POKÉMON ULTRA SONNE & ULTRA MOND Es ist so weit: Mit "Pokémon Ultra Sonne & Ultra Mond" sind die beiden neuesten Pokémon-Editionen am 17. November 2017 weltweit erschienen. Dabei handelt es sich allerdings um keine komplett neuen Editionen, sondern um typische zusatz-Editionen, also vom Stil her vergleichbar mit "Platin" oder "Smaragd". Wo die Unterschiede liegen und ob sich der Kauf auch lohnt, wenn ihr "Sonne & Mond" bereits gespielt habt, wollen wir in diesem Spotlight aufdecken. Tatsächlich sind die Änderungen gerade zu Beginn des Spiels noch minimal, wenngleich bereits die eine oder andere Neuerung auffällt. Die Starter-Wahl findet nämlich schon mal auf andere Weise statt - obwohl natürlich immer noch die kleine Pflanzen-Eule Bauz, das feurige Kätzchen Flamiau und der feenhafte Seehund Robball zur Wahl stehen. Nach wie vor rettet ihr aber Lilly vor den Habitaks, woraufhin ihr selbst von Insel-Schutzpatron Kapu-Riki gerettet werden müsst. Und nach wie vor werdet ihr wenig später mit einer feierlichen Zeremonie auf Inselwanderschaft geschickt. Kurz erklärt für alle, die "Sonne & Mond" verpasst haben sollten: Die klassischen Pokémon-Arenen, wie man sie aus den bisherigen Editionen kannte, haben in der 7. Generation ausgedient. Die Spielwelt Alola, die übrigens auf Hawaii basiert, setzt sich aus vier mittelgroßen Inseln zusammen, auf denen euch jeweils bis zu drei Prüfungen erwarten. Dabei gilt es, eine kleine Aufgabe zu lösen und zum Schluss das übermächtige Herrscher-Pokémon zu besiegen. Sind alle Prüfungen einer Insel bestanden, will außerdem noch der Inselkönig im Kampf bezwungen werden, bevor ihr zur nächsten Insel weiter reisen dürft - er ist dann also doch so eine Art Arenaleiter! Zu den Änderungen in "Ultra Sonne & Ultra Mond" im Vergleich zu "Sonne & Mond", die sich früh im Spielverlauf offenbaren, zählt die Tatsache, dass ihr die Herrscher-Pokémon nun auch selbst besitzen könnt. Allerdings nicht die wahrhaftigen Herrscher-Pokémon - die müsst ihr nach wie vor besiegen und könnt sie nicht fangen. Was ihr aber erhalten könnt, sind Artgenossen der Herrscher in genauso imposanter Größe. Diese erhaltet ihr von Professor Eich, wenn ihr genügend Herrscher-Sticker eingesammelt habt. Herrscher-Sticker sind nämlich kleine goldene Aufkleber, die von den Captains über ganz Alola verteilt werden. Insgesamt gibt es 100 Stück von ihnen, die ihr auch wirklich alle braucht - zumindest, wenn ihr alle Herrscher-Pokémon besitzen wollt. Also gilt es, beim Streifzug durch Alola die Augen offen zu halten und auch in den hintersten Winkeln nachzuschauen, um keinen Sticker zu übersehen. Eine andere frühe Neuerung im Spiel ist der Alola-Photo-Club. In mehreren Städten der Inselwelt haben jetzt Photo-Studios aufgemacht. Besucht ihr eines von ihnen, könnt ihr dort einen Schnappschuss von euch selbst mit einem eurer Team-Pokémon schießen. Je weiter ihr im Spiel voran schreitet, desto mehr Hintergründe und Deko-Elemente verdient ihr euch. Die fertigen Bilder werten letztlich auf eurer SD-Karte abgelegt und können so auch außerhalb des Spiels weiter verwendet werden. Eine durchaus nette Spielerei, aber nichts Essentielles. Fast genauso unwichtig ist auch das Mantax-Surfen, das von Nintendo als neues Feature angekündigt wurde. Dabei handelt es sich um eine Alternative zu den Fähren, mit denen ihr früher von Insel zu Insel gereist seid, und zudem ist ein Minispiel enthalten. Auf Mantax' Rücken reist ihr nämlich nicht stur von A nach B, sondern düst zwischendurch auch mal die Wellen hoch und vollführt in der Luft ein möglichst waghalsiges Kunststück. Je besser ihr euch dabei anstellt, desto mehr Punkte kassiert ihr, womit ihr euch auch in eine Highscore-Liste eintragen und mit der ganzen Welt vergleichen könnt. Durchaus ein netter Wettbewerb abseits herkömmlicher Pokémon-Kämpfe, aber leider trotzdem keine Dauerspaß-Granate: Dazu fehlt dem Mantax-Surfen dann doch der spielerische Tiefgang. Aber sagten wir vorhin, dass es in Alola keine herkömmlichen Pokémon-Arenen gibt? Nun, das ist so nicht mehr ganz richtig, denn tatsächlich gibt es jetzt in Malihe City die sogenannte Kanto-Arena. Sie