu schrumpfen, kehrten sie Nintendo den Rücken: "Final Fantasy VII" erschien nicht, wie ursprünglich geplant, für das Nintendo 64, sondern für die Sony Playstation. Und auch das allererste Mario-Rollenspiel "Super Mario RPG", das Square noch 1996 für das Super Nintendo entwickelte hatte, erschien wegen dem Zerwürfnis nicht mehr in Europa - wir durften es erst 2008 über die Virtual Console auf der Wii erstmals ausprobieren. Die wichtigsten N64-Spiele entwickelte Nintendo weitgehend selbst: Neben dem bereits erwähnten "Super Mario 64" etwa auch "Zelda: Ocarina of Time" und "Zelda: Majora's Mask", außerdem "Mario Kart 64" - aber auch "Mario Party", "Mario Tennis", "Mario Golf" und "Super Smash Bros." nahmen alle auf dem Nintendo 64 ihren Anfang. Auch die Pokémon wagten mit dem Nintendo 64 erstmals den Sprung auf eine stationäre Spielkonsole: Neben den beiden 3D-Kampf-Arenen "Pokémon Stadium" 1 und 2 erschien auch die virtuelle Foto-Safari "Pokémon Snap", die ja gerade vor einem Jahr mit "New Pokémon Snap" für die Switch erstmals einen Nachfolger erhalten hat. Der wahrscheinlich wichtigste Third-Party-Entwickler für das Nintendo 64 war Rare: Sie schufen nicht nur mit "Banjo Kazooie", der Fortsetzung "Banjo Tooie" und dem etwas anstößigen Eichhörnchen-Jump'n'Run "Conker's Bad Fur Day" namhafte 3D-Platformer, sondern führten auch ihre erfolgreiche "Donkey Kong"-Reihe fort, die bereits auf dem Super Nintendo mit "Donkey Kong Country" begonnen hatte. Für das Nintendo 64 erschien nun mit "Donkey Kong 64" erstmals ein 3D-Platformer mit dem Ober-Gorilla, außerdem gab es mit "Diddy Kong Racing" einen erolfgreichen Fun Racer, der von vielen Fans tatsächlich besser als "Mario Kart 64" bewertet wird. Später, während der Gamecube-Ära, wurde Rare aber leider von Microsoft aufgekauft, so dass keine neuen Rare-Spiele mehr für Nintendo-Konsolen erscheinen konnten. Auch bot das Nintendo 64 das ein oder andere interessante Zubehör. Das Expansion Pak erweiterte den Arbeitsspeicher des Nintendo 64 von 4 MB auf 8 MB, was größere Spiele möglich machte: Das erste Spiel, das davon Gebrauch machte, war "Donkey Kong 64", weshalb da auch das Expansion Pak direkt beilag. Das Controller Pak ist eine externe Speicherkarte, auf der zusätzliche Spieldaten gespeichert werden konnten, die auf dem Modul selbst keinen Platz mehr hatten. Besonders spannend für damalige Verhältnisse war allerdings das Rumble Pak: Dieses konnte in den Controller eingesteckt werden und bescherte einigen Spielen einen Vibrationseffekt, was damals ein echtes Novum war, heute dagegen Standard. Außerdem gab noch das Transfer Pak, welches ermöglichte, Gameboy-Spiele ins Nintendo 64 zu laden. Davon machten besonders die beiden "Pokémon Stadium"-Spiele Gebrauch, denn so war es möglich, mit den eigenen Pokémon von der Gameboy-Edition in der N64-Arena anzutreten. Ein ganz besonders nennenswertes Zubehör war allerdings das so genannte 64DD: Die beiden "D" stehen für "Disk Drive", aber tatsächlich handelte es sich beim 64DD nicht nur um ein einfaches CD-Laufwerk, sondern um eine umfangreiche Erweiterung, die auch die Benutzung von Tastatur und Maus möglich machte und dem Nintendo 64 sogar bereits einen bescheidenen Online-Modus bescherte. In Japan erschien das 64DD Ende 1999, war dort aber leider ein totaler Flop - offenbar war die Welt noch nicht reif dafür, und so wurde das 64DD auch, entgegen der ursprünglichen Planung, weder in den USA noch in Europa veröffentlicht. Nenneswerte Titel für das 64DD waren etwa der "Mario Paint"-Nachfolger "Mario Artist", die Göttersimulation "Doshin the Giant" (der goldene Riese Doshin hat es zumindest als Trophäe bis in die "Super Smash Bros."-Reihe geschafft) sowie eine erweiterte Version des superschnellen Rennspiels "F-Zero X", nun sogar mit Strecken-Editor. Die Ära des Nintendo 64 endete sehr schnell, als Anfang der 2000er Jahre der Gamecube als Nachfolger in den Startlöchern stand. Das letzte N64-Spiel, das in Deutschland offiziell erschien, war "Mario Party 3" am 16. November 2001. Der Gamecube erschien in Deutschland offiziell erst ein halbes Jahr später, am 3. Mai 2002. Jetzt, recht genau 20 Jahre nach Ende der N64-Ära in Deutschland, bietet Nintendo seit Ende Oktober 2021 ausgewählte N64-Klassiker im Rahmen des Nintendo Switch Online Service zum Streaming an.