ROAD NOT TAKEN Als Nintendo-Only-Zocker sollte man es teilweise unterlassen, ein Multi-Konsolen-Magazin durchzublättern. Das hat Chiko nämlich letzte Woche getan und stolperte dabei über einen Test zu einem Spiel namens "Road not taken". Irgendwie hat mich dieses Spiel auf den ersten Blick fasziniert, aber die Ernüchterung folgte beim Blick auf die Konsolenliste: Nur für PS4, na toll! Dennoch habe ich später nochmal nach dem Spielenamen gegooglet und festgestellt, dass es immerhin auch Steam-Fassung gibt - na, besser als nichts! Also gleich mal kaufen, und schon war der neue Suchttitel auf der Platte. Und den stelle ich euch jetzt in einer Art Blick über den Tellerrand vor. "Road not taken" stammt von Spry Fox, einem 2010 gegründeten Indie-Studio aus Seattle - von ihnen stammt u.a. auf "Triple Town", ein Städtebau-Puzzle, das ich früher schon auf Steam gesuchtet habe, aber von dieser Verbindung wusste ich nichts, als ich mich in "Road not taken" verliebt habe. Mir war nur irgendwie von Anfang an aufgefallen, dass mir das Design der Bären im Spiel verdammt bekannt vorkam! Nun ja ... "Road not taken" ist im weitesten Sinne ein Puzzle-Spiel, das aber mehrere Besonderheiten bietet. Die eine ist, dass die Level bei jedem Spiel zufällig generiert werden, so dass keine Komplettlösungen möglich sind. Die andere sind die enthaltenen schwierigen psychologischen Entscheidungen, die dem Spieler jedoch erst im dritten oder vierten Level bewusst werden, wenn der Schwierigkeitsgrad beginnt, sehr steil anzusteigen. Ihr übernehmt die Rolle eines Wildhüters in einem abgelegenen Küstendorf, und von Anfang an steht fest, dass ihr diese Stelle 15 Jahre lang inne haben werdet - Spielziel ist es, diese 15 Jahre zu überstehen, und das ist verdammt schwer. Orientiert man sich an den Steam-Errungenschaften, haben bislang erst 3,9 % der Spieler ihre Karriere erfolgreich abgeschlossen. Dabei habt ihr eigentlich nur im Winter Arbeit, der Rest des Jahres wird immer übersprungen. Im Winter allerdings verirren sich regelmässig alle Kinder des Dorfes in einem Labyrinth-artigen Wald und müssen von euch gerettet werden, das ist eure einzige Aufgabe. Der Wald setzt sich aus mehreren Einzelbildern zusammen, und jeder von ihnen ist voller Objekte. Das können Bäume, Blumen und Felsbrocken sein, aber auch Waldtiere wie Hasen, Bären, Wölfe und vielleicht mal ein Yeti. Auch die phantastische Schiene wird mit Zaubertränken, magischen Steinen und Waldgeistern nicht aussen vor gelassen. Nun ist es so, dass sich der Durchgang zum nächsten Abschnitt erst öffnet, wenn eine bestimmte Anzahl eines bestimmten Objekts direkt nebeneinander liegen, also müsst ihr das ganze Zeug sortieren. Ihr könnt die Objekte entweder tragen, was dann allerdings Energie kostet, oder quer über den ganzen Bildschirm werfen. Dabei gilt es zu beachten, dass die verschiedenen Objekte durchaus aufeinander reagieren können - werft ihr etwa eine Axt auf einen Baum, verwandelt sich dieser in einen Baumstamm. Insgesamt existieren 200 solcher Crafting-Rezepte, die ihr im Lauf der Spielzeit lernen und zur richtigen Zeit einsetzen müsst, sonst kommt ihr nicht weiter. Dieses Spielprinzip hört sich zugegeben in der Theorie sehr nach 0-8-15 an, aber man muss es wohl selbst erlebt haben, um sich wirklich fesseln zu lassen. Was ist nun aber mit den erwähnten psychologischen Entscheidungen? Nun, euer Chef der Bürgermeister gewährt euch das Beenden des Levels bereits, wenn die Hälfte der Kinder aus dem Wald geholt ist - so kommt ihr zumindest im Spiel voran. Ein Nebenziel ist es allerdings, sich mit den Dorfbewohnern gut zu stellen - eine Errungenschaft gibt es, wenn ihr einen der Dorfbewohner letztlich sogar heiraten könnt. Ausserdem schenken euch die Leute von Zeit zu Zeit Glücksbringer, die euch das Leben erleichtern. Allerdings nimmt es euch jeder Bürger krumm, wenn ihr das eigene Kind nicht rettet, und so steht ihr jedes Jahr vor der gleichen schwierigen Entscheidung: Beende ich jetzt den Level und rette meine Karriere, oder gehe ich noch tiefer in den Wald hinein, um das Kind meiner Verlobten zu suchen, und riskiere damit meine letzten Gesundheitspunkte? Denn das Tückische ist, dass ihr nur ein Leben habt - sind also alle Gesundheitspunkte verspielt, dann heisst es, von vorne zu beginnen. Noch ist aber alle Zeit der Welt, um die Karriere erfolgreich zu Ende zu bringen. "Road not taken" ist nämlich noch ganz neu, es kam gerade erst am 5. August heraus.