TAIKO NO TATSUJIN Ein altehrwürdiges japanisches Musikspiel ist jetzt auch auf der Nintendo Switch angekommen. Ein Musikspiel von Bandai Namco, bekannt unter anderem für "Pac-Man", "Tekken" oder "Ridge Racer" - aber im Gegensatz zu diesen Titeln ist unser Musikspiel außerhalb Japans nicht sehr weit verbreitet. Die Rede ist von "Taiko no Tatsujin". "Taiko no Tatsujin - Nintendo Switch Version" erschien am 19. Juli 2018 in Japan und ist eine würdige Fortführung des Spielkonzeptes. Denn die Reihe an sich ist schon ein paar Jährchen älter: Die erste Version wurde am 21. Februar 2001 als Arcade-Automat in den japanischen Spielhallen umgesetzt. Heimkonsolen-Umsetzungen gibt es seit 2005, zunächst für die Playstation 2, bald auch für Nintendo-Konsolen. So wurde zunächst der Nintendo DS mit ganzen vier Versionen bedacht, aber auch die Wii, die Wii U und jetzt auch die Switch. "Taiko no Tatsujin" basiert auf der traditionellen japanischen Taiko-Trommelei. Tatsächlich ist "Taiko" einfach nur der japanische Ausdruck für "dicke Trommel" - in der Tat sehen Taiko-Trommeln erstmal wie dicke Fässer aus, meist aus einem Baumstamm gefertigt. Ursprünglich kommen diese Trommeln aus Korea und müssen irgendwann zwischen 300 vor und 300 nach Christus nach Japan rüber gekommen sein. Damals diente die Taiko-Trommelei dazu, bei schwerer Arbeit z.B. auf dem Feld den Takt anzugeben, aber auch als Alarmsignal. Und bald erkannten auch die Krieger die Wirkung von Taiko-Trommelei, um einerseits die eigenen Kämpfer aufzupowern und andererseits auch den Feind mental zu zermürben. Heute werden Taiko-Trommeln hauptsächlich bei Festen und Feierlichkeiten eingesetzt, und das nicht nur in Japan: Auch auf deutschen Anime-Conventions können immer mehr Taiko-Gruppen live erlebt werden, teilweise lassen sie auch das Publikum selbst einmal Hand anlegen. Bekannt sind etwa die Gruppe Tennogawa aus Kaiserlautern, die u.a. auf der Hanami auftritt, oder auch die Düsseldorfer Taiko Kids, kleine Trommler zwischen 5 und 14 Jahren, die alljährlich auf dem Japantag auftreten. Im Spiel "Taiko no Tatsujin" - übersetzt in etwa "Taiko-Experte" - geht es im Großen und Ganzen darum, den richtigen Rhythmus zu halten. Jedes Spiel enthält eine Auswahl von Songs, vorwiegend J-Pop und Anime-Openings, die es nachzutrommeln gilt. Während der Song läuft, sausen Kreise über den Bildschirm, und wenn ein Kreis eine bestimmte Markierung erreicht, müsst ihr auf die Pauke hauen - je nach Farbe des Kreises entweder einfach voll draufhauen oder sanft an den Trommelrand schlagen. Dabei lässt sich die Trommel freilich problemlos durch entsprechendes Tastendrücken auf dem Controller simulieren, wer es jedoch stilechter haben möchte, der kann auch einen speziellen Controller in Form einer Plastik-Trommel dazu kaufen. Speziell die Switch-Version bringt außerdem noch zwei weitere Steuerungsmöglichkeiten mit: Entweder könnt ihr die Joy-Cons wie echte Trommelstöcke in Luft schlagen - passt dann nur auf, dass ihr sie nicht aus Versehen am Tisch zertrümmert! Auch hierfür gibt es bereits Plastik-Trommelschläger, in die sich die Joy-Cons einsetzen lassen. Außerdem wir auf dem Touchscreen der Switch eine kleine Trommel angezeigt, die ihr mit den Fingern oder etwa mit Wattestäbchen direkt auf dem Bildschirm bearbeiten könnt. Wem das alles mit dem Trommeln im richtigen Takt und Plastiktrommeln als optionales Zubehör jetzt sehr bekannt vorkommt, der denkt vielleicht an das alte Gamecube-Spiel "Donkey Konga", und das ist auch gar nicht mal so falsch gedacht. "Donkey Konga" erschien Ende 2003 und war Namcos erster Versuch, "Taiko no Tatsujin" auf einer Nintendo-Konsole zu etablieren. Die Taikos wurden dabei zu Buschtrommeln, damit sich auch Nintendos Oberaffe Donkey Kong sinnvoll als Titelheld integrieren ließ. Am 15. Oktober 2004 kam "Donkey Konga" auch nach Europa, allerdings leider mit stark angepasster Titelliste: Sämtlicher J-Pop und die allermeisten der coolen Anime-Songs wurden entfernt, stattdessen bekamen wir eine Handvoll Nintendo-Stücke