RETURN TO MONKEY ISLAND Am 19. September, passenderweise dem Sprich-wie-ein-Pirat-Tag, war es so weit: "Return to Monkey Island" erschien für Steam und Switch. Obwohl es sich nun um den mittlerweile sechsten Serienteil handelt, ist "Return to Monkey Island" allerdings nicht "Monkey Island 6", sondern ein neues alternatives "Monkey Island 3". Ron Gilbert hatte "Monkey Island" nämlich von Anfang an als Trilogie im Kopf, doch nachdem er LucasArts nach dem zweiten Teil verlassen hatte, konnte er seine Ideen nicht mehr in den ursprünglich erschienenen dritten Teil einbringen. So veröffentlicht er eben jetzt einen Reboot nach seinen Vorstellungen. Tatsächlich beginnt "Return to Monkey Island" genau an dem Punkt, an dem "Monkey Island 2" damals endete: Guybrush und LeChuck, plötzlich zu Kindern geworden, finden sich in einem Vergnügungspark wieder - das war damals ein gewaltiger Plot Twist, und genau hier setzt "Return to Monkey Island" an, um euch dann nach wenigen Spielminuten einen noch größeren Plot Twist ins Gesicht zu schmeißen. Zur Story von "Return to Monkey Island" verrate ich jetzt natürlich nicht allzu viel, denn ihr wollt das Abenteuer natürlich spoilerfrei erleben, deshalb nur so viel: Inhaltlich geht es im Großen und Ganzen darum, dass Guybrush und LeChuck das immer noch nicht gefundene Geheimnis von Monkey Island endlich lüften wollen - und jeder natürlich schneller als der andere! Auf eurem Weg besucht ihr freilich viele neue Orte - beispielsweise die eiskalte Insel Brrr Muda, die passenderweise auch noch wie ein Dreieck geformt ist - aber auch genauso viele altbekannte Schauplätze: Mêlée Island samt Scumm-Bar, Voodoo-Laden und Gouverneurshaus erkennt jeder Fan sofort wieder, die Zeit ist dort jedoch nicht stehengeblieben: Alte Läden haben zugemacht, neue wurden eröffnet, Gouverneurin ist jetzt jemand anderes (den ihr aber auch schon kennt) und sich im Wald zu verirren ist immer noch so leicht wie eh und je. "Return to Monkey Island" ist voll von Anspielungen auf die Klassiker: Wer diese also kennt, wird richtig Spaß mit dem Spiel haben, doch auch als Neueinsteiger kommt ihr zumindest mit der Hauptstory problemlos klar. Womit man dagegen nicht immer problemlos klarkommt, sind die Rätsel, ganz im Gegenteil, manchmal steht man gehörig auf dem Schlauch! "Monkey Island"-typisch sind alle Rätsel zwar immer logisch, gleichzeitig aber doch manchmal ganz schön absurd, so dass man nur durch gehöriges Um-die-Ecke-Denken auf die Lösung kommt. Wenn ihr dann mal tatsächlich festhängt und nicht weiterkommt, dann freut ihr euch vielleicht über zwei Features im neuen "Return to Monkey Island". Zum einen ist da die Checkliste, in der ihr immer nachschlagen könnt, was so ganz grob euer nächstes Ziel ist, ohne dabei aber auch nur ansatzweise auf die Lösung hinzudeuten - die Checkliste ist lediglich dazu gedacht, dass ihr den roten Faden nicht verliert. Wer tatsächlich konkretere Hilfe benötigt, findet im Inventar allen Ernstes ein offizielles Lösungsbuch. Darin nachzuschlagen bringt euch überhaupt keinen Nachteil in irgendeiner Weise, ihr könnt also reingucken, so oft ihr das für nötig haltet und so oft ihr das mit eurer Ehre vereinbaren könnt. Im Gegensatz zu den gedruckten Lösungsbüchern, die man früher verwendet hat, ist das integrierte Lösungsbuch intelligent und widmet sich immer genau den Rätseln, an denen ihr gerade knabbert - nicht weniger, aber auch nicht mehr, ihr könnt also nicht aus Versehen zu viel lesen. Auch bekommt ihr nicht sofort die vollständige Lösung ins Gesicht geworfen, sondern es gibt erstmal drei bis vier Hinweise, die immer konkreter werden. Erst im allerletzten Schritt offenbart das Lösungsbuch wirklich die genaue Lösung. Das Prinzip ist in etwa vergleichbar mit den Hinweismünzen von "Professor Layton", nur dass ihr im Lösungsbuch unendlich oft nachschlagen könnt, ohne dass ihr vorher Münzen finden müsst. Dafür könnt ihr allerdings etwas anderes finden, und zwar Quizkarten. Diese sind als kleiner Bonus über die gesamte Spielwelt verteilt - insgesamt genau 100 Stück. Jede Quizkarte enthält eine Frage mit vier Antwortmöglichkeiten, wobei sich die Fragen auf alle sechs "Monkey Island"-Teile beziehen. Immer, wenn ihr eine bestimmte Anzahl Fragen beantwortet habt, gibt's dafür eine Errungenschaft. Wobei die Errungenschaften lobenswerterweise nicht nur auf Steam freigeschaltet werden, sondern auch in die Switch-Version integriert wurden: Hier einfach als In-Game-Menüpunkt, da die Switch ja von Haus aus kein eigenes Achiviement-System mitbringt. Zuletzt noch ein paar Worte zur Grafik: Dafür bekam Ron Gilbert im Frühling ja einen regelrechten Shitstorm ab, von dem er dann auch persönlich enttäuscht war. Tatsache ist: "Return to Monkey Island" ist kein schönes Retro-Pixel-Adventure wie die ersten beiden Serienteile in ihren Originalfassung oder auch "Thimbleweed Park" - das wollte Ron Gilbert von Anfang an nicht. Klar ist der Grafikstil sehr ungewohnt, gerade im direkten Vergleich mit "Monkey Island 1" und "2", aber seien wir doch mal ehrlich: Auch die Teile 3 bis 5 haben sich erst mit Zeichentrick-Optik und dann sogar mit 3D-Modellen doch arg vom ursprünglichen Pixel-Look entfernt, und da war doch auch niemand entsetzt. Ich persönlich hatte mich sehr schnell an den ungewohnten, aber immer noch liebenswerten Grafikstil von "Return to Monkey Island" gewöhnt, zumal ich ja sehr schnell primär die Story vor Augen hatte und mich auf die Rätsel konzentrieren musste. So wird es euch sicher auch gehen, ihr müsst euch nur drauf einlassen! Ist "Return to Monkey Island" unterm Strich empfehlenswert? Für Adventure-Freunde definitiv ja, und für "Monkey Island"-Fans gleich doppelt! Vorkenntnisse aus den ersten beiden Teilen sind dringend zu empfehlen, aber keine zwingende Voraussetzung. "Return to Monkey Island" ist für mich auf jeden Fall eins der besten Spiele des Jahres: Knifflige neue Adventure-Kost mit einer großen Prise Nostalgie, was will man mehr?