YOKO SHIMOMURA Heute ist endlich einmal eine Frau in unserer "Spotlight on Composer"-Reihe dran! Die Rede ist dabei von niemand geringerem als Yoko Shimomura, die zu den berühmtesten weiblichen Videospielkomponisten zählt. Shimomura wurde am 19. Oktober 1967 in der Präfektur Hyogo geboren und hatte, wie so viele Komponisten vor ihr, bereits als kleines Mädchen ein großes Interesse an Musik, so dass sie bereits mit vier oder fünf Jahren - so genau weiß sie das selbst nicht mehr - anfing, Klavierunterricht zu nehmen. Dabei begann sie, beim scheinbar wahllosen Herumklimpern, bereits eigene Stücke zu "komponieren". Später ließ sich Shimomura am Osaka College of Music einschreiben - ursprünglich mit dem Ziel, Klavierlehrerin zu werden, doch da sich in der Zwischenzeit auch ein gesundes Interesse an Videospielen entwickelt hatte, zog sie den Beruf der Videospielkomponistin eher in Erwägung. Ganz klassisch schickte sie einige Arbeitsproben an verschiedene Entwicklerstudios und wurde von Capcom zunächst zum Vorstellungsgespräch eingeladen, kurz darauf auch tatsächlich eingestellt - was Shimomuras Familie überhaupt nicht gefiel! Für sie war der Videospielkomponist kein angesehener Beruf und sie konnten nicht verstehen, warum sie ihrer Tochter das teure College bezahlt hatten, wenn jetzt so etwas dabei herauskam. Shimomura nahm den Job trotzdem an und komponierte in der Folge einige Stücke für große Capcom-Spiele - ihr erstes Werk waren einige Stücke für "Samurai Sword", welches 1988 für das NES erschien. Einen Namen machte sie sich aber vor allem 1991 mit dem kompletten Soundtrack zu "Street Fighter II". Außerdem war Shimomura Mitglied in der firmen-internen Band Alph Lyla. Shimomuras Interesse ging allerdings eher in Richtung von Rollenspielen, welche es bei Capcom weniger gab. Zwar konnte sie ein Stück zu "Breath of Fire" beitragen, aber das reichte ihr nicht, und so verließ sie Capcom im Jahr 1993 und wechselte zu Square. Dort bekam sie ihre Rollenspiele: Ihren Einstand gab sie in ihrer neuen Firma mit dem Japan-exklusiven SNES-RPG "Live A Live", und dann folgte der Soundtrack zu "Super Mario RPG". Das allererste Rollenspiel mit dem berühmten Nintendo-Klempner stammt tatsächlich von Square und erschien 1996 für das Super Nintendo, schaffte es damals aber aufgrund eines Zerwürfnisses zwischen Nintendo und Square nicht mehr bis nach Europa. So kamen wir erst im Jahr 2008 auf der Virtual Console der Wii in den Genuss des Spiels. Zu weiteren großen Spielen, für die Shimomura bei Square komponierte, zählt etwa der "Secret of Mana"-Vorgänger "Seiken Densetsu" (bzw. "Mystic Quest" in Europa), und auch "Parasite Eve" für die Playstation: Dieses Spiel war die erste Gelegenheit, zu der Shimomura ein Stück mit Gesang komponierte, da die voran gegangenen Konsolen technisch keine menschlichen Gesangsstimmen zuließen. Ja, und dann kam schließlich im Jahr 2002 "Kingdom Hearts", das legendäre Disney-RPG für die Playstation 2. Shimomura arrangierte eine Handvoll beliebter Disney-Titel und schrieb gleichsam viele neue Stück. Später bezeichnete sie "Kingdom Hearts" als einen von drei großen Wendepunkten in ihrem Leben - die anderen beiden waren "Street Fighter II" und "Super Mario RPG". Nach Veröffentlichung von "Kingdom Hearts" ging Shimomura in Mutterschutz und kehrte anschließend nicht fest zu Square zurück, sondern begann nun als Freiberuflerin. Als solche wirkte sie zwar weiterhin an den folgenden "Kingdom Hearts"-Teilen mit, kam aber gleichzeitig zurück zu Mario: Begonnen mit dem Erstling "Mario & Luigi: Superstar Saga", erschienen 2003 für den Gameboy Advance, hat Shimomura sämtliche Soundtracks für die "Mario & Luigi RPG"-Reihe geschrieben, bis hin zum aktuellen "Mario & Luigi: Paper Jam Bros." aus dem Jahr 2015. Zwischendurch wirkte sie außerdem an "Xenoblade Chronicles" mit und schrieb unter anderem das Main Theme, das seit knapp zwei Jahren unsere Nintendo Music Charts beherrscht. Ihr jüngstes Werk ist schließlich kein geringerer Titel als "Final Fantasy XV", welches Ende November 2016 herauskommen soll. Zu ihren wichtigsten Einflüssen zählt Shimomura vor allem die klassischen Komponisten Ludwig van Beethoven, Frédéric Chopin und Maurice Ravel, gab aber auch zu, dass sie eine Weile lang sehr gerne Jazz gehört hat. Inspiration für bestimmte Stücke gewinnt Shimomura laut einem Interview aus persönlichen Erinnerungen - positive wie negative - die sie sich beim Komponieren wieder ins Gedächtnis ruft. Solche Erinnerungen sammelt Shimomura beispielsweise auf Reisen. Und ihr liebstes selbst komponiertes Stück, das ist "Dearly Beloved" aus "Kingdom Hearts".