und ansonsten großteils 08/15-Charts-Hits. Trotzdem erschien ein Jahr später auch noch "Donkey Konga 2", und die Japaner bekamen sogar noch einen dritten Teil. Außerdem sei der Vollständigkeit halber auch erwähnt, dass es einen Taiko-Modus in dem Indie-Musikspiel "osu!" für den PC gibt, das ihr euch kostenlos herunterladen könnt und das von der Community mit immer neuer Musik versorgt wird. Neben dem hauptsächlich Musikspiel enthält "Taiko no Tatsujin - Nintendo Switch Version" außerdem eine Sammlung diverse Minispiele für bis zu vier Spieler. Darin gilt es beispielsweise, Baumstämme zu zersäbeln, Fische der richtigen Farbe zu fangen, Flaggen in der richtigen Reihenfolge zu heben oder möglichst schnell möglichst viele Nudeln zu verschlingen. Das Ganze hat was von den Minispielen, wie es sie auch in "Pokémon Stadium" auf dem Nintendo 64 gab. Im Großen und Ganzen sind die Minispielchen zwar durchaus eine nette Zugabe, die vor allem mit mehreren Spielern ein paar Abende lang Spaß machen kann, aber sicher nicht der Hauptgrund, warum man sich "Taiko no Tatsujin" kauft. Erschwerend kommt hinzu, dass man aufgrund des japanischen Textes erstmal nicht so genau versteht, was man überhaupt zu tun hat - aber das Spiel kann nichts dafür, wenn ich kein Japanisch kann! Im Gegenteil, das Spiel bemüht sich sogar, diesen Mangel abzustellen! Denn in wenigen Tagen, am 9. August, soll ein Englisch-Patch erscheinen, der das ganze Spiel für den Nicht-Japaner verständlicher macht. Zunächst ist dieser Patch für die englischsprachigen Staaten Südostasiens gedacht, aber jetzt kommt die große Überraschung: Am 2. November soll "Taiko no Tatsujin - Nintendo Switch Version" tatsächlich auch in Europa erscheinen! Ein erster deutscher Trailer ist im Youtube-Kanal von Bandai Namco bereits zu sehen. Na toll, und das wird erst jetzt bekannt gegeben, nachdem ich mir gerade die japanische Version importiert habe! Aber mit ein bisschen Glück übernimmt meine japanische Ausgabe dann auch die deutsche Sprache, sobald diese verfügbar ist, und falls nicht: Sooo textlastig ist ein "Taiko no Tatsujin" dann ja auch nicht, notfalls reicht mir der Englisch-Patch vollkommen aus. Und so bin ich auf jeden Fall auf der sicheren Seite, falls für den Westen wieder die Songliste angepasst wird, wie damals bei "Donkey Konga". Denn die gute Songliste ist der Grund, warum ich mir das Spiel überhaupt habe kommen lassen. Dabei sind nicht nur All-Time-Klassiker aus der Anime-Szene, wie "Cha-La-Head-Cha-La" aus "Dragon Ball Z" oder "Zankoku na Tenshi no These" aus "Neon Genesis Evangelion", sondern auch persönliche Favoriten wie "Alola!" aus dem "Pokémon Sonne & Mond"-Anime und vor allem das "Yo-kai Exercise No. 1" aus "Yo-kai Watch". Mit Titeln wie "Zen Zen Zense" aus dem Überraschungshit "Your Name" sind auch aktuellere Anime-Songs dabei, und mit "How Far I'll Go" aus "Vaiana" hat sich sogar ein Disney-Song eingeschlichen. Die Gamer werden zudem mit "Jump Up, Super Star!" aus "Super Mario Odyssey oder mit einem kultigen "Kirby's Dream Land"-Medley im 8-Bit-Stil bedacht. Apropos Kirby: Er ist hier als exklusiver spielbarer Charakter an Bord, ebenso wie der Tintenfisch aus "Splatoon". Und wem die über 60 Songs, die von Haus aus mitgeliefert werden, nicht ausreichen, der kann die Auswahl durch DLCs noch weiter aufstocken: Bereits jetzt lässt sich das Opening zu dem Anime "Shinkansen Henkei Robo Shinkalion" kostenlos aus dem japanischen eShop nachladen, und Mitte August folgt ein kostenpflichtiger DLC, der eine Auswahl beliebter Ghibli-Klassiker hinzufügt. Wer generell an rhythmischen Musikspielen Spaß hat und mit J-Pop oder japanischen Anime-Songs etwas anfangen kann, der macht mit "Taiko no Tatsujin - Nintendo Switch Version" absolut nichts falsch. Bleibt abzuwarten, ob und wie sehr sich die Songliste zum europäischen Release im November ändern wird. Ob ihr im Falle größerer Änderungen trotzdem die deutsche Version kauft oder euch einfach die japanische Fassung einfliegen lasst, müsst ihr dann für euch selbst entscheiden.