Magical Boy

Heute werde ich euch eine ganz spezielle Magical-Girl Reihe vorstellen, welche mir kürzlich empfohlen wurde. Wobei das Thema Magical Girl nicht so ganz passt, denn es geht dieses Mal um "Magical Boy".
Magical Boy ist eine Webcomic-Reihe, die auf der Onlineplattform "Tapas.io" erscheint - eine Plattform auf der Künstler relativ einfach Comics und Novels veröffentlichen können. Magical Boy ist dabei ein Werk von "The Kao", einem Comiczeichner aus Chicago, der seit 2015 auf der Plattform aktiv ist.

Aber kommen wir nun erstmal zur Story. (Vorsicht, der folgende Text enthält Spoiler für Teile der ersten 5 Kapitel!) Vor langer Zeit herrschte eine finsterer Kreatur namens Devoid über die Erde, bis eines Tages die Göttin Aurora auftauchte. Sie schenkte den Lebewesen auf der Erde mit ihrem Licht der Liebe, Hoffnung und Barmherzigkeit Kraft und Lebensenergie und kämpfte anschließend gegen Devoid, welcher diese Lebewesen terrorisierte und versuchte ihnen die Energie von Aurora für sich selbst zu entziehen. Mit ihrem Licht gelang es Aurora Devoid aus dieser Welt zu verbannen, doch sie opferte sich selbst als sie dies tat und nun ist es die Aufgabe ihrer Nachfahren sich darum zu kümmern, dass das Siegel welches Devoid aus unserer Welt fern hält nicht gebrochen wird und die Kreaturen der Finsternis wieder auf die Erde loslässt. Dafür werden die Kräfte der Göttin Aurora seit jeher von Generation zu Generation an die jeweilige Tochter ihrer Nachfahrinnen weitergegeben - Zumindest ist dies die Geschichte eines Buches, die sich unser 16-jähriger Schüler und Protagonist Max Owen immer wieder von seiner Mutter anhören muss. Er selbst hält es für eine langweilige Kindergeschichte und glaubt nicht daran, doch seine Mutter ist fest davon überzeugt, dass er die nächste Nachfahrin der Göttin Aurora ist... Aber Moment mal? Muss die Nachfahrin nicht eine Tochter sein? Richtig, denn Max heißt mit offiziellem Namen Áine Owen und ist von körperlichen Gesichtspunkten her eigentlich weiblich, fühlt sich diesem Geschlecht aber überhaupt nicht zugehörig und möchte lieber als Junge wahrgenommen und akzeptiert werden - also kurz: Er ist Transgender. Das macht das Leben von Max nicht grade einfach, denn die einzige Person, der er sich bislang anvertrauen konnte, ist seine beste Freundin Jennifer. Seine Mutter hingegen legt besonderen Wert darauf, dass Max endlich anfängt sich elegant und weiblich genug zu benehmen, um der Nachfahrin einer Göttin würdig zu sein - was dieser tunlichst versucht zu vermeiden, mit ausreden wie z.B. dass seine Katze auf das neue Kleid gekotzt hat, welches seine Mutter ihm gekauft hat. In der Schule ist Max zudem das ziel von Mobbing, teils wegen seines jungenhaften Auftretens, auch wenn er nicht direkt geoutet ist, teils wegen seiner engen, wohl gerne auch falsch gedeuteten Freundschaft zu Jennifer, welche offen lesbisch und damit ebenfalls ziel des Mobbings ist, auch wenn sie sich davon wenig beeindruckt zeigt, sondern lieber mal nen coolen Konterspruch raushaut.

