ZELDA: BREATH OF THE WILD Vor gut einer Woche ist es erschienen, das neue Meisterwerk aus dem Hause Nintendo: "The Legend of Zelda: Breath of the Wild"! Bislang dürfte das Spiel für die meisten Spieler der einzige (oder zumindest der wichtigste) Grund sein, eine Nintendo Switch zu kaufen - die neue Konsole erschien zeitgleich mit dem Spiel am 3. März. Allerdings ist die Switch gar nicht zwingend notwendig, den "Breath of the Wild" erschien ebenfalls für die Wii U - so ähnlich war das ja auch schon damals bei "Zelda: Twilight Princess", das gleichzeitig für Gamecube und Wii erschien. Auf welcher der beiden Konsolen ihr das Spiel genießt, sollte aber keine nennenswerte Rolle spielen. Euer Abenteuer beginnt im Schrein des Lebens, wo ihr nach 100-jährigem Schlaf erwacht - halb nackt und ohne Erinnerungen an euer bisheriges Leben. Eine süße Stimme weckt euch zärtlich, und nachdem ihr ein wenig notdürftige Kleidung aus herumstehenden Truhen gefischt habt, begebt ihr euch nach draußen, um zunächst einmal die atemberaubende Aussicht über das so genannte "Vergessene Plateau" zu bestaunen. Dann jedoch erblickt ihr nicht fern von euch einen geheimnisvollen alten Mann, der euch zu beobachten scheint - was es mit ihm auf sich hat, ist eins der ersten Geheimnisse, die ihr im Spiel aufdeckt, aber lange nicht das einzige! "Breath of the Wild" spielt sich sehr anders als herkömmliche Zelda-Spiele, was vor allem an der Open-World-Mechanik liegt. Euch ist kein fester Weg vorgeschrieben, den ihr gehen müsst, sondern ihr könnt mehr oder weniger frei über eure nächsten Ziele entscheiden. Pflichtprogramm für alle Spieler ist eigentlich nur das Tutorial auf dem Vergessenen Plateau - und selbst dabei steht es euch frei, in welcher Reihenfolge ihr die vier Schreine aufsucht, um dort zwingend benötigte Fähigkeiten zu ergattern. Danach liegt es ganz an euch: Ihr könnt einem dünnen roten Faden folgen, den euch das Spiel vorgibt - dann geht es vom Plateau aus als nächstes zu einem Dorf hinter den Zwillingsbergen, wo ihr Impa treffen sollt. Einige Profi-Zocker haben aber auch schon erfolgreich auf alles gepfiffen, was das Spiel von ihnen wollte, und sind entgegen aller Warnungen sofort zum Schloss vor geprescht, um bereits nach einer Stunde Spielzeit den Abspann zu sehen. Kein leichtes Unterfangen, aber wer sich die Herausforderung geben will, der kann das tun. Auch von der offenen Welt abgesehen, fühlt sich "Breath of the Wild" erfrischend anders an und erinnert jetzt mehr an ein Rollenspiel als an ein Action-Adventure, was die Zelda-Reihe ja eigentlich ist. Wirklich aufleveln wie ein Pokémon könnt ihr Link zwar nicht, aber der Rollenspiel-Aspekt bricht durch, wenn etwa eure Waffen und Gewänder verschiedene Angriffs- und Verteidigungspunkte haben. Ah ja, apropos Waffen: Ihr habt auch kein dauerhaftes Schwert mehr, sondern ihr müsst eure Waffen immer und immer wieder in der Spielwelt finden - anfangs sind das nur billige Keulen, später aber auch hochwertige königliche Kampfgeräte. Das Problem dabei ist, dass keine Waffe für die Ewigkeit ist, sie alle gehen nach einiger Zeit kaputt - und wenn ihr dann gerade keinen Ersatz zur Hand habt, dann ihr guter Rat teuer. Es kann euch aber zum Glück kaum passieren, dass ihr mitten in einem riesigen Dungeon steht und plötzlich keine Waffe mehr habt. Denn anstelle der Tempel aus den bisherigen