POKÉMON GELB Gerade die älteren, langjährigen Pokémon-Fans sind sich weitgehend einig: Die Spiele haben bis heute nichts von ihrer Qualität eingebüsst, Vorfreude auf X & Y lohnt sich definitiv - die Animeserie hat sich aber in den 15 Jahren, die seit der Erstausstrahlung der 1. Folge vergangen, sehr zu ihrem Nachteil verändert: Die Story ist bis auf wenige Ausnahme-Mehrteiler nicht mehr spannend; es gibt keine guten Running Gags wie Enton, Pummeluff oder Sarzenia mehr; Team Rocket ist nicht mehr witzig, sondern nur noch nervig; und diese gelbe Ratte, die manch einer Pikachu nennt, müsste längst auf Level 1000, hat aber trotzdem in jeder neuen Region bereits in der ersten Arena seine Probleme. Kurz gesagt: Spiel und Anime sind eigentlich zwei verschiedene Welten - so viel zur Einleitung! Pokémon Gelb ist nun - neben Pokémon Puzzle League auf dem Nintendo 64 - eins von zwei Spielen, die auf dem Anime basieren. Zudem handelt es sich um die dritte Edition zu Rot & Blau, ähnlich wie auch später Kristall, Smaragd und Platin die dritten Editionen zu Gold & Silber, Rubin & Saphir und Diamant & Perl waren. Ein bedeutender Unterschied ist aber, dass ihr euch keinen Starter auswählen könnt, sondern gezwungen seid, Pikachu zu nehmen - eben genau wie Ash in der Serie. Und dieses Besonderheit der fehlenden Starter-Auswahl ist bislang einzigartig in der Geschichte der regulären Editionen. Man muss dazu aber auch sagen, dass ihr Bisasam, Glumanda und Schiggy im späteren Spielverlauf ebenfalls erhalten könnt, und zwar nicht nur eins, sondern alle drei. Sie können aber nicht wild gefangen werden, sondern sind einmalige Geschenke. Dennoch: Auch, wenn ihr Bisasam, Glumanda, Schiggy oder irgendwelche anderen Pokémon erhalten habt, will sich Pikachu ständig in den Mittelpunkt drängen. Klar sieht's niedlich aus, wenn euch die kleine Elektro-Maus hinterher tapst (dieses beliebte Feature wurde ja in Heart Gold & Soul Silver für alle Pokémon übernommen), aber wenn ihr es wagt, Pikachu weiter hinten im Team einzureihen oder es gar in eine Box zu verbannen, weil ihr mal andere Pokémon trainieren wollt, dann nimmt es euch das übel - und dass Pikachu sauer auf euch ist, kann euch zum Verhängnis werden, da ihr manche Geschenke nur erhaltet, wenn Pikachu glücklich ist. Eine Entwicklung zu Raichu verweigert Pikachu ebenso, aber hier könnt ihr euch immerhin behelfen, indem ihr Pikachu trotz aller Proteste auf eine normale Rote oder Blaue Edition tauscht und dort entwickelt. Raichu wird euch dann allerdings nicht mehr hinterher laufen - auch nicht, wenn ihr es auf Gelb zurück tauscht. Neben dem allgegenwärtigen Pikachu-Wahn gibt es noch andere Details im Spiel, die auf dem Anime basieren. Dazu zählen vor allem die Sprites von Rocko, Misty und Team Rocket, die an den Anime angepasst wurden. Rocko und Misty schliessen sich euch zwar nicht an, sondern verbleiben in ihren Arenen, aber Team Rocket wurde gut getroffen: Sie lauern euch immer wieder auf und setzen dabei stets die gleichen Pokémon ein: Mauzi, Rettan und Smogon! Ausserdem steht hinter den Theke jedes Pokémon Centers ein kleines Chaneira. Abgesehen davon unterscheidet sich Pokémon Gelb nicht sonderlich von Rot & Blau. Rein vom Spielerischen ist es also egal, für welche Edition ihr euch entscheidet. Wer aber besonders auf Pikachu steht, so wie damals sehr viele Kids, für den ist die Gelbe Edition ein Traum - wer hingegen der Ansicht ist, dass das gelbe Biest sowieso schon völlig overhyped ist, der macht um die Gelbe Edition besser einen grossen Bogen und greift stattdessen lieber zur regulären Rot bzw. Blau. In Japan erschien diese "Special Pikachu Edition" - das steht so als Untertitel auf der Packung - übrigens am 12. September 1998, etwa 2 1/2 Jahre nach Rot & Grün und ein knappen halbes Jahr nach Start des Anime. Bei uns kam das Spiel am 16. Juni 2000 heraus - ein 3/4 Jahr nach Rot & Blau, die gut einen Monat nach dem Start des Anime am 8. Oktober 1999 erschienen waren.