Und als ob Max damit nicht schon genug Probleme hat, passieren plötzlich seltsame Dinge. Nicht nur, kann er seit einiger Zeit seltsame Auraartige Lichter um andere Menschen herum wahrnehmen, die er klangvoll "Light-Farts", also Lichtfürze, nennt, da er selbst nicht weiß, was sie darstellen sollen - nein, kurze Zeit später erschüttert ein Erdbeben die Schule und Max wird Zeuge wie ein Insektenartiges Wesen einen Teil dieses Lichtes von einer seiner Mitschülerinnen klaut. Ein Insektenartiges Wesen, welches scheinbar nur er sehen kann, dass aber sehr schnell auch verschwunden ist. Diesen Zwischenfall daher zunächst ignorierend möchte Max sich jetzt erstmal darauf konzentrieren sich endlich vor seiner Mutter als Transgender zu outen, damit diese damit aufhört ihn ständig in Kleider Stopfen zu wollen. Leider läuft dies jedoch gehörig schief, denn seine Mutter hört ihm zunächst gar nicht richtig zu und möchte auch eigentlich gar nichts davon wissen, denn ihr ist es viel wichtiger, das Max sich endlich bewusst wird eine Nachfahrin der Göttin Aurora zu sein. Sie schenkt ihm ein altes Amulett und redet ihm weiter ein, wie er zu sein hat. Wütend, verletzt und traurig rennt Max daraufhin fort, um sich mit Jennifer zu treffen. Doch die Beiden und eine ihrer Mitschülerinnen werden kurz darauf von einem seltsamen Monster angegriffen und so langsam wird Max klar, dass die Geschichten seiner Mutter wahr sind. Mit dem Amulett und der Hilfe seines Katers Walnut, der in Wahrheit ein mystischer Wächter ist, verwandelt sich Max unfreiwillig in ein Magical Girl und muss fortan gegen diese Monster kämpfen und das Siegel welches Devoid gefangen hält schützen um die Welt vor dem Untergang zu bewahren - Und das, obwohl er mit süßen Kleidern und weiblichem Auftreten nach wie vor so gar nichts am Hut haben will...

"Magical Boy" ist meiner Meinung nach ein sehr interessanter Ansatz für das Genre. Die Geschichte als solche empfand ich als sehr gut durchdachte und geschrieben. Sie enthält spannende und lustige Momente, gleichzeitig bietet sie aber auch gefühlvolle Abschnitte und gibt einen guten Einblick in die Probleme von Transpersonen sowie damit einhergehenden Problemen wie Trans- und Homophobie, Dysphorie (also das Hassen des eigenen Körpers), Selbstzweifel an der eigenen Identität oder intolerante Elternteile. Ich als selbst betroffene Person konnte viele der persönlichen Probleme von Max sehr gut nachvollziehen und denke Teile der Geschichte können außenstehenden zumindest ein Stück weit näher bringen, wie es ist Transgender zu sein und mit welchen Gedanken man sich dabei herumschlagen muss. Für betroffene Personen die sowas eventuell nicht so gut ertragen können, gibt es zu Beginn einiger Kapitel übrigens Hinweise, dass die Inhalte der folgenden Seiten eventuell Dysphorie triggern könnten, was ich jetzt nicht als so schlimm empfand, aber eine gute Vorsichtsmaßnahme sind diese Warnungen auf jeden Fall.

Magical Boy umfasst derzeit 24 vollwertige Kapitel, ein Q & A, ein Charakter Profile Sheet sowie eine Danksagung an alle Leute die gespendet und damit ein bestimmtes Ziel erreicht haben, durch das ein Bonuskapitel nach Abschluss der Hauptstory erscheinen wird. Wie bereits erwähnt, erscheint der Webcomic, der übrigens kein Manga, sondern eine Full-Color Veröffentlichung in westlicher Leserichtung ist, auf der Plattform Tapas.io, die ihr im Browser oder via App aufrufen könnt. Der Comic ist komplett gratis zugänglich, es besteht aber die Möglichkeit den Autor mit spenden zu unterstützen. Das Erste Kapitel erschien am 21. April 2018, das zurzeit letzte Kapitel am 1. März 2020. Und auch wenn der Autor an einer früheren Stelle die Frage, wie lang die Geschichte sein wird, mit 24 Kapitel beantwortete, ist die Handlung noch nicht abgeschlossen. Wer also wie ich die relativ kurzen Kapitel innerhalb von 2 Tagen nahezu aufsaugt, wird sich danach wohl noch etwas gedulden müssen. Empfehlenswert finde ich den Comic aber alle Mal.
Einziger Hinweis der eventuell noch wichtig sein könnte: Der Comic erscheint leider nur auf Englisch und wird vermutlich auch nicht in andere Sprachen übersetzt werden, ihr solltet der Sprache also einigermaßen mächtig sein.