Zelda-Titeln, die zwar teilweise riesengroß waren, dafür aber zahlenmäßig sehr überschaubar, wird das Prinzip hier umgekehrt: Über ganz Hyrule verteilt finden sich nicht weniger als 120 Schreine - jeder einzelne von ihnen ist aber nur eine kleine Portion und teilweise in zehn Minuten oder noch kürzer zu lösen. Die Schwierigkeit sind also weniger die Schreine an sich, sondern vielmehr die Welt, die dazwischen liegt - denn die Schreine wollen ja zuerst mal gefunden und erreicht werden. Es ist zwar auch nicht notwendig, ausnahmslos alle Schreine abzugrasen, aber ganz links liegen lassen dürft ihr sie auch nicht - außer, ihr wollt den bereits erwähnten Speedrunnern Konkurrenz machen! Wer hingegen mit der nötigen Ruhe an das Spiel herangehen möchte, der findet auch abseits der Hauptaufträge genügend Beschäftigung - umfangreiche Kulinarforschung oder ausgedehnte Foto-Safaris sind nur zwei Beispiele dafür. Die Spielwelt zwischen den Schreinen ist also die wahre Größe von "Breath of the Wild", und das ist wörtlich zu verstehen: Tatsächlich hat Nintendo hier das Maximum aus der Wii U herausgeholt. Damit ihr einen groben Anhaltspunkt habt: Hyrule soll von der flächenmäßigen Ausdehnung her am ehesten mit der japanischen Stadt Kyoto vergleichbar sein (in der übrigens auch Nintendo sitzt). Kyoto hat gut 1,4 Millionen Einwohner, also in etwa so viel wie München - und das ist auch nciht gerade klein! Bewegen könnt ihr euch in dieser Spielwelt zunächst nur zu Fuß, was aber auch mit einschließt, dass ihr an steilen Felswänden hinauf klettern könnt - dabei gilt es nur, mit Argusaugen auf eure Ausdauer zu achten. Ist diese nämlich am Ende, verlässt euch eure Kraft. Dann lasst ihr los, fallt runter und brecht euch im schlimmsten Fall den Hals. Früh im Spiel verdient ihr euch aber auch einen Segelgleiter und später bekommt ihr sogar ein Pferd. Erstmals vage angekündigt wurde ein neues Zelda-Spiel übrigens bereits im Januar 2013 - damals noch nur für die Wii U. Die Open-World-Katze wurde auf der E3 2014 aus dem Sack gelassen, als Erscheinungstermin wurde damals weiträumig das Jahr 2015 genannt. Dann verschob sich der Releasetermin aber immer weiter, überhaupt wurde erst auf der E3 2016 der Titel "Breath of the Wild" bekannt gegeben. Aber Qualität braucht eben ihre Zeit, und was uns Nintendo jetzt geliefert hat, ist wahrlich große Qualität. Ich persönlich bin jetzt nicht so der ganz große Zelda-Fan: Ich liebe das alte "A Link to the Past" auf dem Super Nintendo, da hängt einfach meine Kindheit dran. Von den späteren Zelda-Spielen, darunter auch das so hoch gelobte "Ocarina of Time", habe ich eine kleine Auswahl angezockt, die meisten aber nicht einmal durchgespielt - ich fand sie zwar gut, aber eben nicht so weltbewegend, wie sie teilweise dargestellt wurden. Da habe ich meine Zeit lieber im Pilz-Königreich oder in der Pokémon-Welt verbracht. "Breath of the Wild" fesselt mich aber seit der ersten Sekunde - ich bin mir selbst nicht ganz sicher, woran das liegt, aber vermutlich spielt der Entdeckergeist eine große Rolle dabei. Tatsache ist auf jeden Fall, dass man kein eingefleischter Zelda-Fan sein muss, um sich von "Breath of the Wild" fesseln zu lassen. Wer das Spiel einmal startet, der wird in die Spielwelt hinein gezogen und lässt sie erst dann wieder freiwillig hinter sich, wenn Hyrule befreit ist - selbst wenn es 100 Jahre dauert!