WÜRFELWELT Ein echter Gamer denkt bei dem Begriff "Würfel" als erstes an "Minecraft". Folglich sollte euer erster Gedanke, wenn ihr den Buchtitel "Würfelwelt" hört, "ein Buch über Minecraft" sein. Tatsächlich ist dem so, wie der Untertitel "Ein Minecraft-Roman" sicherheitshalber feststellt. Als Chiko neulich über das Werk stolperte, war dann sein zweiter Gedanke: "Wie, bitte schön, kann man aus Minecraft einen Roman machen?" Da das Büchlein nicht allzu teuer ist, beschloss ich, einfach mal ins Blaue hinein zuzuschlagen, und ich hab es nicht bereut. Hauptfigur in "Würfelwelt" ist ein Junge, der eines Tages in einer Minecraft-Welt aufwacht und keine Ahnung hat, wie er hierher gekommen ist. Er weiss aber auch nicht, woher er kommt, hat keine Erinnerungen an gar nichts, hat sogar vergessen, dass er Marko heisst. Mangels Alternativen begibt er sich auf erste Erkundungstouren in der Würfelwelt und lernt langsam die Spielmechanik kennen. Gleichzeitig macht er aber auch die Bekanntschaft mit ersten Zombies, Skeletten und natürlich Creepern, welche er aus Unwissenheit zunächst als "Gurkenmonster" bezeichnet. Sehr positiv ist dabei anzumerken, dass man kein Vollblut-Minecraft-Zocker sein muss, um mitzukommen - Chiko hat das Spiel nie selbst gespielt (ja, ich schäme mich dafür), sondern kennt es nur aus Unterhaltungen mit Flo, aber trotzdem konnte ich der Handlung mühelos folgen. In den ersten Kapiteln hat der Leser durchaus das Gefühl, hier einfach ein Let's Play in Schriftform vorgesetzt zu bekommen, wobei die Tatsache, dass Marko nach jedem virtuellen Tod einen vollständigen Gedächtnisverlust erleidet, die Spannung weit genug aufrecht erhält, um weiter zu lesen. Das ist gut so, denn nach einiger Zeit trifft Marko auf einen sehr bekannten Let's Player, der hier gerade ein Video aufnimmt, und muss sich zusammen mit ihm durch eine Adventure Map schlagen, welche bald beginnt, sich sehr merkwürdig zu verhalten. Was allerdings wirklich hinter der ganzen Geschichte steckt, erfährt der Leser erst nach gut der Hälfte des Buches, aber spätestens dann wird es richtig spannend. Geschrieben wurde "Würfelwelt" von Karl Olsberg, Jahrgang 1960, der eigentlich Karl-Ludwig Freiherr von Wendt heisst und aus Bielefeld stammt. Olsberg ist bereits ein Bestsellerautor, von ihm stammen beispielsweise "Das System" oder "Schöpfung ausser Kontrolle". "Würfelwelt" ist allerdings kein grosses Stück Weltliteratur, sondern im Grunde lediglich eine Fanfiction. Das Buch erschien nicht einmal bei einem normalen Verlag, sondern wurde von Olsberg selbst gedruckt. Dass ein professionelles Lektrorat fehlt, fällt dadurch auf, dass der eine oder andere kleine Tippfehler im Text verblieben ist, was den Lesefluss allerdings nicht stört. Woran es liegt, dass "Würfelwelt" nicht "offiziell" veröffentlicht wurde, wissen wir nicht - an der Qualität des Textes liegt es unserer Meinung nach nicht, aber womöglich an Lizenzen? Ob "Würfelwelt" ein Kinder-, Jugend- oder Erwachsenenbuch ist, darauf hat sich Olsberg nicht festgelegt. In einem Interview verriet er, dass er sich einfach an alle Minecraft-Fans richten möchte, ganz egal, wie alt sie sind. Das Alter seines Hauptcharakters Marko gibt er mit 14 an, wenngleich dieses Alter im ersten Band noch nicht genannt wird. Empfehlen würde er das Buch ab etwa 12 Jahren. Zu Minecraft kam Olsberg über seine Kinder, die ihm auch halfen, Textfehler im Hinblick auf die Spielmechanik auszumerzen. Er spielt das Spiel aber auch selbst unheimlich gern. Ein halbes Jahr nach dem ersten Teil erschien übrigens die Fortsetzung "Zurück in der Würfelwelt", und diese endet mit einem "Fortsetzung folgt", womit auch ein dritter Band bereits angekündigt ist. Wir sind gespannt!