SUPER MARIO ODYSSEY Endlich ist es so weit: Nintendos Super-Klempner ist mit seinem bislang gewaltigsten Abenteuer auf der Switch angekommen! "Super Mario Odyssey" ist am 27. Oktober weltweit erschienen und degradiert "Mario Kart 8 Deluxe" und "Mario + Rabbids Kingdom Battle" problemlos zur 2. Klasse. Ja, ich bin der Meinung, dass es sich hier um das beste Mario-Spiel aller Zeiten handelt. Das sage ich nicht blind über jedes neue Mario-Spiel. Und warum ich dieser Meinung bin, will ich im folgenden Review versuchen, zu erklären. Die Story fängt allerdings relativ normal an: Bowser hat Peach gekidnapped und will sie zwingen, ihn zu heiraten. Mario ist zur Rettung geeilt, aber irgendwie scheint nicht sein Tag zu sein. Bowser kann den Kampf an Bord seines Luftschiffs nämlich problemlos gewinnen und den Klempner an den Horizont befördern. Übrig bleibt lediglich Marios Mütze - und die endet schließlich als Fetzenhaufen in der Schiffsschraube. Szenenwechsel: Mario findet sich ganz ohne Kopfbedeckung in einer gespenstischen Umgebung wieder, dem so genannten Hutland. Dort leben friedliche Hut-Geister, und einer von ihnen heißt Cappy. Auch er hat einen Verlust zu beklagen, Bowser hat nämlich seine Schwester Tiara entführt - sie soll als Peachs Hochzeitsschleier dienen. Mario und Cappy beschließen, sich gegen Bowser zu vereinen, um Peach und Tiara zu befreien. Zu diesem Zweck schlüpft Cappy in einen letzten Fetzen von Marios alter Mütze und nimmt dadurch ihre Form an. Ausgerüstet mit seiner neuen lebenden Kopfbedeckung bricht Mario auf, um Bowser das Handwerk zu legen. Cappy ist ein entscheidendes neues Spielelement. Nicht genug damit, dass ihr die Mütze wie einen Bumerang durch die Gegend werfen könnt, um etwa kleine Blöcke zu zertrümmern oder Münzen aus der Distanz einzusammeln. Ganz wichtig ist auch, dass ihr die Kontrolle über bestimmte Gegner übernehmen könnt, wenn ihr ihnen Cappy auf den Kopf werft - "capern" nennt sich diese Technik. Wer wollte nicht schon immer mal selbst als Gumba durch die Weltgeschichte tapsen? Aber die Verwandlung in den Gegner ist freilich nicht nur ein optisches Feature, sondern beschert euch auch neue Fähigkeiten. Bereits in der ersten Welt könnt ihr euch beispielsweise in einen ausgewachsenen T-Rex verwandeln und in seiner Gestalt große Felsbrocken niedertrampeln, an denen Mario selbst sich die Zähne ausgebissen hätte. Herkömmliche Level-Ausgänge gibt es in "Super Mario Odyssey" nicht mehr. Stattdessen gilt es, in jeder Welt eine bestimmte Anzahl Power-Monde zu sammeln. Diese braucht euer Flugschiff, die so genannte Odyssey, um aus ihnen die Kraft zu ziehen, zur nächsten Welt weiter zu fliegen. Tatsächlich benötigt ihr aber nur rund ein Viertel der über 800 im Spiel versteckten Power-Monde, um zu Bowser vorzudringen. Alle weiteren sind eine willkommene Zusatz-Herausforderung für die 100%-Zocker. Lobenswert ist dabei, dass "Super Mario Odyssey" die Linearität von "Super Mario Galaxy" oder gar "Super Mario 3D World" abwirft und zurück zur Bewegungsfreiheit von "Super Mario 64" findet, ja, diese sogar noch perfektioniert. Ihr bekommt zwar beim Betreten jeder Welt einen groben Fingerzeig, aber im Grunde steht es euch völlig frei, das gesamte riesige Areal nach Belieben auf den Kopf zu stellen und alle anderen Monde zu finden, nur nicht den, den das Spiel euch vorschlägt. Im Gegensatz zu "Super Mario 64" werdet ihr auch nicht nach jedem gefundenen Mond aus dem Level geworfen, sondern könnt an Ort und Stelle eure Suche fortsetzen. Ein paar Monde pro Welt werden euch quasi nachgeworfen, manche könnt ihr sogar ganz langweilig für 100 Münzen im Shop kaufen. Der ein oder andere Mond liegt einfach in der Welt herum, aber freilich gut versteckt. Ein Boss Battle ist in der Regel gleich drei Monde wert und treibt außerdem die Story so weit voran, dass danach weitere Monde in der gleichen Welt gefunden werden können. Für die Gegenseite treten hierbei die so genannten Broodals an, weiße Kaninchen in altertümlichen Klamotten. Nach "Mario + Rabbids" ist das somit das zweite Spiel binnen weniger Monate, in dem Mario mit schrägen Hoppelviechern aneinander gerät, aber die Broodals sind aufgrund ihrer