ist vom Stil her der Arena von Orania City nachempfunden, steht aber in keiner Verbindung zur Pokémon-Liga, sondern ist eher eine Art Touristenfalle für Alolaner, die ein bisschen "fremde Kultur" schnuppern wollen. Nichtsdestotrotz könnt ihr dort ein paar Kämpfe bestreiten und sogar einen Orden gewinnen, der euch nur in-game absolut nichts bringt. Trotzdem ein schönes Gefühl der Heimat in Anbetracht der Tatsache, dass eure Spielfigur laut ihrer eigenen Hintergrundgeschichte ja aus Kanto zugezogen ist. Die tatsächlichen großen Änderungen im Spielverlauf treten allerdings erst nach Abschluss der dritten Insel zu Tage, also nach etwa zwei Dritteln der Hauptstory. Dann nämlich fangen die Ultrabestien an, wichtig für die Story zu werden, und ab diesem Punkt entwickelt sich vieles anderes. Wir wollen dazu gar nicht zu viel spoilern, aber zumindest so viel, wie Nintendo ohnehin schon in offiziellen Trailern verraten hat. So wurde nämlich die Ultrawelt im Vergleich zu "Sonne & Mond" deutlich ausgebaut: Auf dem Rücken von Solgaleo oder Lunala reitet ihr durch ein Wurmloch, um ein mehrere tausend Lichtjahre entferntes Gebiet der Ultrawelt zu erreichen. Der Ritt selbst ist eher mäßig umgesetzt, da ihr ihn beim ersten Mal mehr schlecht als recht mit dem Kippsensor des Nintendo 3DS steuern müsst - unsinnige Fuchteleien, mit denen Chiko nie ganz warm werden wird. Später könnt ihr wohl im Büro vom GameFreak auf Tastensteuerung umschalten, aber das muss man überhaupt erstmal wissen. Schafft ihr es trotzdem, bei eurem Ritt durch das Wurmloch genügend Energie einzusammeln, könnt ihr schließlich eine fremde Welt betreten. Dort erwarten euch, neben den Ultrabestien, auch weitere legendäre Pokémon aus früheren Generationen - oder auch normale Pokémon, diese dafür mit erhöhter Shiny-Quote. Euer erstes Ziel in der Hauptstory ist aber Ultrametropolis, die Hauptstadt der Ultrawelt. Die Stadt basiert namentlich auf dem Science-Fiction-Filmklassiker "Metropolis" aus dem Jahr 1927, der übrigens wiederum Vorlage für den Anime "Robotic Angel" war. Aus dieser Stadt hat Necrozma das Licht gestohlen und erwartet euch nun auf der Spitze des höchsten Turms der Stadt zu einem Kampf. Gewöhnungsbedürftig ist jedoch, dass ihr Necrozma zunächst zweimal besiegen müsst, bevor ihr es bei der dritten Begegnung endlich doch fangen dürft. Wenn man das nicht weiß, kann es durchaus Nachteile im Kampf mit sich bringen, wenn man das Pokémon zunächst sanft behandelt, um es bloß nicht voreilig umzuhauen - nur, um dann beim Fangversuch die Meldung zu erhalten, dass es jetzt noch nicht gefangen werden kann. Und gerade der zweite Kampf auf der Turmspitze in Ultrametropolis ist durchaus ganz schön fordernd! Allerdings müssen wir auch sagen, dass sich Chiko von speziell diesem Turm deutlich mehr erhofft hatte - dazu hatte das vorab veröffentlichte coole Artwork zu viel Spannung aufgebaut! Erwartet hatte Chiko daher vielleicht sowas wie den Glockenturm in "Gold & Silber" oder den Himmelsturm in "Rubin & Saphir", aber auf jeden Fall mehr, als einfach nur ungestört außen eine Wendeltreppe hinauf zu rennen. Das war schon eine (im wahrsten Sinne des Wortes) hohe Enttäuschung. Wieder wettgemacht wird das allerdings durch die Tatsache, dass es sogar vier ganz neue Pokémon in "Ultra Sonne & Ultra Mond" gibt: Das festungsähnliche Muramura vom passenden Typ Gestein / Stahl, der explosive Feuergeist Kopplosio sowie der kleine Giftdrache Venicro, der mit Agoyon auch eine Weiterentwicklung hat. Alle vier sind zwar "nur" Ultrabestien, und man kann darüber streiten, ob man Ultrabestien als richtige Pokémon ansehen möchte, aber sie haben zumindest einen Pokédex-Eintrag und lassen sich wie ein gewöhnliches Pokémon trainieren. Beachtet allerdings, dass jeweils eins der neuen Monster editionsspezifisch ist: Kopplosio findet ihr ausschließlich in "Ultra Sonne", Muramura nur in "Ultra Mond". Mit den vier neuen Ultrabestien und ein paar weitere altbekannten Pokémon steigt der Aloladex nun von 302 in "Sonne & Mond" auf 402 in "Ultra Sonne & Ultra Mond". Nach wie vor lässt sich allerdings kein Regionaldex im Spiel freischalten - obwohl