Möchtegern-Eleganz mindestens genauso kultverdächtig wie die altbekannten Rabbids. Und nicht zu vergessen sind schließlich die Monde, für die ihr euch einfach was einfallen lassen müsst. Kleines Beispiel aus der vierten Welt, dem Forstland: Dort steht etwas abseits auf einer erhöhten Plattform eine schüchterne Gumba-Dame, die sich aber sofort in Luft auflöst, wenn Mario sich nähert. Aber warum nicht ein paar Gumbas aufeinander stapeln und die Kontrolle über die Turmspitze übernehmen? Wenn ihr auf diese Weise der holden Jungfer von Gumba zu Gumba ins Angesicht blickt, kann es gut sein, dass sie sich Hals über Kopf in euch verschießt und direkt mal einen Mond springen lässt. Klassische Hüpf-Passagen sind in "Super Mario Odyssey" eher selten - und wenn sie vorkommen, dann sind sie nicht unbedingt die große Herausforderung. Tatsächlich ist "Super Mario Odyssey" in erster Linie ein Erkundungsspiel, weiß als solches aber voll und ganz zu überzeugen! Als fortgeschrittener Mario-Spieler darf man rund 35 Stunden einplanen, um wirklich alle Monde zu aufzuspüren. Und wem das nicht reicht, der kann auch noch die lila Münzen sammeln, die ihr als Währung im Shop ohnehin benötigt. Weitere Sammelobjekte sind schließlich Kostüme und Sticker. Diese könnt ihr in erster Linie in den Läden der verschiedenen Welten kaufen, aber teilweise auch durch Amiibos oder durch das Erfüllen bestimmter Bedingungen freischalten. Die gesammelten Kostüme dürft ihr Mario auch tatsächlich anziehen und eurer Spielfigur somit einen individuellen Touch verpassen. Wie wär's beispielsweise mit Badehose und sonst nichts unten herum, dafür aber stilgerecht einem Zylinder auf dem Kopf? Die Sticker dagegen landen an der Außenwand der Odyssey und sind damit quasi Souvenirs aus den Ländern, die ihr bereits besucht habt - so fühlt sich das Weltenbummeln gleich noch einmal so gut an! Die 17 verschiedenen Welten schreiben Abwechslung dabei besonders groß und sparen nicht mit neuen Ideen, die man aus Mario-Jump'n'Runs so bisher noch nicht unbedingt kannte. Da gibt es beispielsweise eine urzeitliche Insel, eine tiefgefrorene Wüste oder einen mechanischen Wald, und das ist erst der Anfang! Bereits aus Trailern ist die riesige Stadt New Donk City bekannt, die auf dem realen New York basiert und in dem normale Menschen herumlaufen - auf den ersten Blick ein krasser Kontrast, aber nach wenigen Spielminuten dann doch viel stimmiger als erwartet. Die Entwickler haben ihre Ideen ausgelebt und sich was getraut, und das ist absolut positiv gemeint. Wer das Grundprinzip von "Super Mario 64", den Sammelspaß von Rare-Klassikern wie "Banjo Kazooie" oder "Donkey Kong 64" und die Freiheit von "Zelda: Breath of the Wild" mochte, der bekommt mit "Super Mario Odyssey" das Beste von allem in noch einmal aufgebesserter Form geboten. Ohne "Super Mario Odyssey" macht es keinen Sinn, eine Switch zu besitzen - Punkt. Ausrufezeichen! Natürlich, kleine Kritikpunkte gibt es sogar an diesem Spiel zu finden, und zwar primär an der Steuerung. Diese ist nämlich darauf ausgelegt, mit zwei entfernten Joycons zu zocken. Zwar gibt es auch andere Steuerungsvarianten, die natürlich die meiste Zeit genauso gut funktionieren, in einigen Details dann aber ins Hintertreffen geraten. So könnt ihr Cappy auch im Handheld-Modus nur um euch herum wirbeln lassen, indem ihr die Switch zur Seite reißt - eine bequeme Alternative auf Knopfdruck existiert nicht. Auch der 2-Spieler-Modus, bei dem ein Freund in der Rolle von Cappy durch die Gegend wirbelt, ist eher eine gut gemeinte Zugabe als wirklich ein Spaß für zwei Leute. Aber sei's drum, die 3D-Marios waren schon immer Solo-Abenteuer, der Genialität des Spiels wird dadurch nichts genommen. Die Entwicklung von "Super Mario Odyssey" begann übrigens Ende 2013, direkt nach der Fertigstellung von "Super Mario 3D World". Die Öffentlichkeit bekam zum ersten Mal am 20. Oktober 2016 in einem kurzen Trailer etwas von dem Spiel zu sehen. Auf den Tag genau ein Jahr später, am 20. Oktober 2017 und somit eine Woche vor dem Release, erschien als letzter Appetitanreger das Musikvideo "Jump Up, Super Star!" - gesungen von Kate Davis in der Rolle von Marios allererster Freundin Pauline.