sich sogar einige Pokémon, die nicht im Aloladex vertreten sind, im Spiel finden lassen, etwa per Insel-Scanner. Wer aber wirklich vor hat, alle insgesamt 806 Pokémon zu komplettieren und dabei den Überblick zu behalten, der muss eine externe Liste führen. Zusätzlich zu den neuen Ultrabestien gibt es natürlich auch neue Formen bekannter Pokémon. Dass es von Cover-Pokémon Necrozma eine neue Form geben würde, war keine Überraschung: Er kann nun mit Solgaleo oder Lunala verschmelzen und auf diese Weise seine mächtige Ultra-Form erreichen. Ebenfalls neu ist die Zwielicht-Form des Wolf-Pokémon Wolwerock: Sie entsteht aus einem speziellen Event-Wuffels, das seit Release als WiFi-Event verteilt wird, kann sich jedoch nur in der Stunde zwischen 17 und 18 Uhr, also in der Dämmerung entwickeln. Das macht die Sache aufgrund der 12-Stunden-Zeitverschiebung für "Ultra Mond"-Spieler besonders kompliziert, da sie zwischen 5 und 6 Uhr morgens entwickeln müssen. Neben der ganzen Ultra-Geschichte war die zweite große Baustelle, die Nintendo vorab in Trailern enthüllt hat, das Team Rainbow Rocket. Wir erinnern uns: Team Rocket waren die Haupt-Antagonisten in den Klassikern "Pokémon Rot & Blau", und zwei besonders dusselige Mitglieder sind im Anime bis heute die Clowns vom Dienst. Seit der 3. Generation wurde Team Rocket in den Haupt-Editionen durch immer neue böse Teams ersetzt, kehrt nun aber in erneuerter Form zurück. Ihr werdet Team Rainbow Rocket allerdings erst nach dem Abspann kennenlernen: Ihr Auftritt ist eine zusätzliche Episode für den Post-Game-Content, also vergleichbar mit der Delta-Episode aus "Omega Rubin & Alpha Saphir". Nachdem ihr Alolas erster Champ geworden seid und die beiden Ultrabestien im Wald von Poni unschädlich gemacht habt, kommt nämlich der kleine rundliche Captain Chrys ganz außer Atem zu eurem Haus gehechtet und erzählt euch, eine unbekannte Organisation habe den Festival-Plaza gehackt. Kurz erklärt: Der Festival-Plaza ist quasi das gesamte Multiplayer-Feature der 7. Generation - von dort aus könnt ihr kämpfen und tauschen, ob lokal oder online. Und gerade diese wichtigen Funktionen hat Team Rainbow Rocket nun unter seine Kontrolle gebracht. Ihr versprecht Chrys natürlich, das Problem zu lösen, doch schnell müsst ihr feststellen, dass ihr nicht einmal mehr Zugriff auf euer eigenes Pokémon-Team habt. Es bedarf also eines grundlegend anderen Ansatzes, um Team Rainbow Rocket von hier loszuwerden. Allerdings ist die Übernahme das Festival-Plaza nur der Anfang. Weitaus größere Dimensionen nimmt das Ganze an, als ihr in den Fernsehnachrichten seht, welchen wichtigen Ort das Team Rainbow Rocket noch unter seine Kontrolle gebracht hat. Dort angekommen, erwartet euch eine Irrfahrt durch ein Teleporter-Labyrinth, ganz wie im guten alten Rocket-Hauptquartier aus "Rot & Blau", gewürzt mit ein paar witzigen Ideen. Und ihr trefft auf viele alte Bekannte, deren Teams für einen frisch gebackenen Alola-Champion genau die richtige Herausforderung sind. Vielleicht werdet ihr sogar erstmal aus den Latschen kippen, wenn ihr auf dem Bildschirm lest "Der-und-der setzt das-und-das ein", denn solche Gegner erwartet man in normalen In-Game-Kämpfen eigentlich nicht. Alles in allem: Wer bereits "Sonne & Mond" gespielt hat, der wird bei "Ultra Sonne & Ultra Mond" in den ersten zwei Dritteln der Hauptstory beinahe das Gefühl haben, noch einmal genau das gleiche Spiel zu spielen. Das Story-Finale mit den Ultrabestien und ihrer Welt ist neu und gut umgesetzt, und die Bonus-Episode um Team Rainbow Rocket macht gerade langjährigen Pokémon-Fans besonders Spaß. Ob euch die Neuerungen ausreichen, um noch einmal ein Spiel zum Vollpreis zu kaufen, können wir nicht für euch entscheiden, das müsst ihr selbst wissen. Es sind eben typische Zusatz-Editionen. Komplettisten brauchen sie natürlich schon allein aufgrund der vier neuen Ultrabestien, die es in "Sonne & Mond" noch nicht gab. Und wenn ihr "Sonne & Mond" bisher noch gar nicht gespielt habt, dann gibt es keine Frage: Der sofortige Einstieg mit "Ultra Sonne & Ultra Mond" ist mehr als lohnend! Auf nach Alola und: Schnappt sie euch alle!